UnternehmenskulturSo formulieren Sie einen Ethik-Kodex

Ein verbindlicher Ethik-Kodex rückt einige Fragen zum unternehmerischen Handeln in den Mittelpunkt. Beschränken Sie sich dabei auf fünf bis zehn elementare Kernaussagen. Diese Prinzipien müssen klar und nachvollziehbar formuliert sein. Die folgenden sieben Tipps unterstützen Sie bei der Ausarbeitung eines Ethik-Kodexes.

Was ist ein Ethik-Kodex?

Einen Ethik-Kodex gibt es in verschiedenen Kontexten, etwa bei Unternehmen und Organisationen, für bestimmte Berufsgruppen (zum Beispiel: Ärzte und Ärztinnen, Anwälte und Anwältinnen), im öffentlichen Dienst sowie in Regierungseinrichtungen und sogar im Sport.

Ein Unternehmensethikkodex ist ein schriftliches Dokument, das die ethischen Prinzipien, Werte und Verhaltensstandards definiert, an die sich ein Unternehmen und seine Mitarbeitenden halten. Dieser Kodex dient als Leitfaden für Entscheidungen und Handlungen innerhalb des Unternehmens. Er umfasst in der Regel Richtlinien zu Integrität, Transparenz, Fairness und Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, Lieferanten und der Gemeinschaft.

Der Ethik-Kodex trägt zur Stärkung der Unternehmensmarke und zur langfristigen Erfolgssicherung bei, indem er das Vertrauen von Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit fördert.

Beispiel für einen Ethik-Kodex

Ein Unternehmen könnte die folgenden Prinzipien in seinem Ethik-Kodex formulieren:

  • Integrität: Alle Mitarbeitenden verpflichten sich, in all ihren Handlungen und Entscheidungen ehrlich und integer zu sein. Betrug oder Täuschung in jeglicher Form sind strengstens untersagt.
  • Verantwortung: Das Unternehmen und seine Mitarbeitenden übernehmen volle Verantwortung für ihre Entscheidungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt.
  • Fairness: In allen Geschäftsbeziehungen, sowohl intern als auch extern, ist Fairness und Respekt grundlegend. Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Rasse, Religion oder sexueller Orientierung wird nicht toleriert.
  • Transparenz: Das Unternehmen verpflichtet sich zu einer offenen Kommunikation und zur transparenten Offenlegung wichtiger Informationen gegenüber Stakeholdern.

Tipp 1: Sowohl-als-auch-Denken erlernen

Lösen Sie sich vom kontraproduktiven Entweder-oder-Denken. Zu viele Entscheider in den Unternehmen glauben, nur eines könne gelingen: Entweder Wirtschaftlichkeit und Gewinnorientierung erreichen oder ethische Intentionen verwirklichen. Jedoch gibt es viele Beispiele, wo Unternehmer in ihren Firmen vorleben, dass wirtschaftlicher Erfolg und stabiles Wachstum trotz – oder wegen – ethischer Überzeugungen möglich sind.

Oft sind gerade die Unternehmen überlebensfähig, die sich von der Entweder-oder-Haltung verabschiedet haben und zum Sowohl-als-auch-Denken fähig sind.

Am Anfang steht also die Frage: Gelingt es, das Sowohl-als-auch-Denken zu verinnerlichen?

Tipp 2: Schnittmengen bilden

Unternehmen müssen natürlich rentabel wirtschaften. Wer das nicht tut, gefährdet Arbeitsplätze und die Existenzgrundlage der Firma. Andererseits: Skandale, die die Republik regelmäßig erschüttern, belegen, welche fatalen Konsequenzen es für Gesellschaft und Wirtschaft hat, wenn Unternehmen einzig das Rentabilitätsdenken in den Fokus rücken.

Schnittmengen zwischen ökonomisch und ethisch verantwortbaren Handlungsprogrammen lassen sich jedoch herstellen. Voraussetzung ist, dass Unternehmen bei jeder Entscheidung prüfen, ob und wie sich beide Interessen – Wirtschaftlichkeit, Gewinn, Rentabilität und Ethik oder Moral sowie verantwortliches Handeln – verknüpfen lassen.

Ein anschauliches Beispiel: Wenn sich ökonomische Ziele nur verwirklichen lassen, indem Mitarbeiterinteressen (etwa im Bereich Arbeitszufriedenheit) oder Kundeninteressen (etwa im Bereich Sicherheit) eklatant beschädigt werden, dann handelt es sich nicht um ein ethisch verantwortbares Handlungsprogramm.

Die Frage ist: In welchen Bereichen ist es möglich, Schnittmengen zwischen ökonomisch und ethisch verantwortbaren Handlungsprogrammen zu bilden?

Tipp 3: Ethisches Grundverständnis formulieren

Schaffen Sie ein ethisches Bewusstsein. Die Notwendigkeit und die Sinnhaftigkeit, ethische Kriterien in ökonomische Überlegungen einzubeziehen, müssen selbstverständlich werden. Dies ist leichter gefordert als getan: Notwendig ist ein intensiver Diskussionsprozess mit dem Ziel, einen Ethik-Kodex zu erstellen, der allen Beteiligten als Leitfaden dient.

Formulieren Sie Geschäftsprinzipien und Unternehmensleitsätze, in denen sich das ethische Grundverständnis Ihres Unternehmens niederschlägt. Denn immer mehr Kunden und Konsumenten wollen heute wissen:

  • welche ethische Haltung ein Unternehmen einnimmt,
  • welche sozial-ökologischen Grundsätze es für wichtig erachtet,
  • ob es ressourcenschonend agiert und
  • mit Menschen und der Umwelt fair umgeht.

Mithilfe welcher konkreten Aktivitäten gelingt es, Ökonomie und Ökologie miteinander zu verbinden und zu versöhnen?

Ein Beispiel sind ethische Geldanlagen: Investoren wollen wissen, was genau mit ihrem Geld geschieht und die Mitwirkung an fragwürdigen und ethisch zweifelhaften Geschäften vermeiden, auch wenn das Renditeversprechen äußerst attraktiv ist. Dieses Bewusstsein wächst.

Fragen Sie sich daher: Wie lautet Ihr ethisches Grundverständnis?

Tipp 4: Viele Führungskräfte und Mitarbeitende beteiligen

Damit der Ethik-Kodex an Verbindlichkeit gewinnt und sich die Beteiligten mit ihm identifizieren, sollten möglichst viele Führungskräfte und Mitarbeiter an der Ausarbeitung beteiligt werden. Immerhin sind es vorwiegend die Mitarbeitenden, die im operativen Geschäft und in der Interaktion mit den Kunden die ethischen Leitlinien mit Leben füllen.

Überlegen Sie dazu: Ist es ratsam, eine „Ethik-Task-Force“ zu bilden, die aus Führungskräften und Mitarbeitern aus möglichst allen Unternehmensbereichen besteht?

Tipp 5: Klären Sie Ihr Verhältnis zu Kundschaft und Mitarbeitenden

Bei der Erstellung eines Ethik-Kodexes ist wichtig, Ihr Verhältnis zu den Kundinnen und Kunden, den Mitarbeitenden, den Wettbewerbern und anderen Stakeholdern zu klären und im Kodex zu verankern. Zum Beispiel können folgende Aspekte inhaltliche Leitlinien sein: Ihre Vision und Ihre Mission, Ihre unternehmerische Kernbotschaft und der Unternehmenszweck und die Richtung, in die sich Ihr Unternehmen entwickeln soll.

Bezüglich Ihrer Kundenorientierung kann der Kodex zum Beispiel beschreiben, welchen Kundennutzen das Unternehmen stiften will und welche Aspekte bei der Qualität der Produkte und Dienstleistungen besonders berücksichtigt werden.

Im Rahmen der Mitarbeiterbeziehungen können Sie betonen, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht als bloße Funktionsträger sehen, sondern als Individuen mit Persönlichkeit. Mitarbeitende sind Leistungsträger, keine Kostenfaktoren.

Wie definieren Sie also Ihr Verhältnis insbesondere zu Kundinnen und Kunden sowie zu Mitarbeitenden?

Tipp 6: Über den Tellerrand hinausblicken

Erweitern Sie bei der Kodex-Erstellung Ihre Perspektive:

  • Wie gehen Sie mit Ressourcen um?
  • Wie stehen Sie zu Ihrem Umfeld, den Institutionen, mit denen Sie zu tun haben, der Gesellschaft insgesamt?
  • Denken Sie an die Konsequenzen Ihres Handelns für nachfolgende Generationen?

Nachhaltigkeit ist das Stichwort.

Neben der Nachhaltigkeit stehen in Unternehmen mit ethischem Bewusstsein Prinzipien wie Sinnstiftung, Fairness, Transparenz und Potenzialentfaltung im Fokus. Solche Unternehmen behandeln ihre Mitarbeitenden zum Beispiel fair und auf Augenhöhe, sie verfolgen eine offene Kommunikations- und Informationspolitik. Ihr Ziel ist, dass die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen und Qualifikationen an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz einsetzen und entfalten können.

Mit Sinnstiftung ist gemeint, dass es Antworten auf die Frage gibt: „Warum machen wir das, was wir tun?“

Tipp 7: Den Kodex ständig anpassen

Gleichen Sie den Ethik-Kodex ständig mit der Realität ab – er ist nicht in Stein gemeißelt und sollte neuen Rahmenbedingungen angepasst und gegebenenfalls verändert werden. Prüfen Sie, welche ethischen Ziele angestrebt und welche in der Realität gelebt werden.

Formulieren Sie Gebote statt Verbote, um die Menschen zum engagierten Mitmachen zu bewegen.

Dazu im Management-Handbuch

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