Controlling mit ExcelMit dem Lohmann-Ruchti-Effekt Investitionen finanzieren

Mit Abschreibungen und Cashflow aus dem Produktverbrauch finanzieren sich Betriebsmittel wie Maschinen von allein. So lässt sich der Kapazitätsbestand aus Eigenmitteln erweitern und ersetzen. Wie funktioniert dieser Lohmann-Ruchti-Effekt und welche Formel spielt dabei eine Rolle?

Worum geht es beim Lohmann-Ruchti-Effekt?

Unternehmen, die ein Produkt herstellen, setzten dafür üblicherweise Betriebsmittel, Anlagen, Maschinen, Geräte, EDV oder Fahrzeuge ein. Die Kosten für Betriebsmittel sind oft besonders hoch. Dementsprechend benötigt das Unternehmen ausreichend Kapital für solche Investitionen.

Nach der Anschaffung werden die Betriebsmittel abgeschrieben. Das bedeutet, dass ein Teil der Investitionskosten als Abschreibungskosten in den Produktpreis einkalkuliert wird. Jedes verkaufte Produkt trägt also zur Kostendeckung der Betriebsmittel bei.

Der Lohmann-Ruchti-Effekt zeigt, wie der Geldzufluss durch den Produktverkauf genutzt werden kann, um veraltete, abgeschriebene Betriebsmittel zu ersetzen und den Betriebsmittelbestand sogar zu erweitern. Er wird deshalb auch als Kapazitätserweiterungseffekt bezeichnet.

Cashflow-Betrachtung

Durch den Verkauf der Produkte erzielt das Unternehmen Umsatz und bekommt Einzahlungen; ein positiver Cashflow. Ein Teil dieser Einzahlungen resultiert aus den Abschreibungskosten, die in den Produktpreis einkalkuliert sind.

Dieser Teil des Cashflows wird nun gespart, bis damit ein neues Betriebsmittel, zum Beispiel eine neue Maschine, gekauft werden kann. Die neue Maschine kann eine alte, abgeschriebene Maschine ersetzen oder zur bestehenden Kapazität hinzukommen.

Der Cashflow für Abschreibungen ermöglicht Unternehmen demnach die Eigenfinanzierung von Betriebsmitteln im Anlagevermögen.

Beispiel für den Lohmann-Ruchti-Effekt

Sie haben einen Bestand von zehn Maschinen, die Produkte herstellen, die Sie am Markt verkaufen. Sie haben diese zehn Maschinen jeweils für 100.000 EUR neu gekauft und können diese nun jeweils zehn Jahre nutzen. Auf jeder Maschine lassen sich pro Jahr 1.000 Stück Produkte herstellen.

Die Abschreibungskosten für eine Maschine betragen demnach 10.000 EUR pro Jahr.
(= 100.000 EUR ÷ 10 Jahre)

Für die Kalkulation des Produktpreise setzen Sie deshalb neben Material-, Personal- und anderen Kosten Abschreibungskosten in Höhe von 10 EUR pro Stück an.
(= 10.000 EUR ÷ 1.000 Stück)

Jedes verkaufte Produkt erzeugt also zur Deckung der Abschreibungen einen Cashflow (Einzahlung) von 10 EUR, den Sie sparen können, weil ihm keine Auszahlungen entsprechen; anders bei Material- und Personalkosten.

Da Sie zehn Maschinen einsetzen, die jeweils 1.000 Stück Produkte herstellen, für das Sie jeweils 10 EUR Cashflow auf Abschreibungen erzielen, erzeugen Sie im ersten Jahr einen Cashflow von 100.000 EUR.
(= 10 × 1.000 Stück × 10 EUR/Stück)

Das ist der Betrag, den Sie für die Anschaffung einer Maschine brauchen. Sie können also bereits nach einem Jahr eine weitere Maschine kaufen und Ihren Maschinenbestand auf elf erweitern; genannt: Kapazitätserweiterungseffekt.

Das funktioniert, solange Sie alle hergestellten Produkte zu einem entsprechenden Preis verkaufen können.

Ist eine „alte Maschine“ vollständig abgeschrieben, dann wird sie durch eine neue ersetzt. Im Beispiel sind die ersten zehn Maschinen nach zehn Jahren vollständig abgeschrieben. Dadurch reduziert sich Ihr Maschinenbestand um zehn Maschinen.

In dieser Zeit haben Sie den Maschinenpark durch den Cashflow aber regelmäßig erweitert, sodass Sie auch nach zehn Jahren einen Bestand von 15 Maschinen haben. Diese Entwicklung des Maschinenbestands zeigt die folgende Abbildung.

Kapazitätserweiterung durch den Lohmann-Ruchti-Effekt

Formel zum Lohmann-Ruchti-Effekt

Wie die vorige Abbildung zeigt, verändert sich der aktive, nutzbare Maschinenbestand mit jedem Jahr durch Neukauf von Maschinen und Aussortierung (nach vollständiger Abschreibung). Mit der Zeit pendelt sich der Maschinenbestand bei einem bestimmten Wert ein.

Dieser Wert des „nachhaltigen Kapazitätsbestands“ lässt sich mit der Lohmann-Ruchti-Formel berechnen.

Bei zehn Maschinen und einer Abschreibungsdauer (AD) von zehn Jahren, liegt der Kapazitätserweiterungsfaktor (KEF) bei: 1,82. Denn nach Lohmann und Ruchti gilt folgende Formel:

Kapazitätserweiterungsfaktor (KEF) = (2 × AD) ÷ (AD + 1)

Im Beispiel: KEF = (2 × 10) ÷ (10 + 1) = 20 ÷ 11 = 1,82 (gerundet)

Der Kapazitätserweiterungsfaktor (KEF) nach Lohmann und Ruchti sagt, um welchen Faktor der Bestand an Maschinen wachsen kann, wenn der Cashflow-Anteil, der den Abschreibungen entspricht, für Erweiterungen und Ersatzbeschaffung genutzt wird.

Im genannten Beispiel: Aus den ursprünglich zehn Maschinen werden im Laufe der Jahre 18 Maschinen (gerundet), da KEF = 1,82. Bei 18 Maschinen pendelt sich also der Bestand an Maschinen ein, wenn nur aus Cashflow durch Abschreibungen finanziert wird:

  • Bis zum Jahr 10 wird der Cashflow nur für die Erweiterung der Kapazität genutzt.
  • Danach muss der Cashflow für den Ersatz von Maschinen verwendet werden.
  • Die nachhaltige Kapazität ist der Maschinenbestand, bei dem der Cashflow genau für den Ersatz von Maschinen ausreicht.

Die folgende Abbildung zeigt den Maschinenbestand für einen Zeitraum von 20 Jahren (graue Säulen), die Zugange (grüne Säulen), Abgänge (rote Säulen) sowie den Startbestand, den maximalen Bestand und die „nachhaltige Kapazität“ – jeweils durch eine Linie markiert.

Entwicklung des Kapazitätsbestands durch den Lohmann-Ruchti-Effekt
Praxis

Lohmann-Ruchti-Effekt / Kapazitätserweiterungseffekt berechnen

Ermitteln Sie mithilfe des Lohmann-Ruchti-Effekts, welche Mittel für Ersatzinvestitionen oder Erweiterungsinvestitionen Sie aufgrund von Abschreibungen und entsprechendem Cashflow haben.

Sie können dies mit der folgenden Excel-Vorlage sehr einfach berechnen und in einem Diagramm darstellen, um zu erkennen, wann und in welcher Größe der Effekt genutzt werden kann.

Dazu im Management-Handbuch

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