Unternehmen und Betriebliches Gesundheitsmanagement
Aufgrund des demographischen Wandels und des höheren Renteneintrittsalters steigt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen. Altersbedingte Krankheiten treten häufiger im Berufsleben auf; krankheitsbedingte Ausfälle nehmen entsprechend zu. So verursachen Mitarbeiterausfälle in deutschen Firmen schon heute Kosten in Höhe von rund 60 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, müssen Unternehmen ein gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) betreiben.
Denn durch bessere, stressfreie Arbeitsbedingungen und eine passende Gesundheitsvorsorge lassen sich Mitarbeiterausfälle um bis zu 40 Prozent reduzieren. Diese Vorteile haben mittlerweile 80 Prozent der deutschen Firmen erkannt; trotzdem setzt lediglich ein Drittel von ihnen entsprechende Maßnahmen tatsächlich um. Das sind die Ergebnisse einer Studie zum BGM von Roland Berger Strategy Consultants. Studienautorin Maren Hauptmann von Roland Berger sagt dazu in einer Presseinformation:
„Deutsche Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, Kosten in Höhe von rund 60 Milliarden Euro pro Jahr wegen Mitarbeiterausfällen auf sich zu nehmen, denn das stellt ihre Wettbewerbsfähigkeit infrage. Aufgrund des steigenden Durchschnittsalters ihrer Belegschaft werden Unternehmen daher zunehmend in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren müssen.“
Betriebliches Gesundheitsmanagement steigert Effizienz
Bereits heute scheidet mehr als ein Viertel der deutschen Arbeitnehmer (rund 28 Prozent) aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Berufsleben aus. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zuspitzen wird, wie Hauptmann erläutert. Der demographische Wandel und das steigende Renteneintrittsalter in Deutschland würden dazu führen, dass die Belegschaft in den Firmen durchschnittlich älter wird – und somit auch anfälliger für Krankheiten und weitere Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz, so die Studienautorin.
Sind heute zirka 30 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland 50 bis 64 Jahre alt, wird diese ältere Arbeitnehmergruppe bis 2050 auf rund 40 Prozent anwachsen. Unternehmen werden daher vermehrt mit Ausfallzeiten ihrer Mitarbeiter konfrontiert sein. Ein gezieltes BGM soll dabei helfen nicht nur erhebliche Kosten zu sparen, sondern auch die älteren und dadurch erfahreneren Mitarbeiter besser an das Unternehmen zu binden. Maren Hauptmann:
„Wenn ältere Mitarbeiter für längere Zeit ausfallen oder aus Gesundheitsgründen frühzeitig ihre Firma verlassen, verliert das Unternehmen Personal mit einer hohen Expertise. Das kann sich sehr negativ auf die Geschäfte der Firma auswirken.“
Außerdem sorge ein gezieltes Gesundheitsmanagement dafür, Personalausfälle zu reduzieren. Dabei könnten Firmen ihren Mitarbeitern zum Beispiel gesundheitsfördernde Programme in Zusammenarbeit mit Krankenkassen und externen Partnern anbieten, um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Sportangebote und gesunde Ernährungsprogramme in den Betriebskantinen könnten ebenfalls zum Wohlfühlen der Belegschaft beitragen.
Doch auch Stressfaktoren wie Mobbing, hoher Zeitdruck, viele Überstunden sowie Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzen würden immer mehr Mitarbeiter in den Unternehmen belasten und führten nicht selten zu Krankheiten, wie Maren Hauptmann weiß. Oft wirkten sich solche Faktoren auf die Qualität der Arbeit der betroffenen Mitarbeiter negativ aus. Firmen könnten dadurch bis zu 15 Prozent ihrer Produktivität einbüßen. Um das zu vermeiden, sollten sie die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter entsprechend fördern sowie Probleme am Arbeitsplatz identifizieren und aktiv angehen.
Wenige Unternehmen setzen passende Programme um
Die Studie zeigt aber auch: Obwohl 80 Prozent der deutschen Firmen die Vorteile des betrieblichen Gesundheitsmanagements erkennen, setzt gerade einmal ein Drittel von ihnen entsprechende Maßnahmen tatsächlich um. Einer der Hauptgründe ist die begrenzte Kalkulierbarkeit der damit verbundenen Kosten: Häufig könnten Unternehmen das Verhältnis von Kosten und Nutzen eines Gesundheitsmanagements nicht richtig abschätzen. Das hindere sie daran, überhaupt zu investieren.
Außerdem, zieht die Studienautorin das Fazit, erfordere das BGM die Unterstützung der Unternehmensführung: Nur wenn diese das Wohlfühlen der eigenen Mitarbeiter als Priorität verstehe, könnten entsprechende Programme umgesetzt werden, um die Gesundheit der Belegschaft zu schützen. Schließlich fehlten in den Firmen oft die nötige Kompetenz und die personellen Ressourcen, um gezielte Programme anzubieten. Hauptmann:
„Kooperationen mit externen Anbietern, Krankenkassen und Gesundheitsexperten können hier eine optimale Lösung für viele Unternehmen darstellen. Denn eine Investition in die langfristige Leistungsfähigkeit der eigenen Mitarbeiter lohnt sich für die Firmen auf jeden Fall.“
Quelle: Roland Berger Strategy Consultants
Hinweis
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