UmsatzverlustePrivatkliniken kränkeln beim Kundenservice
Ihre Klientel sind Patienten mit Anspruch. Doch wer sich als Patient für die hochpreisigen und oft erklärungsbedürftigen Dienstleistungen einer Privatklinik interessiert, sollte im Vorfeld lieber keine großen Informationsansprüche stellen. Denn die Kundenkommunikation lässt bei den Anfragenden noch viele Fragen und Wünsche offen. Statt mögliche Patienten mit gutem Service an sich zu binden, überlassen viele Privatkliniken den Raum der Konkurrenz. Das zeigt die im Herbst 2007 durchgeführte Studie der Kölner Dialogmarketing-Agentur Jäger + Schmitter DIALOG GmbH. Untersucht wurden die Unternehmensdarstellung der Kliniken im Internet, die Reaktion auf telefonische Anfragen und E-Mails sowie die Qualität der Klinikbroschüren. Nicola Herbig, Leiterin des Qualitätsmanagements von DIALOG, sagt:
„Die meisten Privatkliniken sehen in den Interessenten offenbar immer noch den ‚unmündigen Patienten’ statt den ‚König Kunden’. Damit verschenken sie nicht nur unnötig Wettbewerbsvorteile, sondern auch bares Geld. Wird zum Beispiel eine E-Mail-Anfrage nach einer Nasenkorrektur nicht beantwortet, entgeht der Klinik ein Auftrag von rund 4.000 Euro. Denn in den meisten Fällen wird sich der Kunde dann eine Klinik suchen, von der er sich besser informiert und betreut fühlt.“
Während in der Studie die getesteten Websites aller drei Klinik-Fachrichtungen sowie die Leistungen bei telefonischen Anfragen noch mit befriedigend bewertet wurden, ging es bei den Broschüren bergab: Das Testergebnis lag bestenfalls im mittelmäßigen Bereich.
Am problematischsten war der moderne Kommunikationskanal E-Mail. Hier wurden die Ergebnisse als schlecht bis sehr schlecht eingestuft – die Reproduktionsmedizin konnte noch den besten Wert erzielen. Insgesamt lag bei allen vier untersuchten Medien der Fachbereich Reproduktionsmedizin vorn, war aber dennoch von einem guten Resultat weit entfernt. An zweiter Stelle fand sich die Plastische Chirurgie, gefolgt von der Orthopädie.
Websites – Technik vor Inhalt
Während die Internetseiten aller Fachbereiche technisch gut funktionierten, mangelte es inhaltlich häufig an Standard-Informationen: Bei mehr als der Hälfte der Websites fehlten Rubriken wie Unternehmensphilosophie, Referenzen, Qualität, Kompetenz und persönliche Ansprechpartner. Dadurch wirkte der Gesamteindruck nur wenig professionell. Die Plastische Chirurgie bot hier insgesamt das schlechteste Bild. Die größte Chance, auf eine ansprechende Website zu stoßen, hatten Kunden bei der Reproduktionsmedizin.
E-Mails – Antwort Glückssache
Kliniken der Reproduktionsmedizin waren es auch, die 80 Prozent der E-Mail-Anfragen beantworteten. Wer auf eine Reaktion der Plastischen Chirurgen wartete, tat dies bei jeder dritten E-Mail vergeblich. Die meisten Enttäuschungen aber erlebten potenzielle Patienten der Orthopädie: In fast 40 Prozent der Fälle wurde nicht geantwortet. Diejenigen Kliniken, die reagierten, überzeugten dann allerdings mit informativem und kundenorientiertem Inhalt ihrer E-Mails.
Hotlines – Gut verbunden
Interessenten, die die Kliniken direkt anriefen, waren besser dran: Die durchschnittliche telefonische Erreichbarkeit aller drei getesteten Fachbereiche betrug 94 Prozent. Dabei schnitten die Orthopäden am besten ab. Auch die Beratungsleistung am Telefon war bei allen drei Bereichen gut. Vor allem die Reproduktionsmedizin konnte punkten. Dennoch gab es auch hier in den Disziplinen Gesprächsführung und professionelle Ansprache der Kunden noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Broschüren – Mittelmaß überwiegt
Forderte der Patient von „seiner“ Klinik eine Broschüre an, hinterließ keiner der drei Fachbereiche einen guten Eindruck: Nur 27 Prozent der orthopädischen Einrichtungen erfüllten diesen Wunsch. Bei den Plastischen Chirurgen waren es rund 30 Prozent. Die Reproduktionsmedizin lag hier – im Vergleich zu den anderen – weit vorn und versorgte immerhin 55 Prozent aller Anfragenden mit einer Broschüre. Während bei allen Bereichen die inhaltliche Qualität der Broschüren zufriedenstellend war, ließ die äußere Gestaltung der Klinikinformationen allerdings noch viel Raum für Verbesserungen.
Getestet wurden landesweit 264 große und mittelgroße Kliniken und Praxen aus den Bereichen Orthopädie, Plastische Chirurgie und Reproduktionsmedizin.
[jf; Quelle: DIALOG, Bild: Fotolia]