ScrumWie sich User Story und Use Case unterscheiden

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Use Case und der User Story? Erstellen Sie zuerst die User Story oder den Use Case? Wie hängen die beiden Methoden zusammen? Unterschiede und Gemeinsamkeiten praxisnah am Beispiel erklärt.
Von Redaktion business-wissen.de

Was unterscheidet User Story und Use Case voneinander?

Ein Use Case wird auch Anwendungsfall genannt. Er ist die von außen sichtbare Interaktion, die zwischen einer Nutzerin oder einem Nutzer und einem System stattfindet. Der Use Case wird meist als Diagramm visualisiert, mit dem die Gesamtübersicht und eine Spezifikation pro Anwendungsfall dargestellt wird.

Eine User Story beschreibt hingegen die Funktionalität eines Systems aus Sicht der Nutzerin oder des Nutzers. Es geht um die Frage: Wer möchte mit welcher Intention welches Ziel mithilfe des Systems erreichen? Die User Story wird in einfacher Sprache formuliert. Details erfassen Sie noch nicht.

Der Unterschied zwischen dem Use Case und der User Story ergibt sich aus den Definitionen: Aus inhaltlicher Sicht unterscheiden sich Use Case und User Story nicht grundsätzlich, denn beide beschreiben eine Aktivität. Der größte Unterschied zwischen ihnen liegt in der Art und Weise, wie eine Aktivität oder Interaktion beschrieben wird:

  • Der Use Case wird aus der Sicht des Entwicklers konkret und Schritt für Schritt beschrieben.
  • Die User Story steht stellvertretend für die Sicht der Nutzerin oder des Nutzers – mit dem Fokus auf den Nutzerwünschen und Nutzeranforderungen.

Wann erstellt man einen Use Case und wann eine User Story?

In der Praxis wissen Sie nicht von Anfang an, wie die Aktivität in einem System konkret ablaufen und funktionieren wird. Deshalb erstellen Sie zuerst eine User Story und später den Use Case.

In der User Story benennen Sie mindestens

  • den Akteur,
  • die Aktivität und
  • den Zweck.

Um eine User Story zu schreiben, erfassen Sie alle Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit Nutzer die Aktivität akzeptieren. Details zur Umsetzung, wie Schrittfolgen, Regeln oder Ergebnisse erfassen Sie vorerst nicht.

Einen Use Case erstellen Sie erst, wenn bekannt ist, wie die Aktivität im System ablaufen wird. Schritt für Schritt werden beim Use Case beschrieben:

  • Normalablauf
  • alternative Szenarien
  • mögliche Fehlerfälle

Außerdem erfassen Sie, welche Vorbedingungen es gibt, welche Nachbedingungen nach der Aktivität erfüllt sein müssen, welche Auslöser es gibt und welche Regeln gelten. In simplen Fällen erfassen Sie nur den Normalablauf – wie unten beispielhaft dargestellt.

Sie sehen: Erst wenn bekannt ist, welche Aktivitäten zu welchem Zweck ablaufen, in welcher Reihenfolge sie ablaufen und wie die Aktivitäten ablaufen sollen, wird ein Use Case erstellt.

Use Case oder User Story – Beispiel

Das folgende, einfache Beispiel veranschaulicht den Unterschied zwischen Use Case und User Story.

Beispiel für User Story „Urlaub planen“

Ich möchte meinen Urlaub in den gemeinsamen Kalender eintragen, damit meine Kolleginnen und Kollegen wissen, wann ich nicht anwesend sein werde. Außerdem möchte ich wissen, wie viele Urlaubstage ich für den Urlaubszeitraum X benötige und wie viel Resturlaub ich danach habe. Mein Urlaub darf sich überdies für maximal Y Tage mit dem Urlaub anderer Personen überschneiden.

Daraus ergibt sich:

  • Zahl der Arbeitstage im angegebenen Zeitraum muss angezeigt werden
  • benötigte Urlaubstage müssen berechnet werden
  • Resturlaub muss berechnet werden
  • Eintrag muss mit anderen Einträgen abgeglichen werden
  • Urlaubszeitraum muss für alle sichtbar markiert werden

Beispiel für Use Case „Urlaub planen“

  1. Mitarbeiter wählt Tag des Urlaubsbeginns
  2. Mitarbeiter wählt letzten Tag des Urlaubs
  3. System zeigt an, wie viele arbeitsfreie Tage und wie viele Arbeitstage im gewählten Zeitraum liegen
  4. Mitarbeiter bestätigt, die Information gesehen zu haben
  5. System zeigt an, ob und wann jemand anders in diesem Zeitraum Urlaub geplant hat
  6. Mitarbeiter bestätigt die Auswahl oder bearbeitet den gewählten Urlaubszeitraum
  7. System berechnet, wie viele Urlaubstage genommen werden müssen und wie viel Resturlaub bleibt
  8. Mitarbeiter bestätigt und bucht den Urlaub im System ein
  9. System trägt den Urlaub im geteilten Urlaubskalender ein

Dieses Beispiel verdeutlicht: Der Use Case skizziert die Funktionalität im Detail und in einer festen Reihenfolge. Die User Story beschreibt lediglich die (Mindest-)Ansprüche der Nutzerin oder des Nutzers.

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