RhetorikMit Stegreifreden glänzen
Stellen Sie sich vor, Sie werden gebeten, ein Statement zum Thema „Sinn und Unsinn von Mitarbeitergesprächen“ abzugeben. Vor Ihnen sitzen fremde Menschen, die Sie erwartungsvoll anschauen. Ihr Herz schlägt schneller. Sie hoffen, dass Ihnen jetzt etwas Vernünftiges einfällt. Schließlich quetschen Sie ein paar unsichere Worte heraus. Ihre Stimme hört sich fremd an. Blackout, Denkblockade. Fünf Minuten später fällt Ihnen alles Mögliche zum Thema ein. Solche Situationen lassen sich vermeiden.
Möglichst schnell den Redeeinstieg finden
Früher war die Stegreifrede eine eilige Nachricht, die ein reitender Bote dem Empfänger noch vom Sattel aus zurief. Weil das unbequem war, fielen diese Reden immer recht kurz aus. Auch Sie sollten sich bei einer Stegreifrede möglichst kurz fassen. Wichtig ist, den Eindruck zu vermitteln, Sie könnten auf dem entsprechenden Gebiet mitreden. Die Stegreifrede ist die höchste Stufe der Rhetorik, weil sie ohne jede Vorbereitung, aus dem Augenblick heraus gehalten werden muss. Entscheidend ist, dass Sie, sobald Sie das Wort ergreifen sollen, möglichst schnell einen Redeeinstieg finden. Dies ist das beste Mittel gegen eine Denkblockade. Sobald Sie dann einmal am Sprechen sind, werden Ihnen die Ideen nur so zufliegen.
Schon Heinrich von Kleist schrieb über dieses Phänomen einen Essay mit dem Titel „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Seine These: Beim Sprechen kommen uns die Gedanken irgendwie automatisch, so wie der Appetit beim Essen. Wenn wir mit dem Aussprechen des Gedankens „nur dreist den Anfang machen, prägt unser Gemüt im Alleingang die vorher noch verworrenen Vorstellungen zur völligen Deutlichkeit aus“. Der einmal angefangene Satz will zu Ende gesprochen werden. Ohne die Eigendynamik der Sprache kämen die Gedanken gar nicht auf Trab. Und so manch großer Redner habe „in dem Augenblick, da er den Mund aufmachte“, noch nicht gewusst, was er kurz darauf sagen würde.
Für die meisten ist der Einstieg bei einer Stegreifrede am schwierigsten. Die folgenden Techniken können helfen, den Einstieg zu erleichtern:
Fragen formulieren
Sie sprechen jene Fragen, die Sie sich sonst im Stillen stellen, laut aus und lassen Ihre Zuhörer quasi an der Geburt Ihrer Gedanken teilhaben:
- Warum ist ein Mitarbeitergespräch wichtig?
- Wann braucht es ein solches Gespräch?
- Worauf sollte man in einem solchen Gespräch achten?
Auf welche dieser Fragen Sie dann antworten, entscheiden Sie spontan. Es wird naturgemäß die Frage sein, deren Beantwortung Ihnen am leichtesten fällt. Schon haben Sie den Einstieg geschafft.
Entstehung des Themas aufzeigen
Sie zeigen die Entstehung oder Entwicklungsgeschichte des Themas auf:
- Sie werfen einen Blick zurück in die Vergangenheit (Wie war es früher?)
- Sie kommen dann auf die Gegenwart zu sprechen.
- Sie können dann noch einen Blick in die Zukunft werfen.
Aus dem Thema eine Geschichte machen
Sie kleiden das Thema in ein persönliches Erlebnis oder machen eine kleine Geschichte daraus: „Neulich ist Folgendes passiert ...“ Diese Technik hat den Vorteil, dass Sie sehr anschaulich und interessant sprechen.
Über Ihr Gefühl sprechen
Sie sprechen über das Gefühl, das das Thema bei Ihnen auslöst. Etwa in der Art: „Wenn ich an das Thema Mitarbeitergespräch denke, macht mir Angst ...“
Thema in Beziehung zu einem anderen setzen
Sie bringen das Thema in Beziehung zu einem verwandten Thema oder sprechen zunächst sogar über den gegenteiligen Begriff. Nach wenigen Sätzen schlagen Sie dann den Bogen zum eigentlichen Thema.
Prägen Sie sich diese fünf Techniken gut ein, damit Sie variantenreich damit umgehen können. Sie können diese auch gut gebrauchen, wenn Ihnen zwischendurch der Stoff ausgeht oder Sie einen „Filmriss“ haben. Dann sagen Sie an dieser Stelle einfach: „Übrigens, wie war das eigentlich früher?“