WunscharbeitgeberWelche Unternehmensberatung passt zu mir?

Großunternehmen oder kleines bis mittelständisches Unternehmen? Vor dieser Frage stehen viele angehende Berater bei der Wahl des richtigen Arbeitgebers. Hier finden Sie eine Checkliste, die Ihre Entscheidung einfacher macht.

Schwarzer Anzug, Hemd mit Krawatte und Manschettenknöpfen, das Lächeln passt perfekt zur smarten Frisur, Limousine und Smartphone umrahmen es: das Bild des perfekten Beraters. Das Beraterdasein klingt sexy, doch wie sieht die Realität aus? Wie passen Arbeitswochen mit 50 bis 90 Stunden, viele Nächte im Hotel und „persönliche Lebensbalance“ in dieses Bild? Und, vor allem, was wünschen sich Hochschulabsolventen wirklich?

Egal ob Strategie-, Organisations-, IT- oder Personalberatung, Beratungsunternehmen teilen sich zwei Hauptgruppen: So beherrschen die vierzig größten Unternehmen etwa 50 Prozent des deutschen Beratungsmarkts, während sich die andere Hälfte auf rund 14.000 kleine und mittlere Unternehmensberatungen verteilt. Und in jeder dieser beiden Gruppen herrscht eine ganz eigene Kultur. Doch wie treffe ich meine Wahl als Absolvent? Ansichten und Alltag zweier junger Berater machen es deutlich:

Als Berater in kleinen bis mittelgroßen Unternehmen

„Die wesentlichen Unterschiede liegen in den Beratungsbereichen und der Internationalität des Beratungsunternehmens“, sagt Martin Murmann, 28 Jahre alt, Diplom-Kaufmann und Junior Consultant einer kleinen Unternehmensberatung, die auf Kundenbeziehungsmanagement spezialisiert ist. „Natürlich gibt es auch Unterschiede was Gehalt, Mentoring, die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Hierarchien im Unternehmen angeht; und je kleiner das Beratungsunternehmen, desto persönlicher ist die Atmosphäre. Dafür bieten große Beratungsfirmen längerfristige Fortbildungsmöglichkeiten an, haben aber eher standardisierte und vordefinierte interne Kernprozesse – da kann man selbst weniger bewegen als in einem kleinen Beratungshaus.“

Murmann hat sich bewusst für eine kleine Unternehmensberatung als ersten Arbeitgeber entschieden. „Ich habe an einer privaten Hochschule studiert und mochte dort die persönliche Atmosphäre, die kleinen Studiengruppen und die individuelle Betreuung. Ich wollte auch nicht permanent im Hotel leben – und etwas Freizeit muss ja auch sein. Momentan übernachte ich maximal drei Nächte in der Woche im Hotel. Das ist absolut akzeptabel. Schließlich kann man sich bei kleineren Beratungsunternehmen nicht immer die Projekte und Einsatzorte aussuchen. Mal sehen, vielleicht mache ich auch noch mal einen Abstecher ins Ausland.“

Es ist Freitag und Martin Murmann kommt gerade mit seinen Kollegen und seinem Chef aus der gemeinsamen Mittagspause. Freitags ist "Office-Tag", also arbeitet er heute nicht beim Kunden, sondern in den Räumen des Beratungsunternehmens. So hat er genügend Gelegenheiten für interne Projekte, Workshops, Coachings sowie fachliche und persönliche Gespräche mit seinem Mentor. „Die individuelle Betreuung und die Analyse meiner Stärken und Entwicklungsbereiche kommen hier nicht zu kurz. Dadurch fühle ich mich für mein erstes Beratungsprojekt auch immer ausreichend vorbereitet; bei Fragen oder Problemen kann ich jederzeit meinen Mentor oder auch den "Managing Partner" anrufen. Das gibt mir viel Sicherheit.“ Um den Markenauftritt seines Arbeitgebers nachhaltig zu optimieren, ist Murmann derzeit für die Erstellung eines Corporate-Design-Styleguides verantwortlich. Auch andere interne Projekte gehören neben dem Beratungsgeschäft zum Aufgabenspektrum des jungen Beraters.

Martin Murmanns erstes Projekt erfolgt bei einem großen, international agierenden Telekommunikationskonzern; hier unterstützt er in einem zweiköpfigen, spezialisierten Beratungsteam die Einführung einer kundenservice- und marketingorientierten Anwendung. Gleich mit Beginn seiner Beratertätigkeit hat Murmann Teilprojektverantwortung übernommen und auch auf Managementebene rasch Erfahrungen sammeln können. „Bei uns sind Macher und unternehmerisch handelnde Mitarbeiter gefragt – und mit genau diesen Eigenschaften kann ich mich identifizieren.“

„Eine meiner ehemaligen Kommilitoninnen ist bei einem großen Beratungshaus eingestiegen und hat bereits die ersten Einsätze in den USA hinter sich, ein Projekt bei einem Chemieunternehmen und bestimmt ein 5 bis 10 Prozent höheres Einstiegsgehalt.“ Aber tauschen möchte Martin Murmann nicht: „Ich möchte mich nachhaltig entwickeln, individuell gefördert werden und langfristig mit meinen Aufgaben und Projekten wachsen – und diese Chancen sehe ich für mich in einer kleineren Unternehmensberatung.“

Das Beraterleben im großen Beratungshaus

Am Frankfurter Flughafen herrscht reger Verkehr. Nadine Klingen, 29 Jahre alt, ist Diplom Chemieingenieurin und Neueinsteigerin im „Fellowship-Programm“ einer weltweit führenden Unternehmensberatung – und soeben aus New York zurückgekommen.

Während der ersten Monate ihrer Beratertätigkeit unterstützte Klingen die Senior-Berater ihres Teams im Hintergrund. Sie analysierte Geschäftsprozesse und wertete Daten statistisch aus. Als Naturwissenschaftlerin gilt sie in der BWL-geprägten Beratungsbranche keineswegs als Exot. „In einem Unternehmen mit über 10.000 Mitarbeitern ist es wesentlich einfacher, Beratungsteams verschiedenster akademischer Hintergründe zusammenzustellen. Man lernt zudem in jedem Projekt neue Kollegen aus verschiedensten Bereichen kennen. Das ist bei kleinen Unternehmensberatungen aufgrund der geringeren Teamstärke natürlich wesentlich komplizierter. Man hat somit immer neue Gelegenheiten zum Wissensaustausch.“

Ihren ersten Auslandseinsatz hat sie bereits absolviert. Sie war Teil eines internationalen Teams, das ein US-amerikanisches Chemieunternehmen zur Unternehmensstrategie auf Zehn-Jahres-Perspektive beraten hat. „Ich wollte schon immer international arbeiten und meine bisherigen Auslandserfahrungen vertiefen. Da ich sehr gerne reise, kann ich meinen Job mit dieser Vorliebe gut verbinden – auch wenn kaum noch Zeit für Privates bleibt: Ich sitze meistens bis spät in den Abend vor dem Notebook und bin selten zu Hause – auf Hobbys und Familie kann ich mich so natürlich kaum konzentrieren. Familienplanung ist für mich aber momentan auch noch kein Thema.“

Die weiteren Karriereschritte hat Klingen noch nicht konkret geplant, im nächsten Jahresgespräch wird sie aber ihre Ideen und Vorschläge einbringen: „Ich könnte mir vorstellen, ein Sabbatical einzulegen, um entweder eine Doktorarbeit zu schreiben oder mich mit einem MBA-Studium weiter zu qualifizieren. Es gibt zahlreiche vorgegebene Fortbildungsprogramme, und ich werde mich nach etwas Passendem umschauen.“

Bis dahin dauert es aber noch einige Monate, denn ihr nächstes Mandat – diesmal in Osteuropa – startet schon in wenigen Tagen. „Es geht wieder um ein strategisches Projekt bei einem Chemieunternehmen. Das finde ich sehr spannend und hoffe, dass ich meine neuen Kenntnisse dort vertiefen kann. Solche Projekte bekommt man bei kleineren Beratungen seltener – da ist man eher Spezialist für operative und taktische Nischenthemen. Ich als Generalistin bereue meine Entscheidung für ein großes Beratungsunternehmen nicht. Ich bin überzeugt: Hier kann ich mich auf Dauer verwirklichen.“

Fazit: Welches Beratungsunternehmen passt? Eine Typfrage!

Die Porträts von Martin Murmann und Nadine Klingen zeigen zwei Charaktere und zwei Sichtweisen des Beraterberufs:

  • der national agierende und spezialisierte Macher und
  • die international tätige Generalistin mit konzeptionell und strategisch ausgerichteter Tätigkeit.

Natürlich lassen sich nicht alle Beratungsunternehmen pauschal in eine dieser beiden Kategorien einteilen, doch sie dienen als erste Orientierung. Welche Kultur beim potenziellen Arbeitgeber herrscht, erfahren Sie am besten über die Internetrecherche, durch den Austausch mit Mitarbeitern und im persönlichen Vorstellungsgespräch. Schließlich ist die bewusste Auswahl des Beratungshauses im Hinblick auf dessen Größe enorm wichtig – und die Entscheidung ist und bleibt Typsache.

Eines aber haben alle Unternehmensberatungen gemeinsam: Die wachsende Branche, eine steile Lernkurve, viel Abwechslung im Projektgeschäft und die Chance, verschiedenste Unternehmen und Personen kennenzulernen. Ein manchmal steiniger Weg, aber er lohnt sich.

Checkliste

Wie nun die richtige Entscheidung treffen? Eine Hilfestellung bieten die nachfolgenden Checklisten. In der Bewerbungsphase sollte jene Unternehmensgröße im Fokus stehen, bei deren Checkliste mehr als die Hälfte der Fragen mit Ja beantwortet wurde.

Berater in einer kleinen bis mittelgroßen Unternehmensberatung


Ja

Nein

Ich möchte in regionalen und nationalen Projekten arbeiten.



Internationale Standorte meines Arbeitgebers sind mir nicht wichtig.



Ich möchte nicht mehr als 75 Prozent oder 50 Prozent Reisetätigkeit haben.



Ich möchte spezialisiert arbeiten.



Ich möchte in Projekten mit operativem und taktischem Fokus arbeiten.



Ich bin ein Unternehmertyp und möchte Dinge anpacken.



Ich wünsche mir einen Arbeitgeber mit flachen Hierarchien.



Ein familiäres und persönliches Arbeitsklima ist mir wichtig.



Ein kleines, homogenes Team ist mir wichtig.



Ich möchte neben größeren Unternehmen und Konzernen auch mittelständische Unternehmen beraten.

Berater in einer großen Unternehmensberatung


Ja

Nein

Ich möchte vorzugsweise in internationalen Projekten arbeiten.



Internationale Standorte meines Arbeitgebers sind mir wichtig.



Ich kann mir vorstellen, mehr als 75 Prozent Reisetätigkeit zu haben.



Ich möchte generalistisch arbeiten.



Ich möchte in Projekten mit strategischem Fokus arbeiten.



Ich bin theoretisch veranlagt und möchte konzeptionell arbeiten.



Ich wünsche mir einen Arbeitgeber mit vordefinierten, steilen Hierarchien.



Ein familiäres und persönliches Arbeitsklima ist mir nicht wichtig.



Ein großes und heterogenes Team ist mir wichtig.



Ich möchte primär große Unternehmen und Konzerne beraten.



[Bild: Fotolia.com]

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