StellensucheAuch in schwierigen Zeiten einen Job finden
In den Medien lesen und hören wir fast täglich die Schreckensmeldungen hoher Arbeitslosenzahlen. Und ein weiterer Anstieg ist so gut wie sicher. Wenn Sie auch auf der Suche nach einem neuen Job sind, werden Sie diese Nachrichten verständlicherweise abschrecken. Womöglich werden Sie entmutigt aufgeben und sich erst einmal gar mehr bewerben.
Das ist ein Fehler, denn Resignation macht Ihre Situation nur noch schlimmer. Fakt ist: Es gibt zahlreiche freie Stellen. Sie müssen diese nur finden und die jeweiligen Personalentscheider von sich überzeugen. „Leichter gesagt, als getan“, denken Sie jetzt vielleicht. Hier bekommen Sie ein paar Anregungen, wie Sie trotz schlechter wirtschaftlicher Lage einen neuen Job finden können.
Aus jedem Flop eine Heldentat machen
Sich über die eigene Situation zu beklagen, ist menschlich. Doch nach einem Jobverlust bringt Sie das nicht weiter. Irgendwann ist es genug mit Jammern. Personaler sehen und hören das nämlich gar nicht gerne. Die Karriereexperten Anne Jacoby und Florian Vollmers raten Jobsuchenden in ihrem Buch „Bewerben in schwierigen Zeiten“, das eigene Schlamassel in eine Erfolgsgeschichte zu verwandeln: „Was Personaler hören wollen, ist nämlich kein Gejammer über inkompetente Chefs, nervende Kolleginnen, böse Mutterkonzerne und gnadenlose Technisierung. [...] Was Personaler hören wollen, ist, wie Sie mit diesen Widrigkeiten umgehen. Sie brauchen daher einen positiven, konsistenten Entwurf Ihrer Berufsbiografie, in der Sie als Held des eigenen Werdegangs auftreten.“
Doch wie werden Sie zum Held Ihres eigenen Werdegangs? Es gelingt Ihnen, wenn Sie Ihre Probleme umdeuten und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Probleme können auch als Herausforderung gesehen werden. Wenn Sie beispielsweise von Ihrem Arbeitgeber gekündigt wurden, dann haben Personaler gerade in Krisenzeiten Verständnis dafür. Sie können die Kündigung als Chance sehen, sich beruflich neu zu orientieren. Wenn Sie positiv in die Zukunft schauen, wird das Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber beeindrucken. Etwa nach dem Motto: Mir wurde zwar gekündigt, aber ich sehe das als Chance endlich in einen Job zu wechseln, in dem ich meine Kompetenzen XY besser einsetzen kann.
Auch in Krisenzeiten gilt: Nicht Schummeln
Bleiben Sie bei der Wahrheit beim Formulieren Ihrer Heldengeschichte. Auch wenn Sie Ihre Erfolgsaussichten dann schlechter einschätzen. Ihre Qualifikation und Fähigkeiten werden Sie nämlich irgendwann unter Beweis stellen müssen. Und wenn Sie die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen, enttäuscht das. Versuchen Sie möglichst bescheiden, aber nicht unterwürfig, aufzutreten. Damit können Sie besser punkten als mit übertriebenen Begabungen!
Das gilt ebenso für die Dokumente, die Sie bei der Bewerbung einreichen. Gefälschte Zeugnisse oder unwahre Titelangaben kommen irgendwann ans Licht und führen meistens zu einer Kündigung und sogar Schadenersatzzahlungen. Arbeitgeber setzen sogar Detektive ein, um Betrugsfälle im Bewerbungsprozess aufzuspüren.
Manchmal ermöglicht erst ein Rückschritt den Fortschritt
Es ist eine Kunst für sich, den passenden Beruf zu finden. Er soll Spaß machen, zu den eigenen Fähigkeiten, Interessen und Lebensvorstellungen passen, aber auch genügend Einnahmen bringen. Viele Menschen meistern die schwierige Aufgabe der Berufswahl nicht und sind am Ende unzufrieden mit ihrem Job. Das frustriert.
Gerade in einer Rezession kann man sich leider nicht immer aussuchen, wo man einen Job findet. Wer jedoch zu lange, auf die Wunsch-Arbeitsstelle wartet, versäumt den Anschluss und bekommt schlimmstenfalls nie mehr eine Anstellung. Laut Studien sinkt die Wahrscheinlichkeit auf einen neuen Job mit der Länge der Arbeitslosigkeit. Deshalb heißt es: So schnell wie möglich wieder zurück in den Beruf!
Das Dilemma zwischen passendem Job und schnellem Wiedereinstieg können Sie lösen, indem Sie zunächst einmal einen Job suchen, der nicht ganz Ihren Ansprüchen entspricht, aber mit dem Sie dennoch leben können. Daraus ergeben sich nach einiger Zeit oft andere Möglichkeiten. Zum Beispiel können Sie innerhalb des Unternehmens versetzt oder befördert werden, oder Sie finden neue Kontakte in anderen Unternehmen. Wenn die Zeiten besser werden, können Sie sich immer noch weiterentwickeln und die Karriereleiter wieder nach oben anstatt nach unten erklimmen.
Auch die Zeitarbeit ist eine Alternative, um wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Wenn Sie also schon einige Absagen erhalten haben und bisher vor Zeitarbeitsfirmen zurückgeschreckt sind, dann sollten Sie diese Chance nicht außer Acht lassen. Es gibt zwar auch einige schwarze Schafe bei Zeitarbeitsunternehmen, aber viele sind seriös und geben keinen Anlass zur Besorgnis. Eine Internetrecherche im Vorfeld kann helfen, den jeweiligen Anbieter von Zeitarbeit auf Seriosität hin zu überprüfen.
Die freien Stellen finden
Wenn in Krisenzeiten die Arbeitsplätze weniger werden, müssen sich Bewerber bei der Suche nach offenen Stellen besonders viel Mühe geben. Die Konkurrenz wird größer und die Personalchefs verwöhnter, weil sie eine größere Auswahl – auch gut qualifizierter Fachkräfte – haben. Es kommt nun darauf an, die Jobs zu finden, die zu Ihrem eigenen Profil so gut wie möglich passen. Und das ist keine leichte Aufgabe. Denn läuft es wirtschaftlich schlechter, steigt auch die Zahl der sogenannten verdeckten Stellen, weil auch Personaler nach mehr Sicherheit und Verlässlichkeit verlangen. Fast ein Drittel aller Neueinstellungen kam im Jahr 2008 über eigene Mitarbeiter und persönliche Kontakte zustande. Dies zeigt eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter 14.000 Betrieben.
Die verdeckten Stellen werden nicht nach außen kommuniziert, sondern unter der Hand vergeben. Wenn Sie also kein Vitamin B haben oder nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind, entgehen Ihnen einige Jobangebote. Sich telefonisch bei seinem Wunscharbeitgeber zu informieren, hilft, mehr über verdeckte freie Stellen zu erfahren. Mit ein bisschen Glück verraten die Personaler – sofern man sie erwischt – dass zum Beispiel über Neueinstellungen nachgedacht wird oder Initiativbewerbungen gern gesehen sind.
Mit Initiativbewerbungen können Sie schon, bevor ein konkreter Personalbedarf entsteht, auf sich aufmerksam machen und die Verantwortlichen von sich überzeugen. Denn Initiativbewerber haben weniger Konkurrenz und zeigen viel Engagement.
Ein großes gut funktionierendes Netzwerk ist auch viel Wert, um an verdeckte Stellen zu kommen. Mithilfe von Praktika können Sie Ihr Netzwerk ausbauen und in neuen Firmen Kontakte knüpfen und auch Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Informieren Sie auch Freunde und Bekannte, dass Sie auf Jobsuche sind. Vielleicht haben sie einen Tipp, wo es freie Stellen gibt oder es entstehen darüber wichtige Kontakte. In sozialen Netzwerken im Internet wie XING sollten Sie sich auch beteiligen und versuchen Ihr Netzwerk zu vergrößern.
Bestimmte Branchen sind krisenfester als andere. Die heiß begehrten Berufsgruppen sind nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung folgende:
- Soziale Berufe;
- Ingenieurberufe;
- Berufe des Landverkehrs (zum Beispiel Lkw-Fahrzeugführer);
- Berufe in Unternehmensleitung, Bberatung und Wirtschaftsprüfung sowie
- Rechnungskaufleute und Informatiker.
Wenn diese Berufsgruppen überhaupt nicht zu Ihrer Ausbildung oder Interessen passen, dann kann Ihnen auch eine andere Strategie helfen, einen neuen Job zu finden. Sind Sie beispielsweise in einer Branche tätig, die gerade stark vom Stellenabbau betroffen ist, so besteht die Chance, dass diese Unternehmen in Zukunft unter Personalmangel leiden werden, weil sie während der Krise zu viele Mitarbeiter entlassen haben. Wenn die Wirtschaft wieder mehr Aufschwung bekommt, fehlen ihnen dann gut qualifizierte Fachkräfte. Und dann kommen Sie ins Spiel: Wenn Sie genau hinschauen und das passende Profil aufweisen, finden Sie auch in den Branchen wieder einen Arbeitsplatz, über die momentan in den Medien nur von Stellenabbau die Rede ist. Dafür benötigen Sie allerdings noch ein wenig Geduld, bis wieder Bedarf bei den Unternehmen vorhanden ist. In dieser Zeit sollten Sie sich weiterbilden, damit Sie als hoch qualifizierter Spezialist wieder einsteigen können.
Auf Messen Kontakte knüpfen
Jobmessen zu besuchen mit dem Ziel, gleich eine neue Stelle zu finden, ist in Krisenzeiten recht aussichtslos. Aber um Kontakte zu möglichen Arbeitgebern herzustellen, ist ein (Fach-) Messebesuch ideal. Sie sollten sich auf ihn genauso vorbereiten wie auf ein Bewerbungsgespräch, also klären Sie:
- Was kann ich?
- Was will ich?
- Welche für mich interessanten Aussteller gibt es?
- Welche Stellen könnten diese zu bieten haben?
Informationen über die Aussteller erhalten Sie in Ausstellerlisten der Messeveranstalter und auf den jeweiligen Webseiten der Unternehmen. Suchen Sie nach Gesprächsthemen, die Sie auf der Messe anbringen können. Und eine Liste mit Fragen, zum Beispiel über Berufsbilder, die Branche oder wichtige Ansprechpartner, wird von den meisten Unternehmen durchaus positiv bewertet. Damit Sie für alles gewappnet sind, können Sie auch ein bis zwei Bewerbungsmappen und Visitenkarten – sofern Sie welche haben – mitnehmen.
Mit der Bewerbung auffallen
In Zeiten der Krise erhalten vor allem die beliebten Unternehmen noch mehr Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen und auch mehr Initiativbewerbungen. Deshalb sollte Ihre Bewerbung (positiv) auffallen.
Viele Wege führen zum Arbeitgeber. Suchen Sie sich den heraus, den der Arbeitgeber gerne hätte. Falls in der Stellenanzeige nicht erwähnt wird, ob die Bewerbung per Post oder E-Mail erwünscht ist, können Sie selbst wählen. Es gelten jedoch für beide Wege die gleichen Vorschriften: ordentlich und ohne Fehler! Sie sollen zwar auffallen, aber nicht aufgrund einer schnuddeligen Bewerbung.
Wenn Sie eine ausgefallene Bewerbung verschicken möchten, kommt es auf die Branche und das Berufsfeld an, wie kreativ Sie sein dürfen.
In Online-Formularbewerbungen haben Sie so gut wie keine gestalterischen Freiheiten. Die einzige Chance ist hier, mit gutem Inhalt und fehlerlosen Angaben zu überzeugen.
Bewerber in Krisenzeiten in einer schlechteren Position
Wenn die Arbeitslosenzahl steigt und mehr Arbeitskräfte auf dem Markt zur Verfügung stehen, hebt dies Unternehmen in eine noch machtvollere Position. Einige Arbeitgeber nutzen dies aus, indem sie unzulässige Fragen im Vorstellungsgespräch stellen. Fragen beispielsweise über die sexuelle Orientierung oder die finanziellen Verhältnisse sind tabu. Werden sie im Bewerbungsgespräch trotzdem gestellt, hat der Bewerber das Recht die Fragen nicht zu beantworten oder sogar zu lügen.
Ihre Machtposition können Unternehmen auch bei der Gehaltsverhandlung ausnutzen. Sie drücken das Gehalt, weil sie wissen, dass die Bewerber auf die Stelle angewiesen sind und auch für weniger Geld arbeiten. In dieser Situation sollten Sie sich dennoch nicht unter Wert verkaufen. Gehen Sie selbstbewusst in die Verhandlung, so als gäbe es keine Krise. Wer im Vorstellungsgespräch gleich die Bereitschaft zum Verzicht auf eine angemessene Bezahlung zeigt, verringert eventuell seine Einstellungschancen. Denn gut qualifizierte Mitarbeiter sollten wissen, was ihre Qualifikation wert ist und unterbezahlte Arbeitskräfte kündigen schneller, wenn sie woanders eine besser bezahlte Stelle angeboten bekommen.
Auch wenn die Arbeitgeber jammern, sollten Sie sich nicht so leicht erweichen lassen. Wenn Sie sehr gut auf die angebotene Stelle passen und es schon bis zum persönlichen Gespräch geschafft haben, stehen Ihre Verhandlungschancen gut. Argumentieren Sie Ihre höhere Gehaltsvorstellung mit dem Nutzen, den Sie der Firma bringen, wenn Sie eingestellt werden. Bleibt der Arbeitgeber aber hartnäckig, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Sichern Sie sich die Option, das Gehalt erneut zu verhandeln, wenn wieder bessere Zeiten kommen.
Durch Absagen nicht entmutigen lassen
Machen Sie sich bewusst, dass Sie in krisengeplagten Zeiten mehr Absagen bekommen als sonst. Dies ist aber kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Und wenn Sie doch einmal die Motivation verlieren, weiter Bewerbungen zu schreiben, machen Sie etwas anderes. In Zeiten ohne Job können Sie zum Beispiel eine Weiterbildung oder Umschulung absolvieren. Dies wird oft von der Arbeitsagentur bezahlt.
Oder Sie gehen ins Ausland, lernen eine neue Sprache und sammeln dort Erfahrungen, die Sie für einen neuen Job besser qualifiziert. Qualifikation ist in Krisenzeiten ein Muss. Denn die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt sind niedrig bis mittel Qualifizierte, da sie austauschbar sind. Spezialisten und Menschen mit verschiedenen Soft Skills sind hingegen die Gewinner des krisengeschädigten Arbeitsmarktes.