Was ist die DIN EN ISO 26000:2021?

Die DIN EN ISO 26000 ist eine internationale Norm, die als Leitfaden und Orientierungsrahmen Organisationen unterstützt, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Sie ist ausgerichtet auf die Führungs- und Steuerungsmechanismen sowie die gelebten Werthaltungen, Denkmuster, Verhaltensweisen und Praktiken der Organisation und ihrer Mitglieder.

Die DIN EN ISO 26000 ist keine technische Norm und auch kein standardisiertes Managementsystem. Die aktuelle Fassung stammt aus dem Jahr 2021 und ist bezeichnet als: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung (ISO 26000:2010); Deutsche Fassung EN ISO 26000:2020.

Welchen Zweck verfolgt die DIN EN ISO 26000?

Die Norm DIN EN ISO 26000 ist ein Leitfaden und ein freiwilliger Standard für Unternehmen, die ihren Anspruchsgruppen (Stakeholdern) zeigen wollen, wie sie sich gesellschaftlich verantwortlich Verhalten und wie sie ihr Handeln orientieren an sozialen, ökologischen und nachhaltigen Werten. Dieser Leitfaden soll Unternehmen helfen, das wertebasierte Handeln und gesellschaftliche Verantwortung strategisch zu planen und umzusetzen.

In dieser Norm werden alle Aspekte der Corporate Social Responsibility (CSR) angesprochen, die sich nicht nur an Unternehmen, sondern an alle Arten von Organisationen richten, unabhängig von ihrer Größe und dem Standort. So soll international mehr Verantwortungsbewusstsein für Umwelt, Menschenrechte und ihren Schutz gefördert werden. Gleichzeitig dient die Norm dazu, die Aktivitäten zur Corporate Social Responsibility zu standardisieren.

Die DIN EN ISO 26000 ist keine Norm für ein Managementsystem. Sie beinhaltet auch keine Möglichkeit zur Zertifizierung und ist nicht für gesetzliche oder vertragliche Anwendungen gedacht.

Die sieben Grundsätze der ISO 26000

Die DIN EN ISO 26000 benennt in Kapitel 4 sieben Grundsätze der gesellschaftlichen Verantwortung und damit der Corporate Social Responsibility (CSR).

1. Rechenschaftspflicht

Jede Organisation und jedes Unternehmen ist für alle Auswirkungen, die durch ihre Geschäftstätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft entstehen, verantwortlich und sollte auch dazu stehen, also Rechenschaft nachweisbar ablegen.

2. Transparenz

Unternehmen sollten transparent arbeiten, wenn ihre Aktivitäten Einfluss auf externe Akteure haben. Nur durch diese Transparenz können Entscheidungen nach außen verständlich gemacht werden. Hierzu gehören eine offene und klare Kommunikation und das Informieren über die Tätigkeiten der Organisation.

3. Ethisches Verhalten

Hierzu hält der Leitfaden fest: „Das Handeln einer Organisation sollte auf den Werten der Ehrlichkeit, der Gerechtigkeit und der Rechtschaffenheit beruhen.“

4. Achtung von Interessen von Anspruchsgruppen

Eine Organisation oder ein Unternehmen sollte die Interessen aller Anspruchsgruppen oder Stakeholder wie zum Beispiel Anwohner, Beschäftigte, Zulieferer oder Kunden kennen und dies bei ihren Maßnahmen respektieren.

5. Achtung der Rechtsstaatlichkeit

Die Einhaltung der Gesetze und Verordnungen sollte die Grundlage aller Aktivitäten im Unternehmen sein.

6. Achtung von internationalen Verhaltensstandards

Gerade wer international agiert, sollte internationale Verhaltensstandards wie zum Beispiel die „UN Menschenrechtskonvention“ oder die von Verbänden wie der ILO herausgegebenen Leitfäden achten. Dies sorgt dafür, dass selbst bei unangemessenen Umwelt- und Sozialstandards in dem Land, in dem produziert wird, ein Mindestmaß an Rechtsgrundsätzen gewahrt wird.

7. Achtung der Menschenrechte

Eine Organisation oder ein Unternehmen sollte die Menschenrechte achten und respektieren – unabhängig vom Kontext des Wirtschaftshandelns.

Die sieben Kernthemen der ISO 26000 und ihre Handlungsfelder

In Kapitel 6 beschreibt die DIN EN ISO 26000 sieben Kernthemen mit insgesamt 37 Handlungsfeldern, in denen Unternehmen und andere Organisationen weltweit aktiv sein können und sollten, wenn sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen wollen.

Alle Kernthemen sind relevant und müssen beachtet werden. Jedoch muss nicht jedes Unternehmen in den Handlungsfeldern gleichermaßen aktiv sein. Manches ist abhängig von der Branche und von anderen unternehmensspezifischen Kriterien.

Wichtig sind dabei die Anforderungen und Erwartungen, die unterschiedliche Anspruchs- und Interessengruppen (Stakeholder) an ein Unternehmen haben können. Diese sollen nach Kapitel 5 der Norm identifiziert und eingebunden werden.

Die Kernthemen und ausgewählte Handlungsfelder der DIN EN ISO 26000 sind:

1. Unternehmensführung

Das Unternehmen sollte eigene Grundsätze benennen für die Unternehmensführung und Prozesse, Strukturen und Entscheidungen daran ausrichten. Ein Überwachungssystem soll sicherstellen, dass die Grundsätze eingehalten werden. Außerdem werden Verantwortlichkeiten dazu festgelegt.

2. Umwelt

In diesem Kernthema sind Handlungsfelder für Unternehmen erläutert, die sich mit der Vermeidung von Umweltbelastungen und der sorgsamen Nutzung von Ressourcen befassen. Zudem geht es um Klimaschutz, Artenvielfalt und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume.

3. Menschenrechte

Die Empfehlungen zum Kernthema Menschenrechte umfassen: gebührende Sorgfalt beim Umgang mit Menschen, Menschenrechte in kritischen Situationen, Vermeidung der Mittäterschaft, Beseitigung von Missständen, Diskriminierung und schutzbedürftige Gruppen, bürgerliche und politische Rechte sowie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit.

4. Arbeitspraktiken

Unternehmen sollen für Sicherheit und Wohlbefinden ihrer Beschäftigten (weltweit) sorgen. Das betrifft die allgemeinen Arbeitspraktiken, Arbeitsbedingungen, sozialen Schutz, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Entwicklungsmöglichkeiten, Schulungen und den sozialen Dialog. Maßgeblich sind unter anderem die Anforderungen der ILO (International Labour Organisation).

5. Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken

Unternehmen sollen faire Partner für Ihre Kunden, Lieferanten und andere Akteure sein. Sie sollen mitwirken bei Korruptionsbekämpfung und bei politischer Teilhabe. Ihr Handeln soll ausgerichtet sein auf fairen Wettbewerb und die Achtung der Eigentumsrechte. Außerdem soll ein Unternehmen seiner Verantwortung in der gesamten Wertschöpfungskette nachkommen.

6. Konsumentenanliegen

Unternehmen sollen verantwortlich mit ihren (potenziellen) Kunden, insbesondere mit Konsumenten umgehen. Dazu zählen Werbe-, Vertriebs- und Vertragspraktiken, Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Konsumenten, Vertraulichkeit von Kundendaten, ausführliche Informationen und Transparenz für die Kunden. Verantwortliches Handeln zeigt sich zudem in der Verbraucherbildung, im Kundendienst, beim Beschwerdemanagement und bei Schlichtungsverfahren.

7. Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft

Schließlich sollen sich Unternehmen in der Gemeinschaft und Gesellschaft engagieren, in der sie aktiv sind. Dazu zählen Engagement bei Bildung und Kultur, bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Förderung der beruflichen Qualifizierung und beim Zugang zu Technologien. Allgemein sollen Unternehmen Wohlstand, Einkommen, Gesundheit und Gemeinwohl fördern.

Alle genannten Bereiche hängen inhaltlich miteinander zusammen und ergänzen einander. Dabei ist der Bereich Unternehmensführung das zentrale Thema, weil die formelle und informelle Führung einer Organisation die Umsetzung von CSR-Maßnahmen innerhalb der einzelnen Bereiche erst möglich macht und die einzelnen Interessengruppen und Themen miteinander verbindet.

Praxis

Merkmale der Corporate Social Responsibility

Überprüfen Sie, inwiefern bei Ihrem Unternehmen die folgenden Merkmale der Corporate Social Responsibility (CSR) erfüllt sind oder inwiefern sie zutreffen.

Im nächsten Abschnitt erfahren Sie, wie die sieben Kernthemen in der Sustainability Balanced Scorecard (SBSC) mithilfe von Zielen und Kennzahlen dargestellt und überwacht werden können.

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