RatingKennen Sie Ihre Kreditwürdigkeit?

Die zurückhaltende Kreditvergabe stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Sie fragen sich oft: Bin ich kreditwürdig und wie überzeuge ich den Banker von meiner Kreditwürdigkeit? Die Banken setzen zur Prüfung dieser häufig das Rating ein und verschweigen es. Dabei sind die Kreditinstitute dazu verpflichtet, dies dem Bankkunden mitzuteilen.

Im April haben Unternehmen in Deutschland zwar wieder etwas leichter Kredite erhalten. So teilte das Münchner Ifo-Institut letzte Woche mit, dass sich die Hürde für den Abschluss eines Kreditvertrages im Vergleich zum Vormonat etwas gesenkt habe. Trotzdem hätten noch 41,6 Prozent der befragten Unternehmen die aktuelle Kreditvergabepraxis der Banken als restriktiv beurteilt.

Besuche bei Sparkassen und Banken sind deshalb für viele Unternehmen derzeit immer noch ein Gang nach Canossa. Vor allem dann, wenn es um eine neue oder erweiterte Kreditlinie gehen soll.

So ermitteln Sie Ihre Kreditwürdigkeit

Maßgeblich für das Bankgespräch ist das Rating des Kunden, das viele Banker aber wie ein Staatsgeheimnis hüten. Wer seine eigene Kreditwürdigkeit kennt, kann aber besser verhandeln. Was nur wenige wissen: Die Geldhäuser sind quasi verpflichtet, das Rating mitzuteilen. Darauf weist die Hannoveraner Unternehmensberatung Becker von Buch hin.

Grundlage für die Offenlegung des Ratings ist die "Selbstverpflichtung der deutschen Kreditwirtschaft zur Rating-Kommunikation", erklärt Johannes Ulrich Becker von Buch, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens. Verabschiedet wurde das Papier von der "Initiative Finanzstandort Deutschland" (IFD), es ist für alle deutschen Kreditinstitute gültig. Zitat aus dem Dokument:

"Die IFD-Mitglieder haben sich auf eine sechsstufige Ratingskala verständigt. Sie verpflichten sich, dem Kunden gegenüber ihre jeweilige Ratingentscheidung offenzulegen und auf diese IFD-Skala zu übersetzen."

Die Skala enthält Bewertungen von 1 bis 6.

  • Mit 1 wird ein "Unternehmen mit sehr guter bis guter Bonität" und einem Insolvenzrisiko von bis zu 0,3 Prozent bezeichnet.
  • Liegt die Note bei 3, spricht das Institut von einem Unternehmer "mit befriedigender beziehungsweise noch guter Bonität" und einem Risiko-Prozentsatz von 0,7 bis 1,5.
  • Unternehmer mit 6er-Rating dagegen sehen sich mit "sehr hohem Risiko" und einer Kreditausfallwahrscheinlichkeit "ab 8 Prozent" konfrontiert.

Offene Kommunikation in beiden Richtungen

Becker von Buch empfiehlt:

"Rückt der Banker aufgrund des Hinweises auf die IFD schließlich die Rating-Note heraus, sollte sich der Kunde erklären lassen, wie die Bank zu dieser Bewertung gekommen ist. Dabei offenbaren sich in der Regel die Stärken und Schwächen des Unternehmens - die man zukünftig auf- beziehungsweise abbauen kann, um sich im Rating zu verbessern."

Hilfreich sei in solchen Fällen die Vorlage eines Business-Plans, der ständig fortgeschrieben wird. Die Bank sollte über den monatlichen Stand und geschäftliche Tendenzen informiert werden.

Nicht nur Zahlen beeinflussen das Rating

Außerdem spielen auch die "weichen" Faktoren, wie Marktposition, Führungsmannschaft und Nachfolgeregelung eine immer größere Rolle. Vermeiden solle man künftig auch jene Fallstricke, die unweigerlich zu einer höheren und damit schlechteren Note führt. Dazu gehörten

  • rückläufige Geldeingänge auf dem Konto,
  • Überziehung der vereinbarten Kreditlinie an mehr als 90 Tagen innerhalb eines Jahres,
  • nicht ausgeführte Überweisungen,
  • Lastschrift- oder Scheck-Rückgaben mangels Deckung oder gar
  • Pfändungsbeschlüsse für das Konto.

Becker von Buch sagt:

"Auf solche Warnsignale reagieren Banker gerade heutzutage ausgesprochen sensibel. Das Misstrauen kann soweit führen, dass nicht nur die Kreditwilligkeit seitens der Bank gegen Null abdriftet; die Geschäftsverbindung könnte außerdem grundsätzlich infrage gestellt werden."

[po; Quelle: Becker von Buch Unternehmensberatung; Bild: robynmac - Fotolia.com]

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