Agiles ArbeitenWofür brauchen Sie einen Scrum-Master?

Benötigt jedes Unternehmen einen Scrum-Master? Welche Aufgaben erfüllen Mitarbeitende in dieser Position? Wer eignet sich? Und lohnt es sich überhaupt, einen Scrum-Master in Vollzeit einzustellen? Erfahren Sie in diesem Beitrag außerdem, warum der Projektmanager einen Scrum-Master nicht ersetzen kann.

Welche Aufgaben übernimmt der Scrum-Master im Unternehmen?

Der Scrum-Master ist verantwortlich dafür, dass

  • Zeitvorgaben während Sprints und bei Besprechungen eingehalten werden; die täglichen Scrum-Meetings dauern nur wenige Minuten,
  • Scrum-Methoden erfolgreich implementiert und neue Teammitglieder in die Methode eingeführt werden,
  • Prinzipien des agilen Projektmanagements ausnahmslos und konsequent eingehalten werden,
  • das Arbeitsklima angenehm bleibt und die Kommunikation im Scrum-Team reibungslos funktioniert,
  • das Team ungestört arbeiten kann,
  • alle Teammitglieder das Ziel vor Augen behalten.

Zusätzlich coacht der Scrum-Master das Team in Selbstorganisation und crossfunktionalem Arbeiten.

Scrum-Master und Projektmanager – die Unterschiede

Der Projektmanager

  • überwacht den Projekterfolg,
  • verwaltet die Projektressourcen,
  • koordiniert den Projektzeitplan und
  • definiert den Umfang des Projekts.

Der Scrum-Master

  • überwacht die Einhaltung von Scrum-Prinzipien,
  • optimiert die Anwendung der Scrum-Methoden,
  • ist Coach und Moderator (als Teil des Agile-Teams) und
  • stellt den Erfolg des Scrum-Teams sicher.

Der Scrum-Master betreut nur ein kleines Scrum-Team, das meistens aus drei bis acht Personen besteht. Die Arbeit dieses Teams wird in fixe Zeiteinheiten unterteilt – die sogenannten Sprints. Innerhalb dieser Sprints muss ein vorher abgesprochenes Zwischenziel erreicht werden, das einen Teil zum Erfolg des Projekts beiträgt.

Oft gibt es in Unternehmen eine hybride Projektorganisation mit klassischen und agilen Methoden. Der Projektmanager überwacht dann das Gesamt-Projekt; der Scrum-Master kümmert sich um Teil-Projekte, die agil durchgeführt werden. Dann stehen Scrum-Master und Projektmanager im engen Austausch miteinander. Einzelne Scrum-Teams stehen hingegen nicht obligatorisch im direkten Kontakt zum Projektmanager.

Wann benötigen Unternehmen einen Scrum-Master?

Einige Unternehmen, die agile Scrum-Teams einsetzen, meinen, sie könnten ohne einen Scrum-Master auskommen. Sie möchten Personalkosten sparen. In der Praxis funktioniert agiles Arbeiten ganz ohne einen Scrum-Master nicht.

Scrum kann nur umgesetzt werden, wenn die Regeln bekannt sowie verstanden sind und eingehalten werden. Dafür ist der Scrum-Master verantwortlich.

Fänden etwa Stand-up-Meetings ohne ihn statt, gäbe es keinen Moderator. Zudem würde niemand als Sprachrohr des Scrum-Teams in Richtung der Projektmanager fungieren. Diese Aufgabe müssten einzelne Mitglieder des Scrum-Teams übernehmen – neben dem Tagesgeschäft und ohne die entsprechenden Kompetenzen.

Der Scrum-Master kennt sich mit der Scrum-Methode aus, behält den Überblick und dient als Ansprechpartner für Teammitglieder, Projektmanager, Produktmanager und Führungskräfte. Nimmt niemand diese Rolle ein, läuft die Kommunikation schleppender.

Ein weiteres wichtiges Argument pro Scrum-Master: Ohne seine Unterstützung verlieren Teams eventuell das gemeinsame Ziel aus den Augen und die Vorteile von Scrum können nicht zum Tragen kommen.

Wie viel kostet der Scrum-Master Ihr Unternehmen?

Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter aus Ihrem Unternehmen Scrum-Master werden möchte, sollte sich die Person entsprechend weiterbilden. Eine Zertifizierung zum Scrum-Master kostet Ihr Unternehmen je nach Anbieter und Vorkenntnissen zwischen 1.000 EUR und 2.000 EUR. Eine solche Zertifizierung ist kein Muss, wenn derjenige bereits genügend Fachkenntnisse und Erfahrung mitbringt.

Rechnen Sie damit, dass Sie pro 15 bis 20 Teammitgliedern einen Scrum-Master benötigen. Geht man davon aus, dass die Produktivität der Teams durch agiles Arbeiten deutlich steigt, lohnt sich dieser finanzielle Aufwand meist.

Handelt es sich um ein einziges kleines Scrum-Team, kann die Rolle des Scrum-Masters auch von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter eingenommen werden, der eigentlich einen anderen Tätigkeitsschwerpunkt hat. Infrage kommen:

  • Entwickler
  • Teamleiter
  • Produkttester
  • Produktmanager

In dem Fall hält sich der personelle Aufwand in Grenzen. Häufig genügen sechs bis achten Stunden pro Woche, um die Pflichten des Scrum-Masters wahrzunehmen. Alternativ dazu stellen Sie eine Teilzeitkraft ein, die ausschließlich als Scrum-Master agiert.

Für Sie als Richtschnur: Ein Scrum-Master verdient in Vollzeit durchschnittlich zwischen 48.000 EUR und 60.000 EUR brutto pro Jahr – je nach Erfahrung und Ausbildung.

Alternative: Externen Scrum-Master einstellen

Falls sich innerhalb des Unternehmens niemand findet, der sich als Scrum-Master eignet oder Sie langfristig die Personalkosten sparen möchten, greifen Sie auf einen externen Scrum-Master zurück. Dieser wird nur während der Implementierungsphase eingesetzt.

In diesem Fall ist es wichtig, dass das ganze Team die Scrum-Methode verstanden hat und selbstständig darauf achtet, dass die Scrum-Prinzipien auch in Zukunft eingehalten werden.

Was erledigt der Scrum-Master innerhalb eines Sprints?

Die Arbeit des Scrum-Masters während eines Sprints besteht aus sechs Aufgabenfeldern:

  1. Am Anfang jedes Sprints: Moderation von Sprint-Planungs-Meetings
  2. Täglich: Stand-up-Meetings
  3. Ein- bis zweimal im Monat: Durchführen von Retrospektiven
  4. Laufend: Beseitigung von Problemen und Hindernissen, die während des Sprints auftreten
  5. Sporadisch: Unterstützung des Scrum-Teams beim Bearbeiten des Produkt-Backlogs (Zur Erklärung: Das Produkt-Backlog ist eine Liste mit Aufgaben, die im Laufe des Scrum-Projekts erledigt werden müssen.)
  6. Am Ende jedes Sprints: Moderation und Organisation von Sprint-Reviews

Sie sehen: Je nachdem, welche Aufgaben der Scrum-Master übernimmt, ist das Arbeitsvolumen groß und der fachliche Anspruch hoch. Deshalb sollte Ihr zukünftiger Scrum-Master neben der fachlichen Qualifikation eine Reihe von persönlichen Stärken mitbringen.

Welche Soft Skills zeichnen den Scrum-Master aus?

Wenn Sie eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter aus Ihrem Unternehmen als Scrum-Master einsetzen möchten, sollte derjenige die folgenden Fähigkeiten, Stärken und Eigenschaften besitzen:

  • agiles Mindset und eine hohe Anpassungsfähigkeit
  • Empathiefähigkeit
  • Menschenkenntnis
  • Kommunikationsstärke
  • Durchsetzungsfähigkeit
  • intrinsische Motivationsfähigkeit
  • diplomatische Kommunikationsweise
  • Führungskompetenzen
  • Organisationsfähigkeit
  • Stressresistenz

Zum Scrum-Master eignen sich am besten Führungskräfte, die sich entsprechend fachlich weiterbilden und bereits Erfahrung im agilen Arbeiten mitbringen – entweder durch die Tätigkeit in Ihrem Unternehmen oder aufgrund einer Position bei einem ehemaligen Arbeitgeber.

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