UnternehmensführungWie effektiv steuern Unternehmen gegen die Krise?
In der Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO besteht große Einigkeit der Befragten darin, dass Entscheidungen schneller, flexibler und über einen effizienteren Austausch mit internen und externen Anspruchsgruppen getroffen werden sollen. Schwierige Entscheidungen müssen transparent und nachvollziehbar begründet werden, so das einhellige Urteil von rund 90 Prozent der Teilnehmer.
Lenkbewegung muss dynamisch den Kurvenverlauf reflektieren
Das Leuten der Alarmglocken ist in diesen Zeiten nicht mehr zu überhören: So stellen zwei Drittel der Befragten negative Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen Situation auf die eigene Branche fest. Zwar kommen laut der Studie beim aktiven "Gegensteuern" Rationalisierungsprozesse, intensiveres Monitoring, Controlling und Reporting zum Einsatz. Doch das scheint nicht mehr auszureichen - 80 Prozent der Teilnehmer sehen einen Veränderungsbedarf in der Unternehmenssteuerung und 58 Prozent im Bereich des Risikomanagements. Laut Aussagen von drei Vierteln der Studienteilnehmer würden hier durchaus finanzielle Mittel für neue Managementinstrumente und -maßnahmen zur Verfügung stehen.
Die "gefühlte" Stimmung aktiv mitgestalten
Strategische Kommunikation wird für die Wahrnehmung des Unternehmens nach innen und nach außen ebenfalls als entscheidend betrachtet. Allerdings wird die aktuelle Berichterstattung von knapp der Hälfte der Befragten als negativ bewertet. Dennoch können mithilfe gezielter und gestaltender Kommunikation auch in diesen Zeiten neue Perspektiven geschaffen werden, dafür sprechen sich rund 70 Prozent der Befragten aus. Neben der medialen Kommunikation ist in Krisenzeiten der direkte Dialog mit allen internen und externen Bezugsgruppen von besonderer Bedeutung. 48 Prozent der Studienteilnehmer befürworten vollständig die unverzügliche und einstimmige Kommunikation, beispielsweise um schädliche Gerüchte und Spekulationen zu verhindern und einzudämmen, 36 Prozent stimmen dieser Aussage teilweise zu.
Das persönliche Gespräch ist unersetzlich
Knapp 80 Prozent der befragten Manager sprechen sich für den direkten Dialog aus, um für Verständnis und Vertrauen in Entscheidungen zu werben. Dem Votum, eine kollaborative Unternehmenskultur zu fördern, um die Zusammenarbeit unter Kollegen zu verbessern, folgen rund 61 Prozent. Gut die Hälfte der Teilnehmer möchte den Mitarbeiterkontakt und den Wissensaustausch fördern. Zustimmung in Krisenzeiten erhalten auch das eher klassische Berichtswesen und Reporting Systeme. Auffallend hingegen: Zumindest die befragten Führungskräfte zeigen sich noch skeptisch gegenüber Social Software und Business Intelligence Systemen. Prof. Spath, Institutsleiter des Fraunhofer IAO, sagt:
"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass neben dem verbesserten Einsatz von wirkungsvollen Steuerungsinstrumenten vor allem in der Optimierung der Führungskräftekommunikation noch Handlungspotenzial gesehen wird. Oder vereinfacht ausgedrückt: Das Management muss sich in Zeiten des permanenten Wandels schneller an Fakten, aber auch Kollegenmeinungen orientieren können, um selbst Orientierung nach innen und außen geben zu können."
Vorhandene Monitoring- und Steuerungssysteme müssen ständig den neuesten technologischen und wirtschaftlichen Trends sowie den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst werden. Laut Professor Spath müssten Chancen und Risiken zügig erkannt werden, wenn eine Kurskorrektur des Unternehmens unvermeidlich ist. Nach wie vor würden aber viele Veränderungsprozesse durch ungenutzte Kollaborationstechniken und schlecht koordinierte Kommunikation eher torpediert als unterstützt.
Zur Studie
Im Rahmen der Online-Studie "Turbulenz-Management" wurden Geschäftsführer und Entscheider sowie Verantwortliche für interne und externe Kommunikation befragt.
[po; Quelle: Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO; Bild: Julian Weber - Fotolia.com]