Wachstum und Irrtümer

Es gibt weit verbreitete Irrtümer über Wachstum, die Unternehmen schwere strategische Fehler begehen lassen. Unser Autor zeigt, wie sie vermieden werden.

Um organisch profitabel zu wachsen, brauchen Unternehmen vor allem Zeit. Die Dynamik darf sich nicht zu einem Selbstläufer entwickeln. Wachstum muss genau abgestimmt werden, die Ziele sollten hoch, aber nicht zu hoch gesteckt sein. Denn ob in der Natur oder in der Wirtschaft: Wachstum ist nicht endlos möglich. Neben den Chancen und Möglichkeiten ist es deshalb wichtig, sich einen Überblick über Hindernisse und Grenzen zu verschaffen. 

Die erste Wachstumshürde ist oft die Kapazität des Unternehmens selbst. Dynamisches, meist auch personelles Wachstum lässt schnell die eigenen Grenzen erkennen. Während in kleineren Unternehmen die Kommunikation als persönlicher und informeller empfunden wird, ist mit größeren Strukturen ein höherer Formalisierungsgrad erforderlich. Wenn Mitarbeiter es heute schätzen, sich bezüglich einzelner Aufträge direkt abzustimmen, sind künftig mehr Automatismen erforderlich: Standards, auf die man sich verlassen kann, ohne sich über jeden einzelnen Vorfall abstimmen zu müssen.

Zweitens sind Interessenten und Kunden nicht unbegrenzt verfügbar. Ist eine Zielgruppe ausgeschöpft, müssen Unternehmen neue Absatzmärkte erschließen. Drittens spielen auch externe Faktoren eine Rolle. Gerade die Gesetzgebung oder Subventionierung – zum Beispiel im Bereich Solar-Energie – Transportkosten, Zölle und lokal gebundenes Know-how sind schnell begrenzende Faktoren für Wachstum. Daher ist es erforderlich, diese externen Faktoren transparent zu machen und stets im Auge zu behalten.

Die häufigsten Irrtümer über Wachstum

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Entsprechend viele Fehler können Unternehmen machen, wenn sie sich von folgenden Irrtümern über Wachstum leiten lassen: 

1. Wachstum gelingt ohne weiteren Einsatz von Ressourcen

Wer wachsen will, muss investieren. Sei es in neue Mitarbeiter, neue Gebäude, neue Technik oder Marketingmaßnahmen. Es ist ein Trugschluss zu denken, Wachstum ließe sich allein mit bestehenden Ressourcen erreichen. Ein Beispiel aus dem Vertrieb: Wer eine neue Kundengruppe erreichen möchte muss sicherstellen, dass der Vertrieb diese auch anspricht. Wenn Unternehmen dabei allerdings weiterhin nach den gleichen Kennzahlen steuern, werden sie keine neuen Kunden erreichen. Warum? Weil der alte Kunde nach wie vor zur Zielerreichung beiträgt, neue müssen erst noch erobert werden. Dafür müssen Unternehmen entweder umstrukturieren, das Team erweitern oder Bestandskunden vernachlässigen. Das gilt für nahezu jedes neue Ziel: Es braucht Platz und Ressourcen.

2. Um Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen alle Aufträge annehmen

Jeder Auftrag ist ein guter Auftrag – sollte man meinen. Denn schließlich sorgt ein Auftrag kurzfristig für Liquidität und sichert das Überleben des Unternehmens, zumindest vorübergehend. Wer jedoch mit seinen bestehenden Teams und Prozessen Neuland betreten möchte, muss umdenken. Neue Kunden, neue Projekte und neue Prozesse erfordern auch neue Strukturen. Alles auf einmal zu stemmen ist meist unmöglich und zum Scheitern verurteilt. Deshalb sollten Unternehmen in kleinen Schritten voran gehen, dafür aber in die richtige Richtung. Wachsen ist schließlich ein Marathon, kein Sprint!

3. Unternehmen müssen innovativ sein, um zu wachsen

Die wenigsten Unternehmen, die erfolgreich sind, machen etwas völlig Neues oder haben ein innovatives Produkt entwickelt. Wer danach strebt, wagt sich ins Ungewisse. Viel einfacher und sicherer ist es, sich umzusehen:

  • Wer hat die Probleme meiner Kunden schon in einem anderen Kontext gelöst?
  • Wo lässt sich von den Großen der Branche eine Scheibe abschneiden?

Unternehmen müssen sich nicht komplett neu erfinden, um zu wachsen. Sie müssen aber innovative Ideen haben und auch den Mut, neue Wege zu beschreiten. Der neue Weg selbst kann durchaus schon von jemand anderem beschritten worden sein. Wenn Unternehmen es schaffen, aus deren Fehlern zu lernen, werden sie als auch profitabel wachsen.

Checkliste

Sie möchten wissen, wie Sie Ihre Potenziale gezielt aufspüren können? Stellen Sie sich folgende Fragen: 

Unternehmen:

  • Warum wollen Sie wachsen, was treibt Sie an?
  • Ist das auch Ihrem Team klar und wird das akzeptiert?

Kunden:

  • Wer genau ist Ihre Zielgruppe beziehungsweise Ihr Zielkunde?
  • Gibt es eine ausreichend große Anzahl davon?
  • Wie sieht sein geschäftliches und privates Umfeld aus? Was will er erreichen?
  • Welche Ihrer Leistungen kauft er besonders gerne und warum?
  • Wo haben Sie unerwartetes Lob erhalten und wo gab es unerwartete Kritik?
  • Welche externen Faktoren bestärken oder hindern Ihren Kunden daran, Ihre Leistungen zu kaufen?
  • Wie und womit können Sie ihm helfen, erfolgreicher zu sein?

Leistungen:

  • Welcher Ihrer Mitbewerber hat ähnliche Aufgaben und Probleme schon einmal gelöst?
  • Was können Sie für sich davon ableiten?
  • Können Sie eine zusätzliche Leistung anbieten?
  • Wie können Sie Ihre Leistungen in kleinere Pakete packen?
  • Wie stellen Sie schon beim Verkaufen sicher, dass Ihr Kunde sich verstanden fühlt?

Organisation:

  • Was müssen Sie tun, um alle Zielkunden zu erreichen?
  • Welche Abläufe müssen sich ändern?
  • Wo müssen Sie Platz machen, im Denken und Handeln?
  • Inwiefern müssen Ihre Mitarbeiter zukünftig anders denken und handeln als bisher?
  • Wie können Sie hier steuernd unterstützen?

Dazu im Management-Handbuch

Ähnliche Artikel

Excel-Tipps