TrendIT-Dienstleister werden zum Business Partner

Die IT-Branche wandelt sich. Software-Entwicklung findet zunehmend nicht mehr im eigenen Unternehmen statt und wird ausgelagert. Ernüchternd: Oft mangelt es an einem Business Case.

Für Führungskräfte des technischen Managements ist die Industrialisierung der IT ein Thema, das nicht nur ihre eigene Rolle verändert, sondern auch die Struktur ihrer Abteilung. Um den Wandel zu vollziehen, steuert die Mehrheit der Befragten die Veränderung der Fertigungstiefe aktiv. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie IT-Trends 2007 des Management- und IT-Beratungsunternehmens Capgemini. So wird den Prognosen zufolge in fünf Jahren nur noch knapp ein Fünftel der Software im eigenen Haus entwickelt. Heute liegt der Wert noch bei 28 Prozent.

Sicherheit ist und bleibt das Thema Nummer eins

Noch drastischer sieht es bei der IT-Infrastruktur aus: Hier sinkt die Eigenleistung weiter von derzeit knapp 50 auf rund 35 Prozent. Bei Pflege und Wartung der Anwendungen nimmt dieser Wert auf rund 41 Prozent ab. Investiert werde trotzdem nicht weniger. Viele Unternehmen würden ihre Budgets auf Vorjahresniveau halten oder sogar mehr ausgeben. In Sachen innovative Entwicklungen schränkt Martin Bettels, Vice President Alliances & Innovation bei Capgemini, allerdings ein:

"Durch die vielen Pflicht-Tätigkeiten ist der Spielraum für Innovationen seitens der IT-Abteilungen inzwischen auf ein recht niedriges Maß gefallen."

Bei den wichtigsten Themen steht wie vor zwölf Monaten die Sicherheit auf Platz eins. Die IT-Leiter sehen diese vor allem durch das mangelnde Bewusstsein der Mitarbeiter und des Managements sowie durch Angriffe von innen gefährdet. Die Themen "Enterprise Resource Planning (ERP) und Harmonisierung der IT-Systeme" sowie "IT-Infrastruktur und IT-Service-Management" folgen auf den Positionen zwei und drei. Zwei Plätze rückte das Thema Business Intelligence auf, bei dem die Datenqualität im Mittelpunkt steht. Hohe Bedeutung hat auch der Komplex "Integration und Service-orientierte Architekturen", der zum ersten Mal gemeinsam abgefragt wurde.

"Die Industrialisierung der IT zieht weit reichende Veränderungen nach sich. Die IT-Landschaft eines Unternehmens wird immer flexibler und dient mehr und mehr als Drehscheibe für die Kopplung von Services“,

sagt Bettels. Das wirkt sich auf die Rolle des IT-Leiters aus. Nach Angaben der Befragten sehen die meisten (79 Prozent) derzeit ihre Aufgabe darin, als Dienstleister des Unternehmens für die reibungslose Lieferung der IT zu sorgen. Die Rolle als Business Partner, der geschäftliche Anforderungen in technische Lösungen übersetzt, nehmen heute lediglich 53 Prozent wahr. In Zukunft werden es 92 Prozent sein! Die Folge: Diese Tätigkeit wird sich zur Hauptaufgabe entwickeln.

Business Case: Bei vielen Projekten Mangelware

Neben dem Wandel der Rolle der IT-Verantwortlichen verändert sich auch die Erbringung der Services. Um diese Veränderungen vorzubereiten, konzentrieren sich die meisten auf die Implementierung von Standards und die Definition der Prozesse. Der Einführung neuer Methoden wird derzeit noch zu wenig Beachtung geschenkt. Zum ersten Mal wurden die Teilnehmer gefragt, wie zufrieden sie mit der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Anwendungen sind. Auf einer Skala von eins bis sechs erhielten die meisten Applikationen eine Note im Bereich drei.

Am besten schnitten Mobillösungen ab, die scheinbar halten, was sie versprechen: Sie erhöhen die Effizienz und sparen Zeit. Allerdings zeigte sich, dass viele Projekte nicht mit einer Wirtschaftlichkeitsberechnung unterlegt werden und dass die Ergebnisse deshalb in den meisten Fällen eher auf Schätzungen denn auf Zahlen beruhen. Obwohl der Druck Kosten zu senken nach wie vor Thema ist, scheuen viele IT-Verantwortliche die Mühe, einen Business Case zu erstellen.

Die Einhaltung von Zeitplänen und Budgets hat sich nicht nennenswert verbessert. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich der Mangel an internen Ressourcen im Vergleich zum vergangenen Jahr verschärft hat und die Anzahl der Projekte gestiegen ist. Trotzdem verzichten 47 Prozent der Befragten darauf, spezifische Governance-Prozesse zu nutzen, um geschäftskritische Vorhaben zu steuern und zu überwachen. Dazu Martin Bettels:

"In dieser Situation scheint es kaum Freiräume für die IT-Leiter zu geben, um sich Gedanken über ihre neue Rolle und die Umstrukturierung der Abteilung und der Prozesse zu machen. Nicht nur an dieser Stelle lassen die Ergebnisse der Studie darauf schließen, dass der Weg vom Dienstleister zum Business Partner für viele Führungskräfte steinig wird."

Hinweis

An der Umfrage IT Trends 2007 von Capgemini nahmen IT-Verantwortliche aus 67 deutschen Unternehmen sowie 24 Führungskräfte aus Österreich und 16 aus der Schweiz teil, deren Unternehmen jeweils einen Jahresumsatz von mehr als 250 Millionen Euro erwirtschaften.

 

[dw/ps]

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