VergütungsbudgetsLohnerhöhungen im internationalen Vergleich

Die Vergütungsbudgets von Unternehmen steigen ungeachtet der negativen Entwicklung an den Kapitalmärkten auch im kommenden Jahr in den meisten Ländern. So kalkulieren Firmen in Deutschland 2009 mit durchschnittlich 3,9 Prozent höheren Vergütungsbudgets; 2008 lag die Steigerung noch bei 3,5 Prozent.

Mit diesen Werten rangiert Deutschland im Mittelfeld des internationalen Vergleichs, auf etwa gleichem Niveau wie Frankreich, Italien und die Niederlande.

Unter Berücksichtigung der für 2009 prognostizierten Inflationsraten zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Mit realen Lohnbudgetzuwächsen von durchschnittlich 1,8 Prozent für 2009 erweisen sich die deutschen und österreichischen Unternehmen als führend im Kreis der zentraleuropäischen Industrienationen.

Signifikant über der Zweiprozentmarke liegen dagegen die süd- und osteuropäischen Länder. In Rumänien können Arbeitnehmer den höchsten realen Lohnzuwachs erwarten. Dort kalkulieren die Unternehmen mit einer Steigerung ihrer Vergütungsbudgets von 4,7 Prozent.

Nach 2008 hat der Anteil der Unternehmen, die im kommenden Jahr keine Vergütungserhöhungen vornehmen, weiter abgenommen. Gleichzeitig reservieren immer mehr Unternehmen größere Teile ihrer Vergütungserhöhungen für Leistungsträger.

Zu diesen Erkenntnissen kommt der EMEA Compensation Planning Report 2008/9 der auf HR-Management-Themen spezialisierten Unternehmensberatung Towers Perrin Human Capital Group. Nach Aussagen von Martin Hofferberth, Manager European Databases bei Towers Perrin sind in den Werten für 2009, insbesondere bei den westeuropäischen Industrienationen, bereits die ersten Krisenanzeichen berücksichtigt.

„Die Beratungspraxis zeigt, dass die Firmen nach den sehr guten Geschäftsjahren und angesichts des Fachkräftemangels bereit waren, ihre Lohnerhöhungsbudgets deutlicher nach oben zu fahren. Allein die Krise an den Kapitalmärkten und die in deren Konsequenz befürchteten Folgen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben sie zu größerer Vorsicht angehalten.“

Der Vergütungsexperte geht davon aus, dass einige Unternehmen ihre Prognosen Anfang 2009 nach unten korrigieren werden.

Breite Spreizung der Budgets für Lohnerhöhungen

Wie im Vorjahr (10,5 Prozent) planen russische Firmen mit der höchsten nominalen Erhöhung ihrer Vergütungsbudgets: 2009 werden es durchschnittlich 12 Prozent sein. Ähnliche Konstanz zeigt sich auch am anderen Ende der Skala: Den geringsten Wert für die Erhöhung ihrer Vergütungsbudgets prognostizieren erneut die Schweizer Unternehmen mit durchschnittlich 3,0 Prozent (2008: 2,9 Prozent).

Von den west- und südeuropäischen Staaten kalkulieren griechische Unternehmen für das kommende Jahr mit den höchsten nominalen Werten (5,5 Prozent). Weitere Spitzenwerte sind für Spanien (4,5 Prozent), Norwegen (4,3 Prozent) und Großbritannien (4,2 Prozent) zu erwarten.

Im deutschsprachigen Raum nimmt Österreich mit einer Steigerungsrate von 4,0 Prozent für 2009 die Spitzenposition ein, was auch für die Betrachtung der realen Werte, also unter Berücksichtigung der Inflation, gilt (1,8 Prozent). Dank der im internationalen Vergleich geringsten prognostizierten Inflationsrate von 1,6 Prozent ergibt sich für schweizer Unternehmen eine reale Erhöhung der Vergütungsbudgets in Höhe von 1,4 Prozent.

Professional Services, Pharma und Chemie mit den höchsten Werten

Die branchenspezifische Auswertung der Lohnbudgets zeigt, dass in Deutschland insbesondere die unter Professional Services zusammengefassten IT- und Strategie-Beratungen mit den größten Budgets für Vergütungserhöhungen kalkulieren. Im Durchschnitt kalkulieren diese Unternehmen mit einem Wert von 5,0 Prozent, gefolgt von Firmen der Pharma- und Chemie-Branche, deren Budget für Vergütungserhöhungen bei durchschnittlich 4,5 Prozent liegt.

Mit dem geringsten Budget (3,6 Prozent) wird in der Konsumgüterindustrie kalkuliert, was im Vergleich zum aktuellen Jahr eine Erhöhung von 0,3 Prozentpunkten bedeutet. Mit einem Wert von 3,8 Prozent rechnen die Betriebe der IT- und Telekommunikationsindustrie, in der Analyse zusammengefasst unter dem Begriff High-Tech-Unternehmen.

Bei ihnen setzt sich der bereits im letzten Jahr zu beobachtende Trend zu moderater werdenden Lohnerhöhungen fort. Allein in Osteuropa kalkulieren die HighTech-Unternehmen noch mit deutlich höheren Lohnzuwächsen. Spitzenreiter sind Lettland (11,7 Prozent), Russland (11,3 Prozent) und Bulgarien (10,4 Prozent).

Die Budgets für Lohnerhöhungen in der Finanzdienstleistungsindustrie verharren in Deutschland und Österreich nach aktuellem Stand im kommenden Jahr auf dem derzeitigen Niveau, lediglich in der Schweiz ist für 2009 eine Erhöhung um 0,6 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent anvisiert.

High Performer weiter im Blick

2009 planen alle der in Deutschland und Österreich an der Studie teilnehmenden Firmen reguläre Vergütungserhöhungen; nur in der Schweiz geben 3 Prozent an, darauf zu verzichten.

Gleichzeitig reservieren immer mehr Unternehmen größere Teile ihres Vergütungsbudgets für ihre Leistungsträger. In Deutschland tun dies bereits 72 Prozent, in der Schweiz 74 Prozent und in Österreich exakt drei Viertel der Unternehmen. Damit ist der Anteil der Betriebe, die Lohnerhöhungen allen Mitarbeitern in gleichem Maße zukommen lassen, weiter zurückgegangen.

Nach Ansicht des Towers Perrin-Vergütungsexperten Martin Hofferberth unterstreicht diese Entwicklung den gesamteuropäischen Trend zu einer immer stärkeren Verknüpfung der Gehaltsentwicklung mit der Leistungsbeurteilung:

"Während im deutschsprachigen Raum die große Mehrzahl der Unternehmen seit vielen Jahren ihre Gehaltserhöhungen konsequent auf dem Performance Management aufsetzt, basierten in Osteuropa Gehaltsentscheidungen zumeist auf Aspekten der Mitarbeiterbindung. Jedoch wurden gerade hier in den letzten zwei Jahren verstärkt Systeme etabliert, um Gehaltsentscheidungen der Manager besser und stringenter mit objektiven Ergebnissen der Leistungsbeurteilung zu verbinden."

Veränderungen im Mitarbeiterbestand

Erstmals in diesem Jahr wurde im Rahmen der Studie auch die Mitarbeiterfluktuation erhoben. Hierbei wird unterschieden zwischen erzwungenem (Unternehmen kündigt) und freiwilligem Arbeitsplatzwechsel (Mitarbeiter kündigt).

Die höchste freiwillige Mitarbeiterfluktuation ist in Osteuropa und dem arabischen Raum zu verzeichnen. Bulgarien steht hier mit einer für 2008 erwarteten Fluktuation von 20 Prozent an der Spitze. Durchgängig hohe Werte weisen auch die skandinavischen Länder aus, wie zum Beispiel Dänemark (13,5 Prozent) oder Norwegen (11,0 Prozent).

Die an der Studie teilnehmenden deutschen Unternehmen gehen für 2008 von 4,0 Prozent freiwilliger Mitarbeiterfluktuation aus, im Vorjahr waren es noch zwei Prozentpunkte mehr. Generell ist festzustellen, dass die für 2007 ermittelte Fluktuation in der Mehrzahl der Länder über dem Niveau des laufenden Jahres liegt.

Der Median für die erzwungenen Wechsel lag im Gesamtvergleich aller Länder im Jahr 2007 bei 1,9 Prozent; für 2008 wird ein Wert von 1 Prozent prognostiziert.

Hintergrundinformationen zur Studie und Bezug

Der jährlich von Towers Perrin erstellte EMEA Compensation Planning Report analyisiert die aktuellen Entwicklungen im Bereich Vergütungsplanung. Das für die Studie erhobene Vergütungsbudget erfasst tarifliche und außertarifliche Mitarbeiter aller Hierarchiestufen und berücksichtigt bei den Prognosen auch die geplanten Beförderungen. Die vorliegenden Ergebnisse für 2008 und 2009 basieren auf den Angaben von über 2.400 großen und mittelständischen Unternehmen aus 42 Ländern. In Deutschland sind die Angaben von 152, in Österreich von 85 und in der Schweiz von 97 Unternehmen eingeflossen.

[po; Quelle: Towers Perrin; Bild: Fotolia.com]

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