Kapitel 218: Nachfolge im Unternehmen planenLebensplanung für die Zeit nach der Übergabe des Unternehmens

Meist fällt der Einstieg in die Unternehmensnachfolge leichter, wenn die Übergebenden schon vorher eine neue Lebensaufgabe für sich gefunden haben. Diese muss zur eigenen Person passen und Motivationsfaktoren ansprechen, die auch im Unternehmerdasein wichtig waren.

Wertvolle Lebensbereiche außerhalb des Unternehmens erkennen

Je eher eine Unternehmerin oder ein Unternehmer es schafft, sich von ihrem Unternehmen emotional zu distanzieren, umso besser ist es für den gesamten Übergabeprozess. Daher ist es förderlich, wenn Sie neben dem Unternehmen andere Lebensbereiche haben, die Ihnen Energie und Kraft geben. Diese Lebensbereiche können individuell sehr unterschiedlich sein. Beispiele sind: Freundeskreis, soziales Netzwerk, ehrenamtliches Engagement, persönliche Weiterentwicklung, Gesundheit, mentale Frische oder Kultur.

Die Motivation zur Übergabe kann aus diesen Bereichen kommen. Wichtig ist es, hier die eigenen Antreiber zu kennen:

  • Wie kann ich meine Motivation weiterleben?
  • Was erfüllt mich, macht mir Freude?
  • Wozu bin ich nur selten gekommen und möchte es nun mehr tun?
  • Wie kann ich meine fachliche Expertise an andere weitergeben? (zum Beispiel als Mentor, Juror, Beirat)

Beeinflusst werden diese Aspekte von den persönlichen Motiven und Treibern, wie sie im vorigen Abschnitt dieses Handbuch-Kapitels erläutert sind. Wenn zum Beispiel Ihr innerer Treiber „Anerkennung“ ausgeprägt ist, dann werden Sie diesen Treiber auch nach der Übergabe weiterleben wollen. In welchen Projekten können Sie Anerkennung fühlen, leben, sehen, hören? Vielleicht ist die oben genannte Arbeit im Beirat oder als Juror eine Form, diese Anerkennung für sich weiter zu erfüllen.

Ziele setzen für die Zeit nach der Übergabe des Unternehmens

Wenn Sie Ziele für die Lebensplanung nach der Übergabe Ihres Unternehmens haben, dann ergeben sich daraus meist Motivation, Freude, Sinn. Dabei kommt es weniger auf die Messbarkeit der Ziele an und auch nicht darauf, bis zu einem definierten Termin ein Ziel zu erreichen. Vielmehr können zum Beispiel das Erreichen oder das sich Angewöhnen guter Gewohnheiten ein Ziel sein, das Vertiefen von Wissen oder die Pflege von Beziehungen. Immer in dem Sinn, dass Sie Ihre inneren Treiber weiterhin leben können.

Die Rolle der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners und der Kinder spielt dabei ebenfalls mit hinein:

  • Wie können Sie gemeinsam in die Zukunft gehen?
  • Welche Vorstellungen und Erwartungen gibt es?
  • Wie offen und direkt sprechen Sie über das Thema innerhalb der Familie?

Dazu können Sie sich hilfreiche Fragen zur aktiven Lebensplanung stellen:

  • Welchen Einfluss möchte ich nach der Übergabe noch im Unternehmen haben?
  • In welchen anderen Lebensbereichen kann ich Einfluss leben?
  • Welche Rollen möchte ich einnehmen – in- und außerhalb des Unternehmens?
  • Wie will ich meine Freiräume gestalten und mit wem?
  • Welche Kontakte möchte ich intensivieren? Welche reduzieren?
  • Welche neuen Kontakte möchte ich knüpfen?
Praxis

Sie sollten sich als Unternehmer breiter aufstellen und in andere Lebensbereiche wie Familie, Freunde, Gesundheit, kulturelles Leben, Kreativität, Weiterentwicklung, soziales Engagement auch Zeit investieren. Dafür ist es wichtig mehr und mehr Verantwortung abzugeben und sich vom operativen Geschäft zu lösen.

Sie sind nicht das Unternehmen, sondern Sie haben ein Unternehmen. Sie brauchen eine emotionale Distanz, damit Sie Entscheidungen im Sinne des zukünftigen Erfolges des Unternehmens treffen können.

Überlegen Sie was Ihre Kernkompetenzen waren und was Ihnen Freude bereitet. In welcher Rolle und Aufgabe können Sie diese im Unternehmen in klarer Absprache weiterführen?

Zurück zum Artikel