Kapitel 218: Nachfolge im Unternehmen planenDer Prozess der Unternehmensübernahme aus Sicht der Nachfolgerin und des Nachfolgers

Wer ein Unternehmen übernehmen möchte, sollte seine Motive und Emotionen dabei im Blick haben. Dabei helfen Fragen zur Reflexion. Darüber hinaus müssen Nachfolgerin und Nachfolger prüfen, ob sie zur Unternehmenskultur passen und wie der Übernahmeprozess und die Einarbeitung erfolgreich ablaufen können.

Selbsteinschätzung als Nachfolgerin und Nachfolger im Unternehmen

Die potenzielle Nachfolgerin und der Nachfolger möchten ein bestehendes Lebenswerk übernehmen. Sie durchlaufen die gleichen Schritte wie der übergebende Unternehmer. Auch die Nachfolgenden sind zu Beginn gefragt: Was sind meine Fähigkeiten? Was ist mein Anreiz ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen? Wie gut kann ich mich einschätzen? Was sagt mein Umfeld?

Selbständigkeit bedeutet von Anfang an viel Verantwortung. Eine gute Selbst- und Fremdeinschätzung könnten hilfreich sein, um die eigene Entscheidung auf einer soliden Grundlage zu treffen. Zur eigenen Klärung könnten die folgenden Fragen unterstützen:

  • Weiß ich, wie die Übernahme gelingen kann?
  • Bereitet mir die mögliche Übernahme Sorgen und Unsicherheit?
  • Kann ich die Verantwortung der Geschäftsführung komplett übernehmen?
  • Wie stehe ich zum Führungsstil der bisherigen Inhaberin und Inhabers?
  • Sind die Gedanken und Gefühle widersprüchlich, wenn ich an die Zukunft des von mir übernommenen Unternehmens denke?
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden und meine Familie haben unterschiedliche Interessen und Erwartungen; wie bekomme ich alles unter einen Hut?
  • Mit wem kann ich über meine neue Rolle als Geschäftsführerin oder Geschäftsführer sprechen?
  • Wem kann ich vertrauen?
  • Wo droht Konfliktpotenzial im Übernahmeprozess?
  • Wenn ich das Unternehmen meiner Familie übernehme: Kann ich das Familienwerk fortzusetzen?

Motive und Emotionen für den übernehmenden Unternehmer

So wie die rationalen Aspekte des Nachfolgeprozesses geplant werden, braucht es für ein erfolgreiches Emotionsmanagement der Nachfolgerin und des Nachfolgers ebenfalls einen Prozessfahrplan. Auch sie müssen für sich klären:

  • Was ist mir als Person wichtig in der Nachfolge?
  • Welches sind meine Motivationen die Firma zu übernehmen?
  • Welches sind die Unterschiede meiner Werte und Verhaltenspräferenzen zu denen des übergebenden Unternehmers?
  • Wer und was spielt in meinem Umfeld eine Rolle?
  • Wer ist beteiligt am Prozess und wer ist davon direkt betroffen?
  • Passe ich in die Unternehmenskultur?
  • Passen mein Führungsstil und Strategiepläne zum Unternehmen?

Bei der familieninternen Nachfolge liegt es an der übernehmenden Generation zu klären, ob sie nur die Erwartung der Eltern erfüllt oder ob es auch der eigene Wunsch ist, die Nachfolge anzutreten. Dann ist zu klären, wie die Übernehmenden fachlich ausgebildet werden und wie die Zeit bis zur Einarbeitung gestaltet werden soll. Hilfreich ist es, wenn vor der Einarbeitung im eigenen Unternehmen und der Übernahme in einem anderen Familienbetrieb gearbeitet werden kann. Die eigenen Ziele in offenen Gesprächen mit der Familie zu besprechen, ist der Schlüssel, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Externe Nachfolge vorbereiten

Etwas anders sieht die Vorbereitung bei einer externen Nachfolge aus. Hier geht es für die Übernehmenden darum, ein geeignetes Unternehmen zu finden, das man übernehmen will; unter Berücksichtigung der eigenen Qualifikationen und Voraussetzungen. Das private Umfeld sollte in die Entscheidung der Übernahme miteinbezogen sein, um den notwendigen Rückhalt zu erhalten. Wer ein Unternehmen übernehmen will, investiert viel Zeit in die Übernahme. Und dies braucht die Fürsprache der eigenen Familie.

Bei der Suche nach dem passenden Unternehmen können sich Nachfolger zunächst an der Branche orientieren, in der sie sich bereits auskennen. Sicherheit bekommen sie, wenn Sie die Möglichkeit nutzen, zunächst eine gewisse Zeit im Unternehmen mitzuarbeiten. Das Unternehmen gut zu kennen, ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die eigene Entscheidung und minimiert das Risiko.

Tipp

Wenn Sie ein Unternehmen für die Übernahme suchen

Wer ein Unternehmen übernehmen möchte, findet Angebote auf oder in diversen Unternehmensbörsen. Ein Beispiel ist Nexxt-Change, eine Internetplattform des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (in Deutschland) mit mehreren Partnern, Banken und Verbänden, betrieben wird.

Über entsprechende Unternehmensbörsen können Sie eine Recherche starten. Dabei sollten Sie zunächst wissen, was für ein Unternehmen Sie sich vorstellen. Welche Suchkriterien, sind Ihnen dabei wichtig? Beispiele für die Suche sind:

  • Größe nach Umsatz
  • Mitarbeiterzahl
  • Standort und Lage
  • Unternehmenskultur
  • Persönlichkeit der Vorgänger
  • Marktposition
  • Entwicklungsstand

Dann ist die Finanzierung zu klären. Die eigene Hausbank kann ein erster Ansprechpartner sein. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Fördermöglichkeiten, die in Erwägung zu ziehen sind. Möglich ist es, mit dem übergebenden Unternehmer die Finanzierung zu besprechen. Wenn die Chemie und das Vertrauen stimmen, könnte auch eine Ratenzahlung oder Kredit durch den übergebenden Unternehmer infrage kommen.

Klären Sie unbedingt die Fragen:

  • Wie sehr wollen Sie sich finanziell einengen, verschulden und von Banken und anderen Kapitalgebern abhängig machen?
  • Welches finanzielle Risiko sind Sie bereit zu tragen?
  • Was ist im Worst Case?
Praxis

Zu Beginn sollten Sie sich als Übernehmende eines Unternehmens Klarheit über Ihre Motive und Emotionen verschaffen. Dann erst sollten Sie in einen Nachfolgeprozess einsteigen. Grundlage dafür können die folgenden Fragen aus einem einfachen Selbsttest sein. Die Antworten auf die Fragen des Fragebogens geben Aufschluss darüber, wie es um die Bereitschaft steht, als Nachfolgerin oder Nachfolge anzutreten.

So wie die rationalen Aspekte des Nachfolgeprozesses geplant werden, braucht es auch für Nachfolgende und deren Emotionsmanagement einen Prozessfahrplan. Dabei sind sechs Schritte hilfreich, die in der folgenden Vorlage erläutert sind.

Die wichtigsten Punkte, die bei der Übernahme eines Unternehmens zu beachten, zu klären und zu planen sind, sind in der folgenden Checkliste zusammengefasst.

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