Social Forecasting und Mitarbeiterwissen
Social Forecasting ist ein Ansatz, der die Entscheidungsfindung mit Hilfe von Mitarbeitern ermöglicht. Gerade bei sensiblen Unternehmensdaten erweist sich dieser Ansatz, mit dessen Hilfe Unternehmen genaue Prognosen erstellen können, als besonders wirksam. Bisher versuchen Unternehmen mittels statistischer Methoden und Expertenmeinungen die Wirtschaftsentwicklung, den Produktabsatz oder das Verhalten von Wettbewerbern vorherzusagen. Diese Methoden scheitern aber oft an der Realität, denn diese ist zu komplex, als dass einzelne Experten oder ein paar starre Gleichungen sie beschreiben könnten. In diesem Problemfeld entstand in den letzten Jahren unter dem Einfluss von Social Media und Web 2.0 das Thema Social Forecasting.
Was ist Social Forecasting?
Im Kern macht sich Social Forecasting die Grundidee von Crowdsourcing zu Nutze, das heißt, es beruht auf kollektiver Intelligenz. Die gestellten Fragen beziehen sich primär auf zukünftige Ereignisse, um somit eine Empfehlung für Management-Entscheidungen zu geben. Das Wissen kommt primär von Mitarbeitern, nicht von Konsumenten, da es sich häufig um vertrauliche Unternehmensprognosen handelt, die dem Forecasting dienen.
Crowdsourcing
Crowdsourcing bezeichnet im Gegensatz zum Outsourcing nicht die Auslagerung von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen, sondern die Auslagerung auf die Intelligenz und die Arbeitskraft einer Menge von Freizeitarbeitern im Internet. Eine Schar von Freiwilligen generiert Inhalte, löst diverse Aufgaben und Probleme oder ist an Forschungs- und Entwicklungsprojekten beteiligt (Schwarmintelligenz).
Crowdsourcing ist damit ein Prinzip der Arbeitsteilung, die mit ihren positiven Spezialisierungseffekten zu den Grundprinzipien des Wirtschaftens zählt. Die Besonderheit des Crowdsourcing liegt in der Erweiterung der bisherigen Arbeitsteilungsmodelle um den Faktor Motivation.
Quelle: Wikipedia
Die zweite Kernkomponente von Social Forecasting ist die Nutzung von Anreizmechanismen, welche sich aus Ranglisten und Sachpreisen zusammensetzen. Es werden nur die besten und genauesten Antworten belohnt. Dadurch haben die Teilnehmer, anders als etwa bei einfachen Umfragen, einen Anreiz, möglichst exakte Antworten zu geben.
Social Forecasting produziert keine Unmenge an Kommentaren wie dies bei Wikis und Blogs der Fall ist. Stattdessen stehen dem Management am Ende immer eine (oder mehrere) konkrete Zahlen, zum Beispiel Absatzprognosen in Euro oder auch Wachstumsraten in Prozent zur Verfügung, auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen werden können. Dadurch wird auch die Nutzenmessung von Social Forecasting in Unternehmen deutlich erleichtert.
Social Forecasting | Wikis/Blogs | |
---|---|---|
Funktion | konkrete Antworten auf konkrete Fragen | Wissen speichern und abrufen |
Output | Wissen, gebündelt in Zahlen | zahlreiche Kommentare und Text |
Nutzen | messbar | schwer messbar |
Mitmachquote | i.d.R. 30 Prozent | i.d.R. 5 Prozent |
Anfangsaufwand | gering | hoch |
Anwendungsbereiche von Social Forecasting
Mit Social Forecasting kann ein breites Spektrum an Themen abgedeckt werden. Als besonders wirksam erweist es sich, wenn es um neue Produkte oder strategische Fragen geht, bei denen in der Regel nicht auf historische Daten zurückgegriffen werden kann. Die folgenden Beispiele verdeutlichen die Einsatzmöglichkeiten:
Marktprognosen
Zum Beispiel die Prognose von Absatzzahlen, Marktanteilen oder Wachstumsraten für beliebige Produkte
Competitive Intelligence
Zum Beispiel das Abschätzen des Risikos eines Markteintritts neuer Wettbewerber in einem Segment
Produktinnovation
Zum Beispiel die Prognose des Life-Time-Umsatzpotenzials, der tatsächlichen Entwicklungskosten und der Entwicklungsdauer bei neuen Produktideen
F&E-Management
Zum Beispiel die Quantifizierung von Technologietrends und das rechtzeitige Abschätzen von Entwicklungsrisiken
Wirtschaftsprognosen
Zum Beispiel Prognosen bezüglich der Arbeitslosenrate oder des Wirtschaftswachstums
Einige Unternehmen haben Social Forecasting bereits im Einsatz. Manager und Abteilungsleiter können dabei ihre Fragen in einem Social-Forecasting-Intranet-Portal eingeben; innerhalb weniger Tage bündelt dieses das Wissen von Mitarbeitern aus allen Unternehmensteilen. Am Ende erhält das Management konkrete Zahlen als Output. Diese dienen dann als Grundlage für wichtige Entscheidungen.
Mit Social Forecasting verfügen Mitarbeiter über Fachexpertise und sind gleichzeitig auch Kunden. Gerade bei Einschätzungen zu Themen, die sensible Unternehmensdaten erfordern, ist Social Forecasting von Bedeutung, da hier eine Auslagerung an Externe nicht in Frage kommt. Hinzu kommt , dass relevante Prognosen recht zügig erstellt werden können, da die Rekrutierung externer Personen entfällt. Mitarbeiter lassen sich per E-Mail sofort ansprechen.