TelekommunikationBusiness-Tarife richtig einkaufen
Anbieter von Telefon- und Internet-Flatrates versprechen endloses Telefonieren, Simsen und Surfen, keine unvorhergesehenen Kosten und Sorgenfreiheit inklusive. Kritiker warnen indes vor falschen Versprechungen und versteckten Zusatzkosten: In der Regel böte der „richtige“ individualisierte Tarif deutlich mehr Vorteile – und das zu gleichen oder sogar niedrigeren Preisen. Das wiederum ist für Unternehmen nicht unerheblich, insbesondere wenn zahlreiche Mitarbeiter mit Firmenhandys oder ähnlichen Geräten ausgestattet sind, so dass sich die Betriebskosten summieren. Pro Vertrag kann dann im Jahr schnell eine hohe zweistellige Summe zusammenkommen.
Den „richtigen“ Tarif zu finden ist bei vier Netzbetreibern, zahlreichen Serviceprovidern sowie einer kaum zu überblickenden Zahl an Tarifen und buchbaren Zusatzoptionen eine echte Herausforderung. Also doch zurück zur Flatrate von der Stange als einfache Lösung? Die Antwort lautet: Das kommt ganz auf die Bedürfnisse und das Nutzungsverhalten in Unternehmen an.
Flatrates: Welche Komponenten werden wirklich benötigt?
Je mehr eine Flatrate leisten soll, desto mehr kostet sie. Eine preiswerter All-Inclusive-Vertrag für 19,95 Euro pro Monat kann also keine eierlegende Wollmilchsau sein, die Ihnen alle nur denkbaren Wünsche erfüllt. Überlegen Sie sich zunächst, was ein (Rahmen-)Tarif in Ihrem Unternehmen leisten muss. Folgende Fragen sind dabei hilfreich:
- Wird in Ihrem Haus hauptsächlich telefoniert?
- Werden SMS häufig, selten oder gar nicht genutzt?
- Nutzen Sie und Ihre Mitarbeiter das Internet auch mobil und wenn ja, in welchem Umfang?
Haben Sie zwar eine besonders günstige Telefon-Flatrate abgeschlossen, nutzen jedoch auch häufig mobiles Internet und SMS, könnte sich ein Tarif, der alle drei Komponenten berücksichtigt, für Sie insgesamt besser eignen. Auf der anderen Seite enthalten viele Flatrates eine SMS-Flat, das heißt Sie bezahlen diese Komponente also auch dann, wenn Sie sie gar nicht nutzen – eine unnötige Ausgabe, die im Jahr pro Vertrag schnell 50 Euro oder mehr kosten kann.
Die meisten sogenannten Internet-Flatrates für Handys sind tatsächlich Volumentarife: Sie sind auf ein bestimmtes Volumen beschränkt, etwa 200 oder 500 Megabyte, ein, drei oder fünf Gigabyte. Ist dieses Limit erreicht, kann in der Regel zwar kostenlos weiter gesurft werden, allerdings mit einer deutlich reduzierten Geschwindigkeit. Das bremst die Effizienz beim Arbeiten. Versuchen Sie also nachzuvollziehen, welches Datenvolumen Sie in den vergangenen Monaten in etwa benötigt haben, und überlegen Sie, ob sich das Nutzungsverhalten in Ihrem Unternehmen in nächster Zukunft voraussichtlich erheblich ändern wird. Planen Sie dann etwas Puffer ein; so können Sie abschätzen, ob eine Internet-Flatrate, die Ihnen angeboten wurde oder mit der Sie liebäugeln, auch zu Ihnen passt.
Nicht jede Verbindung ist bei Flatrates inklusive
Dass bei einigen Flatrates lediglich kostenlose Gespräche in das eigene Handynetz oder ins Festnetz möglich sind, Telefonate in fremde Handynetze dagegen sehr teuer abgerechnet werden, hat sich herumgesprochen. Die Lösung sind so genannte „Allnet-Flats“, die schon seit einiger Zeit auf dem Markt sind. In der Regel lohnt es sich, einen solchen Vertrag abzuschließen. Ausnahme: Bestimmte Mitarbeiter nutzen ihr Handy ausschließlich für Festnetzanrufe ins Büro, um beispielsweise Rücksprachen zu halten.
Weniger bekannt ist, dass sogenannte Sonderrufnummern, etwa 0180er Nummern, grundsätzlich nicht durch Flatrates abgedeckt sind und separat abgerechnet werden. Relevant könnte dies werden, wenn Ihre Außendienstmitarbeiter regelmäßig bei Kundendiensten oder ähnlichen Hotlines anrufen, die häufig mit dieser Vorwahl beginnen. Dieser Betrag kommt zu den ursprünglich niedrigen Flatrate-Kosten hinzu. Können Ihre Mitarbeiter für diese Gespräche nicht auf ein Festnetztelefon ausweichen, sollten Sie sie einkalkulieren.
Auslandsgespräche können teuer sein
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage, ob und wie häufig Sie Auslandstelefonate führen. Diese Gespräche sind in günstigen Flatrates in der Regel nicht enthalten. Möchten Sie böse Überraschungen vermeiden, überprüfen Sie anhand von alten Verbindungsnachweisen, wie lange in Ihrem Unternehmen tatsächlich mobil in welches Land telefoniert wird. Errechnen Sie auch, wie hoch die Kosten dafür mit einem aktuellen Tarif wären. Da sich die Preise seit Jahren nach unten bewegen, lassen sich durch eine regelmäßige Überprüfung hier schnell Kosten sparen.
Bei manchen Tarifen lassen sich Auslands-Flatrates hinzu buchen. Prüfen Sie jedoch vorher, ob das bei Ihrem Wunschtarif überhaupt möglich ist, ob die für Sie relevanten Länder durch die Flatrate abgedeckt sind und ob die Zusatzkosten für die zusätzliche Flatrate günstiger sind als die Kosten für einen individuell optimierten Telefontarif.
Multi-Sim-Lösungen und Blackberry-Funktionen
Flatrates haben einen entscheidenden Nachteil, der für Businesskunden häufig ein Ausschlusskriteriuim darstellt: Zumindest die günstigen Varianten unterstützen häufig keine Multi-Sim-Lösungen und Blackberry-Funktionen. Ist es Ihnen jedoch wichtig, mehrere Sim-Karten mit derselben Rufnummer für mehrere Endgeräte zu erhalten oder Ihre beruflichen E-Mails mit dem Blackberry bearbeiten zu können, eignet sich eine günstige Flatrate nur sehr begrenzt. In diesem Fall ist es besser, auf eine teurere, leistungsfähigere Flatrate umzusteigen – oder auf einen individuellen Tarif, der genau die Komponenten enthält, die Sie benötigen.
Wenn Sie sich um den richtigen Tarif für Sie kümmern, kann es sich lohnen, auch über die Netzqualität nachzudenken. Flatrates, die die Netze von T-Mobile und Vodafone verwenden, sind häufig teurer; dafür ist, wie verschiedene Tests zeigten, in den meisten Gebieten Deutschlands die Netzqualität besser – das heißt, Sie erhalten eine bessere Gesprächsqualität, Sie sind zuverlässiger erreichbar und Ihr Internet ist schneller. Allerdings sind das Durchschnittswerte. Können Sie die Gegenden, in denen Ihre Firmenhandys vorwiegend zum Einsatz kommen sollen, vorab eingrenzen, sollten Sie sich vor Vertragsabschluss erkundigen, welche Netze dort am besten empfangen werden können. Netzabdeckungskarten finden Sie beispielsweise auf den Webseiten der Netzbetreiber.
Individuelle Tarife als lohnenswerte Alternative?
Günstig und sicher – mit diesem Versprechen sollen Kunden für Telefon- und Internet-Flatrates gewonnen werden. Grundsätzlich ist an diesem Konzept nichts auszusetzen, kann es das Leben im unübersichtlichen Tarifdschungel doch erheblich erleichtern. Je mehr Ihre Flatrate leisten soll, desto teurer kann sie jedoch am Ende werden. Und dann werden als Alternative individuell optimierte Tarife wieder interessant. Ihr Vorteil ist, dass sie im Gegensatz zur Flatrate von der Stange genau an Ihre Bedürfnisse angepasst werden.
Zusätzlich gibt es im Geschäftskundenbereich die Möglichkeit, die Nachfrage mehrerer Unternehmen zu bündeln. Auf diese Weise lassen sich Konditionen erhalten, die auf dem freien Markt so nicht üblich sind. Finanziell lohnen sich individuelle Tarife also häufig, vorausgesetzt, Sie überprüfen regelmäßig das gekaufte Paket und die tatsächlich abgefragten Leistungen. Ein kritischer Blick auf die letzten drei bis sechs Monatsrechnungen zeigt Ihnen schnell, ob Sie auf dem richtigen Weg sind.