Stress und Gelassenheit
Stress kann in drei Stufen unterteilt werden: Zu wenig Stress, konzentrierender Stress und zu viel Stress. Zu wenig Stress haben wir dann, wenn wir entweder müde sind oder uns eine Aufgabe langweilt, sprich unterfordert. Unterforderung entsteht klassisch bei Routineaufgaben, weil diese von unserem Unterbewusstsein quasi im Schlaf erledigt werden können. Aber auch wenn Situationen für uns, im wahrsten Sinne des Wortes, reizlos sind, wechseln wir in den Unterforderungsmodus.
Denken Sie in diesem Zusammenhang einmal an endlose Meetings, simple Routineaufgaben oder langweilige Vorträge. Wir erkennen Unterforderung immer daran, wenn wir uns ziellos in Gedankenwolken aufhängen oder schlicht unkonzentriert sind. Diese Stressstufe macht keinen Spaß, wie unlängst auch eine neue Harvard-Studie gezeigt hat.
Etwas tun „wollen“ erzeugt konzentrierenden Stress
Konzentrierenden Stress empfinden wir bei einer leichten Herausforderung. Dann haben wir unsere Handlung zwar noch im Griff, aber sie erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. In dieser Stufe sind wir voll bei der Sache und die Zeit vergeht wie im Flug. Sie befinden sich meist dann in diesem Zustand, wenn Sie Ihren Aufgaben mit Leidenschaft nachgehen. Um diese Stressstufe zu erkennen, fragen Sie sich, ob Sie gerade etwas tun wollen oder müssen. Ziel sollte es sein, möglichst häufig und möglichst lange auf der Stufe des „Wollens“ zu sein.
Zu guter Letzt gibt es noch den Stress, von dem wir sprechen, wenn wir sagen „das stresst mich!“ Ab diesem Punkt entzieht sich eine Situation immer mehr unserer Kontrolle. Kontrollentzug entsteht daneben auch immer dann, wenn wir eine Aufgabe machen „müssen“. Eine typische Situationen für Kontrollverlust: Auf dem Weg zu einem wichtigen Termin geraten Sie plötzlich in einen längeren Stau. Oder Sie können eine Deadline nicht einhalten, haben einfach zu viele Aufgaben für ein Zeitfenster oder einfach keine Lust.
Zusammengefasst können wir sagen: Zu viel Stress ist unangenehm, zu wenig auch. Ein mittleres Stressniveau hingegen ist in Ordnung. Im realen Berufsalltag können Sie auf jede dieser Stufen Einfluss nehmen:
Kopf aufräumen!
So wie Sie regelmäßig Ihren Schreibtisch aufräumen, sollten Sie auch in Ihrem Kopf die Gedanken ordnen. Nehmen Sie sich dazu jeden Tag fünf Minuten Zeit und schreiben Sie alles, was Ihnen durch den Kopf geht, einfach auf ein Blatt Papier. Sie werden feststellen, wie Sie so in relativ kurzer Zeit einen klaren Kopf bekommen. Das wiederum ist die Basis für die positive Konzentration der Stressstufe zwei.
Eins nach dem anderen!
Damit Sie sich einer Sache voll und ganz widmen können, braucht Ihr Gehirn einen klaren Ablaufplan. Fertigen Sie dazu eine einfache Streichliste an, die nach Prioritäten top-down geordnet ist. Versuchen Sie jetzt Punkt für Punkt abzustreichen und bei der einen Sache zu bleiben. Sie können das ganze wie ein Spiel sehen, indem Sie sich abschweifende Gedanken als einen kleinen Hund vorstellen, den Sie immer wieder einsammeln müssen. Seien Sie bei Ihrer Streichliste aber auch dynamisch und passen Sie sie an, wenn sich die Dinge kurzfristig ändern, was sie in der Regel tun.
Ordnung ist das halbe Leben
Sorgen Sie öfter für Ordnung. Es ist bekannt, dass Menschen einfache und klare Bilder, Gegenstände und Situationen mögen. Ein unaufgeräumter Schreibtisch ist das Gegenteil davon. Unbewusst löst diese „Unklarheit“ Stress aus, weil das Gehirn viel Energie aufwenden muss, um das Chaos und die in ihm lauernden „Arbeitsgefahren“ immer wieder zu berechnen.
Ruhepause
Wenn Sie einmal bewusst darauf achten, werden Sie feststellen, dass Sie öfter am Tag von Müdigkeit heimgesucht werden. Die Konzentration der aktivierenden Stufe zwei funktioniert dann nicht mehr. Statt eine Pause zu machen – was der Körper in der Konzentrationsschwäche eigentlich anordnet – machen wir meist weiter oder beschäftigen uns mit banalen Dingen. Gerade jetzt sollten Sie aber eine Pause machen und sich selbst fragen, ob Sie mit oder ohne Pause schneller ans Ziel kommen. Erst dann sollten Sie die Pause einlegen, weil es sonst passieren kann, dass Ihr Unterbewusstsein Sie weiter antreibt.
Ausreichend trinken
Wenn Sie feststellen, dass Sie Stress der Stufe drei begleitet, können Sie über einen einfachen Trick Ihr Nervensystem beruhigen: Trinken Sie eine Flasche Mineralwasser (0,5 bis 0,7 Liter) und es stellt sich ein Effekt ein, der dem ähnelt, als wenn Sie eine Mahlzeit gegessen hätten. Der Magen stellt sich auf Verdauung um. Dies wird im Nervensystem über den Parasympathikus gesteuert, der neben der Verdauung auch für Beruhigung zuständig ist.
Stress hilft gegen Langeweile
Wenn Sie eine Aufgabe langweilt, befinden Sie sich im Stresslevel eins. Erhöhen Sie in einer solchen Situation, wenn möglich, das Tempo, bis Sie in die Aufgabe eintauchen. Alternativ können Sie auch einen starken Kaffee oder Tee trinken, um den Stresslevel in Richtung der angenehmen Stufe zwei zu erhöhen. Sie können sich aber auch über ihren eigenen Körper aktivieren, wenn Sie sich aktiv bewegen.
Luft anhalten!
Wenn Sie viele Gedanken im Kopf haben, können Sie für einen Moment die Luft anhalten. Versuchen Sie dann, so langsam wie möglich zu atmen. Das Ergebnis: Ihr Gedankenspiel kommt langsam zur Ruhe. Ist dieses besonders stark ausgeprägt, können Sie als Ergänzung dazu noch die Technik „Kopf aufräumen“ anwenden.