Kapitel 116: Beziehung zwischen Vorgesetzten und MitarbeiternWie Vorgesetzte und Mitarbeiter ihre Zusammenarbeit verbessern

Vorgesetzte sollten den ersten Schritt gehen, um den Teufelskreis einer schlechten Beziehung und der schlechten Zusammenarbeit zu durchbrechen. Dazu sollten sie ihr eigenes Verhalten reflektieren und für das Team ein Good-Will-Konto einrichten. Genauso müssen klare Regeln und Grenzen vereinbart und von allen eingehalten werden.

Wie Vorgesetzte die Beziehung zu Mitarbeitenden verbessern

Vorgesetzte tragen mehr Verantwortung als ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieser Verantwortung müssen Vorgesetzte auch gerecht werden. Unter anderem dadurch, dass sie die Beziehung zu ihren Mitarbeitenden in eine normale Bahn bringen und den Teufelskreis aus Vorurteilen und einseitiger Wahrnehmung durchbrechen.

Sie müssen sich ihrer Defizite in puncto eigener Vorurteile und Wahrnehmungsfehler bewusst werden und diese abstellen. Wie können Vorgesetzte das leisten?

Wer neu in die Funktion eines Vorgesetzten kommt, der sollte genau hinschauen und zuhören. Sie als Führungskraft sollten sich intensiv mit der jeweiligen Situation auseinandersetzen und die Kräfte, die eine Rolle spielen, verstehen:

  • Was erwarten die Mitarbeitenden von Ihnen als Führungskraft?
  • Wie sehen Sie die Situation in Ihrem Team?
  • Welche Aufgaben und Herausforderungen stehen an?
  • Besonders wichtig: Wie war das Verhältnis der Mitarbeitenden zum unmittelbaren Vorgänger oder zur Vorgängerin?
  • Und welche Erfahrungen haben die Mitarbeitenden grundsätzlich mit Vorgesetzten gemacht?

Als Führungskraft sollten Sie möglichst vorurteilsfrei mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen. Hören Sie heraus, was diese bewegt, welche Einstellungen sie haben. Bedenken Sie dabei, dass Mitarbeitende nicht alles offen ansprechen und sagen werden, was sie beschäftigt.

Investieren Sie deshalb ausreichend Zeit in Einzelgespräche und beobachten Sie Ihre Mitarbeitenden zunächst nur, wie sich diese im Alltag verhalten, was sie (Ihnen und anderen gegenüber) sagen, und wie sie sich in das Team einbringen.

Mit Good-Will-Konto die Chef-Mitarbeiter-Beziehung pflegen

Richten Sie als Führungskraft für sich und Ihr Team ein sogenanntes Good-Will-Konto ein. Wie bei jedem Geldkonto gibt es dann Einzahlungen und Auszahlungen – nur in anderer Form.

Einzahlungen der Führungskraft auf das Good-Will-Konto sind beispielsweise:

  • Hilfestellung
  • positive Rückmeldung
  • Förderung der Mitarbeitenden
  • Zeit fürs Zuhören
  • Beteiligung an Entscheidungen

Die Auszahlungen gehen zunächst an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber bald werden diese ebenfalls Einzahlungen leisten.

Auszahlungen vom Good-Will-Konto an Sie als Führungskraft sind beispielsweise:

  • Loyalität Ihrer Mitarbeitenden
  • Hilfe, wenn es darauf ankommt
  • Weitergabe von Informationen
  • besonderes Engagement und Unterstützung

Diese Einzahlungen und Auszahlungen auf das Good-Will-Konto machen die Zusammenarbeit im Team erheblich leichter.

Wenn das Konto nicht gefüllt oder dauerhaft ungleich in Anspruch genommen wird, sollten Sie eingreifen – bei den Mitarbeitenden, aber auch bei sich selbst. Geben Sie dabei aber auch denjenigen Chancen, den Anschluss zu finden, die vielleicht von früheren Erfahrungen mit (vermeintlich) schlechten Chefs besonders geprägt sind; sie bekommen einen Kredit aus dem Good-Will-Konto.

Wie Sie mit Regeln der Zusammenarbeit umgehen

Legen Sie auch Regeln und Grenzen fest. Diese können von Vorgesetzten vorgegeben oder gemeinsam festgelegt werden. Wenn die Regeln gebrochen oder Grenzen überschritten werden, müssen Sie das Gespräch mit dem Mitarbeiter suchen – möglichst schnell. Wichtig dabei ist:

  • Sagen Sie, was Sie festgestellt haben; das sollte für Sie und den betroffenen Mitarbeiter tatsächlich sichtbar oder wahrnehmbar sein.
  • Sagen Sie dem Mitarbeiter, was Sie an seinem Verhalten oder an seiner Leistung stört und warum Sie nicht zufrieden sind.
  • Geben Sie ihm Gelegenheit, sein Verhalten oder seine Leistung zu begründen, sodass Sie erkennen können, was dahintersteckt.
  • Erst dann können und sollten Sie das Ereignis bewerten.

Erst diese Rückmeldung kann helfen, die Situation zu klären, die Meinungen auszutauschen und sich gegenseitig respektvoll zu verhalten. Ob damit alle Probleme gelöst werden, ist nicht gewährleistet. Aber in vielen Fällen ist es ein Anfang.

Das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitenden ist immer von Missverständnissen, Vorurteilen oder gar Konflikten bedroht. Es ist Aufgabe beider Partner, sie immer wieder sich selbst sichtbar zu machen, zu reflektieren und einzudämmen. Führung ist ein nicht endender Prozess der Beziehungspflege.

Praxis

Stärken und Schwächen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschätzen

Machen Sie sich Notizen über Stärken und Schwächen (gleichermaßen) der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beschreiben Sie als Vorgesetzte oder Vorgesetzter Ihre Wertung und Einschätzung:

  • Was halten Sie für gut?
  • Was ist nicht so gut oder schlecht?

Achten Sie bei Ihrer Bewertung einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders darauf, dass Sie für jede Person auf beiden Seiten der „Leistungsbilanz“ genau gleich viele Punkte aufgezählt haben. Die Bewertung enthält also bei beiden folgenden Kategorien gleich viele Einträge:

  • Das schätze ich an Mitarbeiter XY.
  • Das stört mich an ihm.

Machen Sie außerdem immer klar, was Sie erwarten, welche Ziele Sie verfolgen und welche Regeln Ihnen wichtig sind. Die Aussagen müssen für alle klar, offen und konsistent sein. Zeigen Sie immer, dass Sie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen respektieren – ganz unabhängig davon, was sie im Einzelfall leisten.

Nutzen Sie die folgende Vorlage, um an Ihrer Beziehung zu Mitarbeitenden und Vorgesetzten zu arbeiten. Denn eine gute Beziehung ist nicht nur wichtig für das Unternehmen, sondern vor allem für Ihr persönliches Befinden und Ihre Arbeitszufriedenheit.

Vertrauen und Verständnis aufbauen

Um Vertrauen und Verständnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden aufzubauen, braucht es vor allem Kommunikation. Reden Sie miteinander.

Doch leider bleibt im hektischen Alltag das eine oder andere Thema unbesprochen, was am Ende zu Missverständnissen oder Fehlern führt und das Vertrauen schmälert. Schaffen Sie Raum und Gelegenheiten zur Kommunikation und für das persönliche Gespräch.

Suchen Sie als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten. Bitten Sie um Gesprächstermine. Wenn das aufgrund der vollen Terminkalender oder der Nachlässigkeit der Vorgesetzten schwierig ist, nutzen Sie die folgenden Vorlagen für eine professionelle Terminanfrage.

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