Kapitel 024: Kreativität steigernWas kreative Menschen auszeichnet

Woran erkennen Sie kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen? Und was unterscheidet kreative Innovatoren von entdeckenden Promotoren? Ob Mitarbeiter ihre Kreativität entfalten und einsetzen können, hängt ab von: Persönlichkeit, Kompetenz und Rahmenbedingungen.

Persönlichkeitsmerkmale kreativer Menschen

Die Menschen im Unternehmen lassen sich inspirieren, sind offen, stellen infrage, nutzen vorhandenes Wissen und Erfahrungen und kommen auf neue Ideen. Die Kreativität bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ein Ergebnis aus deren Einstellung, Motivation, Fähigkeiten und persönlichen Merkmalen. Sie ist nicht angeboren; man kann sie erlernen – oder verlernen.

Gleichwohl sagt die eigene Erfahrung, dass es kreative und weniger kreative Menschen gibt. Zum Beispiel unterscheidet man mit dem Team Management Profil (TMP) mehrere Typen von Menschen, die unterschiedliche Präferenzen und Kreativitätspotenziale haben. Die beiden folgenden TMP-Typen weisen vor allem Merkmale von kreativen Menschen auf:

Kreative Innovatoren

Sie bevorzugen und reagieren besonders positiv auf:

  • Gelegenheiten, Ideen zu erforschen,
  • Mitarbeiter, die Begeisterung zeigen,
  • Mitarbeiter, die sich im Thema auskennen und konzeptionell denken können,
  • Wertschätzung und Dank für ihre Beiträge,
  • Mitarbeiter, die ihre unstrukturierte Art tolerieren.

Was sie nicht schätzen und worauf sie negativ reagieren:

  • extrem starke Strukturierung,
  • knappe oder nicht nachvollziehbare Terminsetzung,
  • konvergentes Schritt-für-Schritt-Denken.

Entdeckende Promotoren

Sie bevorzugen und reagieren besonders positiv auf:

  • Gelegenheiten, Ideen zu erkunden,
  • Gelegenheiten, sprechen zu können,
  • Anerkennung ihrer Leistungen und Beiträge,
  • Gespräche über zukünftige Entwicklungschancen,
  • Mitarbeiter, die begeisterungsfähig sind,
  • flexible Situationen.

Was sie nicht schätzen und worauf sie negativ reagieren:

  • Situationen, die Konzentration auf sehr viele Details erfordern,
  • Situationen, in denen ihre Ansichten fortwährend infrage gestellt werden,
  • Diskussionen, die sich auf die Vergangenheit konzentrieren.

Was hemmt Kreativität?

Bei aller Systematik mit Kategorien für Persönlichkeitstypen: Jeder hat seine eigenen Schemata und Denkmuster, die sich im Laufe seiner persönlichen Entwicklung gebildet haben für

  • die Wahrnehmung von Informationen,
  • die Interpretation von Informationen oder
  • das Strukturieren und Ablegen von Informationen.

Das Denken beim Menschen spielt sich zwischen divergentem und konvergentem Denken ab. Bei der Problemlösung sind beide Formen wichtig. Im Kreativitätsprozess soll vorwiegend das divergente Denken gefördert werden.

Dieses wird durch Faktoren behindert, die im Menschen begründet liegen oder durch ungeeignete Rahmenbedingungen. Zum Beispiel:

  • funktionale Gebundenheit (was einmal eine feste Funktion hat, behält sie auch)
  • je näher wir uns am Ziel wähnen, desto mehr beschränkt dies den Blick für andere Lösungsmöglichkeiten
  • Reizkonstellation, wenn bereits vorhandene Informationen, Strukturen unseren Lösungsraum prägen
  • Betriebsblindheit, wenn einmal erfolgreiche Lösungen immer wieder angewendet werden
  • Gruppenzwang und der Wunsch nach Übereinstimmung mit den anderen
  • Angst vor Versagen oder Gesichtsverlust
  • Prestige- und Kompetenzzuschreibung, wenn der Meinung der Ranghöheren gefolgt wird

Wenn Sie sich entschließen, solche Hemmnisse für Kreativität abzubauen, werden Sie schnell feststellen, dass gar keine großen Investitionsmittel nötig sind. Vielleicht reicht schon ein Kreativitätstrainer, der Sie und Ihre Mitarbeiter sensibilisiert. Sie erinnern sich gewiss an einen inspirierenden Vortrag und wie beschwingt Sie hinausgegangen sind.

Oft reicht der Wille, sich mit Kreativitätstechniken zu befassen und die Instrumente auszuprobieren und anzuwenden. Aber Kreativität gedeiht am besten in einer offenen, angeregten Atmosphäre. Wollen Sie es spielerisch angehen?

Praxis

Nutzen Sie doch die Zeit im Stau oder im Warteraum, um folgenden Fragen gedanklich und kreativ nachzugehen:

Übung 1: Was alles kann man mit einer Büroklammer machen? Finden Sie 10 Anwendungen, für die sich der Büroklammerproduzent nicht interessierte.

Im Übrigen: Mit dieser Frage ist die Kreativitätstechnik der Zweckentfremdung verbunden.

Übung 2: Wie würde sich Ihr Leben verändern, wenn Sie leichter als Luft wären? Wie würden Sie schlafen, sich fortbewegen? Wie Ihre Arbeit verrichten? Und im nächsten Stau könnten Sie magnetisch werden oder fluoreszieren.

Und wieder nebenbei: Mit diesen Gedankenspielen nutzen Sie die Kreativitätstechniken der Synektik.

Sie werden vielleicht stutzen und sich fragen: Und was habe ich von diesen Spielchen? Damit soll deutlich werden, dass es keine Chinesische Mauer zwischen kreativen Spielen und ernsthaften Problemlösungen gibt. Dass im Gegenteil für die erfolgreiche Kreativität im Unternehmen ein Training des „Kreativitätsorgans“ hilfreich ist. Und dass für dieses Training vielfältige Möglichkeiten infrage kommen. So wie man mit den Teilnehmern eines Schülerklubs durch ein Warenhaus spazieren kann und gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten sucht. So wie man mit Studierenden lustige Tests machen kann (siehe die folgende Vorlage), so haben Sie unzählige Möglichkeiten, unproduktive Zeiten in Trainingszeiten für Ihre Kreativität zu verwandeln.

Natürlich nutzt das beste Training nicht, wenn es nicht ernst wird. Im Beruf heißt das: Die Kreativität der einzelnen Mitarbeiter muss sich letztlich auf eine praktische Problemlösung oder Zielsetzung beziehen – die dem kreativen Denken zum Ende hin wieder einen Zweck geben.

  • Aber ist die Umgebung einem kreativen Menschen wohlgesonnen?
  • Welche Hemmnisse für den Einsatz persönlicher Kreativität sehen Sie?

Damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre persönlichen kreativen Potenziale im Unternehmen einbringen können und dürfen, braucht es eine kreativitätsförderliche Unternehmens- und Teamkultur. Welche Merkmale diese hat oder haben sollte, erfahren Sie im folgenden Abschnitt dieses Handbuch-Kapitels.

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