Rede und Ansprache halten
Der Saal ist geschmückt, das Buffet vorbereitet und die Gäste erwarten mit Spannung die Rede des Chefs. Er tritt ans Pult und beginnt. Alle lauschen gebannt. Doch nach ein paar Minuten erlahmt das Interesse. Die Zuhörer fragen sich stattdessen: Wann wird endlich das Buffet eröffnet?
Dieses Phänomen wird in den kommenden Wochen auf unzähligen Weihnachtsfeiern wieder oft zu beobachten sein. Denn die Chefansprache gehört dort zum obligatorischen Programm. Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner die Sympathie des Auditoriums gewinnt. Wichtig ist auch die Dramaturgie der Rede. Der Inhalt hingegen hat auf den Erfolg geringen Einfluss. Oder anders formuliert: Der Redner muss vor allem einen Draht zum Publikum finden. Was er sagt, ist zweitrangig. Sympathie gewinnt er durch Authentizität, außerdem muss die Rede zu ihm passen. Unglaubwürdig wirkt es, wenn sich ein Erbsenzähler als Witzbold präsentiert. Oder wenn ein Einzelkämpfer sich verbal mit den Anwesenden verbrüdert.
Zuhörer auf eine Gedankenreise mitnehmen
Ein guter Redner nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise, zum Beispiel durchs vergangene Jahr. Beim Vorbereiten sollten Sie deshalb zunächst erkunden:
- Was ist der Anlass der Reise?
- Wohin soll die Reise gehen?
- Wer nimmt an der Reise teil?
Erst dann sollten Sie das "Reiseprogramm" zusammenstellen.
Beim Konzipieren der Rede sollten Sie bedenken: Wer sitzt mir gegenüber? Sind die Zuhörer unterstellte Mitarbeiter, sollte Ihre Rede anders aufgebaut sein als wenn Sie vor gleichrangigen Kollegen sprechen. Ebenfalls wichtig: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Arbeiten die Anwesenden im Alltag zusammen, bestehen gemeinsame Erfahrungen, auf die Sie sich beziehen können. Sehen sie sich hingegen nur ein Mal pro Jahr, müssen Sie auf andere Elemente zurückgreifen, um einen für alle gemeinsamen Nenner zu finden, etwa die Entwicklung in der Branche oder die aktuelle Euro-Krise.
Zuhörer persönlich ansprechen
Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern, unter anderem, indem er häufig Blickkontakt mit dem Publikum sucht. Deshalb sollten Sie Ihre Rede so frei wie möglich vortragen. Sprechen Sie die Zuhörer immer wieder persönlich an. Aber nicht, indem Sie in jeden dritten Satz die Floskel „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ einstreuen. Fragen Sie die Zuhörer lieber rhetorisch:
- „Denken Sie auch manchmal ...?“
- „Geht es Ihnen wie mir ...?“
Integrieren Sie auch Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie schadet nie. Je kürzer Ihre Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Rede auf einer Weihnachtsfeier sollte nicht länger als zehn, maximal fünfzehn Minuten dauern. Länger dauert auch die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin nicht.
Auf wenige Kernbotschaften konzentrieren
Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel:
1. Die Arbeitsplätze sind sicher.
2. Unsere Firma blickt einer rosigen Zukunft entgegen.
3. Dass es ihr so gut geht, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.
Für das inhaltliche Planen einer Rede empfiehlt sich die Mindmapping-Methode. Schreiben Sie in die Mitte eines Blatts das Thema oder den Anlass der Rede, also zum Beispiel „Weihnachtsfeier 2011“ oder „Strategie 2012“. Zeichen Sie ausgehend von diesem Zentrum Linien und notieren Sie entlang dieser Linien alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel „Umsatzentwicklung“, „Dank an Mitarbeiter“ oder „neue Produkte“. Notieren Sie danach entlang von Seitenarmen dieser Linien alles, was Ihnen hierzu einfällt. So bekommen Sie schnell einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede.
Knackig einsteigen und feurig enden
Besonders sorgfältig sollten Sie den Beginn und den Schluss Ihrer Rede planen. Denn wie aufmerksam das Publikum zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Starten Sie zum Beispiel mit einer Anekdote oder einem Witz. Ein gelungener Einstieg lässt das Publikum aufhorchen. Danach sollte Ihre Rede auf ein großes Finale hinstreben, das dem Publikum im Gedächtnis bleibt – wie bei einem Feuerwerk.
Benutzen Sie kurze Sätze und keine unverständlichen Schachtelsätze. Diese beinhalten die Gefahr, dass Sie sich verheddern. Bei ungeübten Rednern ist dann auch oft der Rest der Rede ein Problem, denn sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Sicherheit als Redner gewinnen Sie vor allem durch eine gute Vorbereitung. Üben Sie Ihre Rede laut! Insbesondere den Einstieg, das Ende sowie die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese im Schlaf aufsagen können. Und noch ein Tipp: Stoppen Sie beim Üben die Dauer Ihrer Rede! So stellen Sie fest, wann es Zeit wird, das Buffet zu eröffnen.