ProduktschutzDruckfarbe als Hilfsmittel gegen Produktklau
Nach Schätzungen der EU-Kommission entsteht den Herstellern von Markenartikeln durch Diebstahl geistigen Eigentums jährlich ein Schaden von etwa 300 Milliarden Euro. Im Rahmen der Studie „Marken- und Produktpiraterie 2006“ des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) gaben fast zwei Drittel der befragten Unternehmen an, schon einmal Opfer von Markenpiraten geworden zu sein.
Gefälscht wird dabei so gut wie alles: hochwertige Uhren, Markenbekleidung, Medikamente, Software, Autoteile bis hin zu kompletten Kraftfahrzeugen. Sogar Ersatzteile von Maschinen und Investitionsgütern werden von findigen „Nachbauern“ bis ins Detail kopiert. Neben den Produkten selbst sind oft auch Sicherheitsetiketten auf der Ware Manipulationsobjekt dreister Fälscher.
Die Bio-ID-Farbe, die die Vermarktung solcher Fälschungen erheblich erschweren wird, enthält Biomoleküle als sogenannte Marker. Diese lassen sich nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip mit spezifisch reagierenden Antikörpern in einem Färbe-Schnelltestverfahren leicht identifizieren. Trägermaterial für die als Antigene fungierenden Biomoleküle sind Sol-Gel-Materialien auf SiO2-Basis, die nicht nur einen hohen Kratz- und Abriebschutz aufweisen, sondern auch besonders resistent gegen extreme Temperaturen und Chemikalien sind. Zudem erwiesen sie sich als hervorragend geeignet für die verfahrensbedingt notwendige räumliche Fixierung.
Im Prüfungsfall docken die Antikörper aus einem speziellen Prüf-Kit bei authentischen Produkten an die Biomoleküle in dem aufgebrachten Sicherheitssubstrat an, eine Farbreaktion erfolgt. Bei Fälschungen erfolgt dagegen keine Reaktion. Selbst mittels Proteinanalyse ist eine Entschlüsselung dieses Bio-Codes nahezu unmöglich – das Prüfverfahren ist faktisch nicht auszuhebeln. Die mit Biomolekülen angereicherte Farbe ist praktisch auf alle bedruckbaren Materialien auftragbar, darunter Papier, Kartonagen, Kunststoff oder Metalle. Da die Sol-Gel-Schicht transparent ist, kann der Produktschutz zudem auch auf heute übliche Sicherheitsetiketten appliziert werden.
Die Produktentwicklung soll bis Ende 2010 abgeschlossen sein. Nach Expertenmeinung stellen technologische Schutzmechanismen dieser Art die wirksamste Maßnahme gegen die weltweite „Fake“-Schwemme dar. PTS-Vorstand Dr. Alois-Bernhard Kerkhoff ist von der Krisenresistenz der gerade im Entstehen begriffenen neuen Schutzbranche überzeugt:
„Die Nachfrage nach derart aufwändigen Technologien ist außerordentlich groß und steigt stetig. Dieser Markt, momentan mit etwa 4,5 Milliarden Euro bewertet, weist zurzeit zweistellige Wachstumsraten auf.“
Zum Forschungsprojekt
Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) mit Fördermitteln unterstützt.
Weitere Informationen: www.zim-bmwi.de
[po; Quelle: Checkpointmedia; Bild: torsten-lohse - pixelio.de]