Was muss vom Unternehmen entsorgt werden?

Die Kosten und die Erträge, die durch die Entsorgung und Beseitigung von Abfall, Reststoffen oder Nebenprodukten anfallen, können sehr stark schwanken. Je nach Angebot und Nachfrage am Weltmarkt zu einzelnen Stoffen oder Materialien müssen die Reststoffe eines Produktionsprozesses als Abfall teuer entsorgt werden – oder können wie ein Nebenprodukt oder Kuppelprodukt verkauft werden.

Reststoffe als Abfall oder Nebenprodukt können entstehen durch:

  • Reste durch den Einsatz von Stoffen und Materialien; zum Beispiel Späne beim Drehen oder Fräsen
  • Verpackungen, die nicht mehr gebraucht werden
  • Stoffe, die bei Umwandlungsprozessen entstehen; zum Beispiel Abgase oder Abwärme
  • Betriebsstoffe, die nicht mehr nutzbar sind; zum Beispiel Schmieröle
  • defekte Produkte, die nicht verkauft werden können
  • veraltete oder defekte Betriebsmittel wie Maschinen, Computer, Smartphones
  • haushaltsübliche Abfälle aus dem Büro wie Lebensmittel, Papier, Pappe

Wodurch entstehen Kosten bei der Entsorgung?

Untersuchungen zeigen, dass die Kosten für Entsorgungslogistik branchenübergreifend einen Anteil zwischen 5 und 15 Prozent an den gesamten Logistikkosten haben. Zu den Kostenfaktoren und Kostenarten der Entsorgung zählen:

  • Personalkosten für Mitarbeitende, die unmittelbar mit Erfassung, Trennung, Transport, Lagerung oder Verarbeitung von Reststoffen innerhalb eines Unternehmens befasst sind
  • Kosten für den Einsatz von Verpackungen sowie für die Rücknahme und Weiterverarbeitung von Verpackungen, die vom Unternehmen in Umlauf gebracht wurden; zum Beispiel in Form von Gebühren zur Teilnahme an einem Rücknahmesystem
  • Kosten für spezielle Anlagen oder Verfahren, um Reststoffe so zu bearbeiten, dass sie ungefährlich sind oder der Entsorgung zugeführt werden können
  • Kosten für die Sammlung, Lagerung und Entsorgung von Abfällen wie zum Beispiel Transportkosten, Behälter, Lagerplätze, spezielle Schutzeinrichtungen
  • Kosten für die Beseitigung der Abfallstoffe durch Recycling oder durch Deponierung (Endlagerung), Verbrennung oder Kompostierung; Kosten für den Recycling- oder Entsorgungsdienstleister
  • Kosten für Planung der Entsorgung und Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften

Zudem muss analysiert werden, welche Entsorgungskosten durch Verderb, technische Alterung und mangelnde Reparaturfähigkeit von Anlagen entstehen. Idealerweise werden die Kosten dadurch ermittelt, dass die Prozesse zur Entsorgung und zur Abfallwirtschaft im Unternehmen abgegrenzt und beschrieben werden. Anschließend können dann die jeweiligen Prozesskosten erhoben werden.

Erträge der Wieder- und Weiterverwertung

Bei der Produktion entstehen auch Reststoffe, wie zum Beispiel Metallspäne oder Verschnitt durch das Ausstanzen von Aluminiumplatten, die verkauft werden können. Bei der Entsorgung von solchen Edelmetallen entstehen Erträge und keine Kosten. Deshalb ist es für die Unternehmen von großer Bedeutung, Reststoffe und Abfälle richtig zu trennen, um den höchstmöglichen Ertrag aus dem Verkauf (Schrottpreis) zu erzielen.

Verrechnung der Entsorgungskosten und Erträge im Unternehmen

Wie können nun in der betrieblichen Praxis in der Entsorgung Kosten gespart und die Erträge gesteigert werden?

Planung und Entwicklung von Produkten

Die Kosten entstehen oft schon bei der Entwicklung und Planung von Produkten oder Produktionsverfahren. Bei der Entwicklung der Produkte ist darauf zu achten, wie die Produkte nach dem Einsatz wieder- und weiterverwertet werden können. Dazu gehört auch die Reparatur- und Montagefreundlichkeit der Produkte, Anlagen und Maschinen.

Außerdem ist die Beobachtung der gesetzlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen wichtig. Regelmäßig ist zu prüfen: Sind Gesetze im Entstehen oder in der Weiterentwicklung, die die Entsorgung bestimmter Stoffe verteuern? Lehnt der Verbraucher bestimmte Stoffe, Verpackungen oder Produkte aus Imagegründen oder anderen Motiven immer mehr ab?

Bau von Anlagen und Gebäuden

Beim Bau von Anlagen und Gebäuden ist ebenfalls darauf zu achten, welche Produkte zukünftig erhöhte Entsorgungskosten verursachen könnten. Problematisch ist, dass der Staat zum Beispiel jahrelang den Einsatz von Dämmstoffen zur Energieeinsparung bei Gebäuden förderte und nun die Entsorgung dieser Dämmstoffe als problematisch einstuft.

Produktion

Bei der Produktion stellt sich die Frage, mit welchem Aufwand an Energie, Rohstoffen und Abfällen ein Produkt erzeugt wird und ob hier nicht vorab Einsparungen möglich sind. Zahlreiche Unternehmen verfügen über eine Wasser,- Energie- und Rohstoffbilanz. Hier werden ausgehend von einer Ist-Analyse der betrieblichen Abfälle sowie des Wasser-, Abfall- und Rohstoffverbrauchs jährlich Zielvorgaben für Einsparungen und Abfallreduzierungen vorgegeben.

So wird die Menge an Abwasser, an Reststoffen oder sonstigen Abfällen jedes Jahr reduziert. Auch beim Einsatz der Fahrzeugflotten werden nur Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß eingesetzt. Bei LKW-Flotten wird durch optimale Tourenplanung und Fahrweisen versucht, die Kraftstoffverbräuche zu reduzieren.

Organisation als Profit-Center

Bei der Erhöhung der Erträge und mit der Organisation der Entsorgung als Profit-Center sind in der Praxis verschiedene Möglichkeiten zum Kostensparen gegeben.

Werden werthaltige Reststoffe gesammelt wie Schrottmaterial, teure Aluminiumspäne oder Kupfer, so sind vor dem Verkauf mehrere Angebote von Entsorgungsfachbetrieben einzuholen. Aufgrund dieser Angebote kann bei entsprechenden Mengen verhandelt werden. Sind die Rohstoffpreise sehr niedrig, können anfallende Wertstoffe erst einmal gelagert werden. Steigen die Preise für Wertstoffe und Rohstoffe, wird dieser „Abfall“ verkauft.

Das zu entsorgende oder zu verkaufende Material kann durch Entsorgungsfachbetriebe abgeholt oder durch den Verursacher transportiert werden. Hier werden oft Ausschreibungen mit Spediteuren und Entsorgungsfachbetrieben durchgeführt, um das günstigste Angebot zu bekommen.

Schließlich lohnt es sich auch bei Abbrucharbeiten, bei Rohstoffen, die kostenpflichtig entsorgt werden müssen, die jeweiligen Kostenangebote der Entsorger zu vergleichen.

Praxis

Kosten und Erträge erfassen und verrechnen

Ermitteln Sie die Kosten, die in Ihrem Unternehmen für Entsorgung und Entsorgungslogistik anfallen. Sie können dazu folgende Excel-Vorlage nutzen.

Für die genaue Ermittlung der Kosten und Erlöse sollten Sie die Prozesse zur Entsorgung und Entsorgungslogistik analysieren. Nutzen Sie dafür die folgende Vorlage zur Ermittlung der Prozesskosten.

Weitere Vorlagen und Erläuterungen finden Sie im Handbuch-Kapitel Prozesskostenrechnung.

Falls bei Produktion der Produkte in Ihrem Unternehmen Wertstoffe anfallen, mit denen Sie einen Erlös erzielen können, können Sie dies mit der folgenden Vorlage kalkulieren und berechnen.

Entsorgungslogistik als Profit-Center oder Shared Service Center führen

Sie können Abfallwirtschaft, Entsorgung und Entsorgungslogistik als organisatorisch eigene oder selbstständige Einheiten in Ihrem Unternehmen führen. Sie haben damit den Charakter eines Profit-Centers oder eines Shared Service Centers.

Dann müssen Sie klären, wie die organisatorische Abgrenzung erfolgt:

  • Welche Aufgaben der Entsorgung werden im Profit-Center oder Shared Service Center zusammengeführt?
  • Welche Abteilungen und Stellen übernehmen die entsprechenden Aufgaben?
  • Wie werden Kosten und Leistungen (innerbetrieblich) verrechnet?
  • Welche Ziele und Erfolgskriterien werden vom Unternehmen vorgegeben?

Mit der folgenden Vorlage können Sie wichtige Aspekte zur Organisation der Entsorgungslogistik in einer zentralen Einheit (Shared Service Center) klären.

Wie Sie diese Fragen klären, ist ausführlich in den Handbuch-Kapiteln Profit-Center und Shared Service Center dargestellt.

Nutzen Sie die folgende Excel-Vorlage, um den Erfolg des Profit-Centers „Entsorgung“ zu ermitteln und zu dokumentieren.

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