EinstellungssacheWie aus Selbständigen Unternehmer werden

Selbständige denken anders als Unternehmer. Verantwortlich dafür sind oft fest verankerte Glaubenssätze, die aus konkreten Erfahrungen entstehen.

Viele Selbständige sind sich durchaus bewusst, dass es etwas Anderes ist, Unternehmer zu sein. Trotzdem bleiben diese Menschen oft in der Rolle des Selbständigen verhaftet. Nun ist das per se nichts Schlechtes, wenn sie sich bewusst für diese Rolle entscheiden. Problematisch wird es erst dann, wenn sie sich für die Rolle des Unternehmers entscheiden und den Wechsel dann doch nicht vollziehen. Sicher gibt es äußere Umstände, die erfordern, dass der Selbständige noch überwiegend die Arbeit einer Fachkraft ausführt, doch lassen sich immer auch Wege finden, diesen Übergang zu meistern.

Unterschiede in den Glaubenssätzen

Wenn der Übergang über längere Zeit trotz erklärtem Wunsch nicht stattfindet, liegt das womöglich an bestimmten Glaubenssätzen. Diese sind oftmals ein gutes Indiz dafür, ob der Übergang reibungslos gelingt oder eher schwierig wird. Die folgende unvollständige Übersicht zeigt, wie sich Selbständige und Unternehmen in ihren Glaubenssätzen unterscheiden:

Themenbereich

Selbständige

Unternehmer

Mitarbeiter

Ich kann alles selbst am besten.

Meine Mitarbeiter sind bessere Fachkräfte als ich.

Komplexität

Je komplexer Dinge sind, desto spannender.

Je einfacher Dinge sind, desto erfolgreicher das Geschäft.

Wert der eigenen Arbeit

Ich koste weniger als meine Mitarbeiter.

Meine Arbeit ist unbezahlbar.

Zeiteinsatz

Geld ist wertvoller als Zeit. (Ich setze Zeit ein, um Geld zu sparen.)

Zeit ist wertvoller als Geld. (Ich setze Geld ein, um Zeit zu sparen.)

Geld

Geld bietet Sicherheit.

Geld bietet Investitionsmöglichkeiten.

Weiterentwicklung

Meine fachliche Weiterentwicklung ist wichtig.

Meine persönliche Weiterentwicklung ist am Wichtigsten.

Risiken

Risiken sollten möglichst vermieden werden.

Risiken sind Schritte auf dem Weg zum Erfolg.

Berufung

Mein Beruf ist meine Berufung (fachlich).

Meine Berufung ist die Änderung der Zustände durch Schaffung eines bedeutenden (ohne mich funktionsfähigen) Unternehmens.

Komfortzone

Ich bin da am besten, wo ich mich am wohlsten fühle.

Der Erfolg und das Wachstum liegen dort, wo ich mich unwohl fühle.

Streng genommen sollte man gar nicht von Glaubenssätzen sprechen. Vielmehr handelt es sich um emotional aufgeladene Referenzerfahrungen, also selbst Erlebtes oder etwas, das wir erzählt bekommen. Glaubenssätze wie „Ich kann alles selbst am Besten“ gibt es also streng genommen nicht. Es gibt jedoch Erfahrungen mit Mitarbeitern, die etwas schlechter erledigten als man selbst. Oder Erfahrungen in Schule und Ausbildung, wenn man in einem bestimmten Bereich der Beste war.

Wer Glaubenssätze pflegt, denkt nicht mehr nach

Erst wenn mehrere solcher Erfahrungen zusammenkommen, spricht man von einem Glaubenssatz. Letztlich handelt es sich um verdichtete Erfahrungen. Und manchmal reichen einzelne davon aus, um einen allgemeinen Glaubenssatz zu formulieren. Dabei ist die sprachliche Äußerung der verdichteten Erfahrung als „Glaubenssatz“ nur sekundär. Entscheidend ist, dass bei diesen Erfahrungen in konkreten Situationen überhaupt nicht mehr nachgedacht wird. Sobald beispielsweise eine anspruchsvolle Fachkraftaufgabe ansteht, übernimmt der Selbständige diese automatisch. Alles andere wäre vor dem Hintergrund dieses Glaubenssatzes auch nicht sinnvoll.

Genauso ist es auch mit den anderen oben aufgeführten Glaubenssätzen. Glaube ich, dass Geld wertvoller als Zeit ist, werde ich bei jeder neuen Aufgabe Zeit einsetzen und noch mehr arbeiten. Nur, um Geld zu sparen.

Die Änderung der Glaubenssätze

Glaubenssätze sind also gewissermaßen Modelle, die beschreiben, wie sich bestimmte ähnliche, emotionale Erfahrungen so zusammenfassen lassen, dass sie handlungsleitend werden – und zwar so, dass in der entsprechenden Handlungssituation nicht noch einmal separat darüber nachgedacht wird. Das Gehirn arbeitet in dieser Situation einfach mit einem Mustervergleich. Der erste Schritt besteht nun darin zu identifizieren, welcher Glaubenssatz Sie davon abhält, den Weg zum Unternehmer zu gehen. Suchen Sie sich dafür zunächst einen Glaubenssatz eines Unternehmers aus der Tabelle aus, mit dem Sie die größten Schwierigkeiten haben.

Nach der Auswahl versuchen Sie herauszufinden, warum Sie überhaupt der Ansicht sind, ihr Glaubenssatz könne stimmen. Fragen Sie sich, welche Erfahrungen Sie gemacht haben oder wer Ihnen Entsprechendes erzählt hat. Wenn Sie die dafür stützenden Erfahrungen gefunden haben, hinterfragen Sie diese:

  • Warum könnten diese Erfahrungen allgemein gültig sein?
  • Gibt es Ausnahmen?

Ziel dieses Schrittes ist, die Grundlagen des alten Glaubenssatzes, der ja meist nur auf einigen wenigen verallgemeinerten Beispielen beruht, zu erschüttern. Der nächste Schritt besteht darin, für den neuen Glaubenssatz unterstützende Erfahrungen zu finden. Je emotionaler und zahlreicher diese Erfahrungen sind, desto besser. Es geht letztlich darum, Referenzerfahrungen zu erzeugen, die den neuen Glaubenssatz stützen. Das funktioniert auch über den Umgang mit Menschen, die den entsprechenden neuen Glaubenssatz praktizieren. Oder aber dadurch, dass Sie sich neue Beweise selbst schaffen.

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