FranchisingUnseriöse Franchisegeber erkennen
Der Weg in die Selbstständigkeit ist voller Risiken. Gründer und solche, die es werden wollen, suchen daher nach Möglichkeiten, diese Risiken zu minimieren. Aus diesem Grund sind es vor allem risikoaverse Menschen, die sich zum Franchising hingezogen fühlen. Anders als beim Startup sind bei einem Franchise-System schon eine etablierte Marke und ein Platz auf dem Markt vorhanden. Auch Gründer mit wenig spezialisiertem Fachwissen haben so die Chance, sich an der Selbstständigkeit zu versuchen.
Doch im Franchising gibt es auch unseriöse Betreiber, die versuchen, naive Franchisenehmer über den Tisch zu ziehen. Die Methoden variieren von Fall zu Fall und reichen von unseriös bis kriminell. Damit Sie nicht in diese Fallen tappen, finden Sie im Folgenden eine Liste mit beispielhaften Methoden möglicher Betrüger und wie Sie diese erkennen können. Nicht alle dort aufgeführten Anzeichen bedeuten aber automatisch, dass sie es mit einem Betrüger zu tun haben. Sie können auch legitime Gründe haben. Deshalb ist immer eine genaue Betrachtung im Einzelfall notwendig.
Keine grundlegenden Informationen auf der Webseite
Es gibt auch heute noch vereinzelt Franchisegeber, die Franchisenehmer mit Flyern rekrutieren. Ein Großteil des Franchisinggeschäfts spielt sich online ab. Ein vertrauenswürdiger Franchisegeber verfügt in der Regel über eine gut gepflegte Webseite, auf der er angehenden Franchisenehmern umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung stellt.
Grundlegende Informationen sollten frei zugänglich sein und ausreichen, um sich einen ersten Überblick über Markt, Franchisemodell und ungefähren Ablauf des Franchises verschaffen zu können. Unter Umständen bekommen potenzielle Franchisenehmern diese Informationen aber nur, wenn sie sich registrieren. Das ist unprofessionell und macht einen einfachen Vorgang unnötig kompliziert. Ein Registrierungsvorgang bedeutet aber nicht, dass der Franchisegeber gleich ein Betrüger ist. Es kann sich auch um eine Marketingmaßnahme handeln.
Skeptisch werden sollten Sie jedoch, wenn auf der Internetseite nicht einmal die grundlegendsten Informationen zu finden sind. Meist wird dann damit geworben, dass diese Dinge vertraulich im Erstgespräch geklärt werden. Doch potenzielle Franchisenehmer gehen so ohne Vor-Informationen ins Gespräch – und sind leichter über den Tisch zu ziehen.
Inhalte auf der Webseite sollten aktuell sein und die Webseite komplett wirken. Haben Sie das Gefühl, dass die Seite hastig und mit wenig Geld aufgebaut wurde, sollten Sie das als Warnsignal betrachten.
„Großer“ Franchisegeber mit wenig Beschäftigten
Im Idealfall findet das Erstgespräch mit dem Franchisegeber in seinen Geschäftsräumen statt. Das hat den Vorteil, dass Sie sehen können, wie der Franchisegeber arbeitet und ob er zum Beispiel ausreichend viele Mitarbeiter beschäftigt, um die von ihm angegebene Anzahl an Franchisenehmern zu unterstützen.
Wenn Sie in der Zentrale eines – nach eigenen Angaben – großen Franchisegebers ankommen und außer einem Assistenten und dem Chef niemanden vorfinden, sollten Sie skeptisch sein. Um ein großes Franchise zu führen, bedarf es auch eines gut organisierten Mutterunternehmens. Bei kleineren Franchises kann man hier natürlich ein bisschen gnädiger urteilen.
Der Gesprächspartner ist nicht der Franchisegeber
Eine beliebte Masche von Franchisebetrügern ist das Bauernopfer. Hierbei übernimmt nicht der Franchisegeber das Erstgespräch, sondern ein von ihm engagierter externer Vertreter. Seien Sie in einem solchen Fall vorsichtig, denn unter Umständen ist der Franchisegeber nicht an die Versprechungen gebunden, die der Mittelsmann Ihnen gegenüber macht. Kommt es dann zu einem Vorfall, schiebt der Franchisegeber die Verantwortung dem inzwischen unauffindbaren Mittelsmann zu. Eine mögliche Folge kann hier ein langwieriger Rechtsstreit sein, der nur wenig Aussicht auf Erfolg hat. Gut organisierte Franchises haben in der Regel Beschäftigte, die sich um neue Franchisenehmer kümmern. Diese sind dann im Mutterunternehmen fest angestellt.
Der Franchisegeber weicht kritischen Fragen aus
Um zwischen seriösem und unseriösem Franchisegeber unterscheiden zu können, ist es wichtig darauf zu achten, wie er das Franchisekonzept erklärt. Liefert er Details oder bleibt er vage? Antwortet er auf schwierige Fragen oder versucht er im Gespräch davon abzulenken?
Der Franchisegeber will den Vertrag sofort unterzeichnen
Ein Indikator für einen unseriösen Franchisegeber ist die Unterzeichnung des Vertrags. Franchiseverträge sind komplexe Dokumente, die für eine nicht unerhebliche Zeit die Zusammenarbeit zwischen Franchisenehmer und Franchisegeber regeln. Als solche sollten sie mit Sorgfalt geprüft und abgewogen werden.
Stellen Sie fest, dass Ihr Gegenüber Sie dazu bringen möchte, den Vertrag an Ort und Stelle zu unterzeichnen, kann das ein Hinweis auf für Sie nachteilige Inhalte im Vertrag sein. Ein seriöser Franchisegeber wird Ihnen raten, den Vertrag mitzunehmen und in Ruhe zu prüfen.
Der Franchisevertrag sieht keine Verlängerung vor
Es empfiehlt sich, einen Franchisevertrag durch einen spezialisierten Rechtsanwalt überprüfen zu lassen. Doch auch als Laie können Sie einige Dinge schon im Vorfeld prüfen, wie etwa die Laufzeit, das Vertragsende und die Regelungen zur Kündigung des Vertrags. Hier ist geregelt, wie lange Ihnen der Franchisegeber seine Marke und seine Unterstützung zur Verfügung stellt. Prüfen Sie insbesondere, wie das Vertragsende geregelt ist:
- Besteht die Möglichkeit, den bestehenden Vertrag zu verlängern?
- Welche Rechte und Pflichten haben Sie, wenn Sie sich gegen eine Verlängerung entscheiden?
- Wie wird im Vertrag mit einer Kündigung umgegangen?
Statt nach Vertragsende neue Konditionen mit Ihnen auszuhandeln, lassen unseriöse Franchisegeber Verträge gerne auslaufen, um die nun etablierte Geschäftseinheit zu ungünstigen Konditionen an den nächsten, unerfahrenen Franchisenehmer abzugeben.
Der Franchisevertrag sieht keinen Gebietsschutz vor
Vor allem bei hoher Konkurrenz ist der Gebietsschutz ein wichtiger Faktor. Er regelt, in welchem Gebiet Sie aktiv Kunden akquirieren dürfen. Verhindert wird dadurch, dass Franchisenehmer derselben Marke sich gegenseitig die Kunden wegnehmen.
Prüfen Sie, wie der Gebietsschutz im Einzelnen definiert ist und welche Folgen eine Verletzung des Gebiets hat. Unseriöse Franchisegeber geben Ihnen unter Umständen keinen Gebietsschutz, damit sie möglichst viele Geschäftseinheiten in ihrer Region vergeben können.
Der Franchisevertrag gibt Lieferanten und Preise vor
Franchisegeber können in ihren Verträgen von Anfang an einschränken, wie Sie Ihre Waren beziehen und zu welchem Preis Sie sie verkaufen. Der Franchisegeber gibt dann vor, welche Lieferanten Sie zu welchen Konditionen nutzen dürfen. Um internen Wettbewerb im Franchise zu verhindern, sind auch die Preise im gewissen Rahmen festgelegt. Das kann sich natürlich negativ auf Ihr Geschäftsergebnis auswirken, denn der Lieferant, den der Franchisegeber angibt, muss nicht unbedingt das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Der Franchisevertrag enhält ein nachträgliches Wettbewerbsverbot
Dieser Punkt kann, wenn Sie ihn übersehen, Konsequenzen über die Vertragszeit hinaus haben. Im Kern sichert sich der Franchisegeber Ihre Exklusivität. Enthält der Vertrag eine entsprechende Klausel, können Sie nach Vertragsende für einen bestimmten Zeitraum bei keinem anderen Unternehmen im Bereich arbeiten. Das kann bedeuten, dass Ihre gesammelte Erfahrung nutzlos wird, denn Sie können nirgendwo arbeiten, wo sie Ihnen nützt.
Fazit
Unseriöse Praktiken von Franchisegebern funktionieren nur, wenn Sie sich als Franchisenehmer nicht ausreichend informieren, um diese Praktiken zu durchschauen. Recherchieren Sie, tauschen Sie sich mit anderen Franchisenehmern aus und nutzen Sie die Hilfsangebote im Internet. Als Franchisenehmer brauchen Sie einen Franchisegeber, der Sie auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet und unterstützt.