Social EntrepreneurshipWie Gründer die Welt verbessern

Unternehmertum und gesellschaftliches Engagement muss kein Gegensatz sein. Social Entrepreneurs machen beides: Geld verdienen und Gutes tun.

Unternehmen sind zunächst nichts anderes als Organisationen, die besonders effizient Leistungen erbringen können. Warum sollte man diese Fähigkeit nicht auch für soziale, ökologische oder gesellschaftliche Zwecke nutzen? Viele Gründer wollen das inzwischen. Aber wie sehen die Geschäftsideen der Social Entrepreneurs konkret aus?

Beispiele für Geschäftsideen von Social Entrepreneurs

Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist „Viva con agua“. Die entwicklungspolitische Non-Profit-Organisation hat sich die Verbesserung der Wasserversorgung und der sanitären Verhältnisse in Entwicklungsländern zum Ziel gesetzt und unterstützt entsprechende Projekte finanziell. Die Mittel dazu kommen aber nicht nur aus klassischen Spenden, sondern auch aus den Erträgen von zwei Firmen, die die Organisation gegründet hat. Die eine verkauft unter dem Label „Viva con agua“ Mineralwasser. Die andere heißt „Goldeimer“, vermietet ökologische Sanitäranlagen für Musikfestivals und vertreibt ein eigenes Recycling-Toilettenpapier.

Zweifellos sind das innovative Ideen, um einer guten Sache auf die Sprünge zu helfen. Dem Social Entrepreneurship wird deshalb auch Zukunftspotential bescheinigt. Gleichzeitig wird aber auch die Frage diskutiert, welche Kriterien ein Social Start-up erfüllen muss, um als sozial, ökologisch, oder noch allgemeiner, als gesellschaftlich positiv gelten zu können.

Die gemeinnützige GmbH (gGmbH)

Reicht es aus, wie beim Mineralwasser, die Gewinne eines ganz normalen Unternehmens für einen guten Zweck zu spenden? Wäre also etwa auch der Hersteller von Ölheizungen ökologisch, wenn er seine Gewinne in Maßnahmen zum Klimaschutz investiert? Oder muss die Geschäftstätigkeit selbst auch schon dem Gemeinwohl dienen?

Um Social Entrepreneurship zu fördern, aber auch um mehr Klarheit zu schaffen, wurde 2013 die Verwendung der Bezeichnung gGmbH für zulässig erklärt. Das wichtigste Kriterium ist, dass das Geschäft nicht primär der Gewinnerzielung dienen soll. Im Mittelpunkt stehen soll die nachhaltige Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme. Dennoch anfallende Gewinne müssen einem vorher festgelegten gemeinnützigen Zweck zugeführt werden.

Kriterien und Vorteile der gGmbh

Gleichzeitig muss aber auch die Geschäftstätigkeit selbst sozialen Mehrwert liefern. Dabei ist der Begriff „sozial“ sehr weit gefasst. Unternehmen mit hohem ökologischem Anspruch gehören ebenso dazu, wie solche, die sich um die Integration von Behinderten kümmern, innovative Erziehungskonzepte verfolgen oder Nachhaltigkeit fördern. Ob ein Geschäftsmodell die strengen Kriterien der gGmbH erfüllt, entscheidet das Finanzamt. Ganz leicht ist der Nachweis nicht. Dafür winken aber eine Reihe von Vorteilen: Die gGmbH ist von einigen Steuern befreit. Und sie darf mit dem verminderten Mehrwertsteuersatz wirtschaften. Außerdem kann sie Spenden entgegennehmen und dafür Spendenquittungen ausstellen.

Auch „Viva con agua“ nutzt die Möglichkeiten der gGmbh. Allerdings nur bei einem ihrer zwei Unternehmen. Während sie ihr Mineralwasser über eine konventionelle GmbH vertreibt, ist „Goldeimer“ eine gGmbH, denn der ökologische Ansatz ihres Sanitärservices erfüllt die Kriterien der Gemeinnützigkeit.

Social Entrepreneure sind oft Helden, Unternehmer und Marketer

Dass hinter sozialen Start-ups, anders als bei „Viva con agua“, nicht unbedingt ein Verein oder eine NGO stehen muss, zeigt das Beispiel einer anderen gGmbH: „social bee“. Das Münchner Start-up nutzt das Modell der non-profit Zeitarbeit und bietet ein umfassendes Programm zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Sprachkurse gehören ebenso dazu wie Behördengänge und Qualifizierungsprogramme. Aber auch potentielle Arbeitgeber profitieren, denn „social bee“ übernimmt als zwischengeschalteter Arbeitgeber, auf dem Wege der Arbeitnehmerüberlassung, sämtliche behördliche Fragestellungen und den Verwaltungsaufwand. Unternehmen können so unkompliziert motivierte geflüchtete Personen kennenlernen und sie in ihrem Betrieb integrieren. Im besten Fall wird die Person in eine Festanstellung übernommen. Am Anfang profitierte „social bee“, wie andere soziale Start-ups auch, von Anschubfinanzierungen durch Stiftungen. Mittlerweile funktioniert das Geschäftsmodell der non-profit Zeitarbeit des Münchner Startups und sie finanzieren sich und ihr Integrationsmodell durch die Einnahmen der Überlassung.
 
Das bedeutet aber auch: Soziale Start-ups sind dauerhaft auf öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung angewiesen. Der gesellschaftliche Mehrwert muss immer wieder überzeugend dargestellt, die Erfolge belegt und präsentiert werden. Für die Social Entrepreneurs ist das eine große Herausforderung neben ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit. Soziale Unternehmen brauchen verlässliche Unterstützer-Netzwerke, damit sie nachhaltig agieren können.

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