PräsentierenÜberzeugen, ohne selbst überzeugt zu sein
Je mehr wir uns bei einer Präsentation für eine Sache begeistern, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir auch unser Publikum mitreißen. Es gibt aber immer wieder Momente, in denen Sie mit Botschaften nach draußen müssen, hinter denen Sie eben nicht zu 100 Prozent stehen. Da gilt es, die Interessen des Arbeitgebers zu vertreten, Kundenwünsche zu erfüllen oder einem bestimmten Rollenbild zu entsprechen.
Auf den ersten Blick eine vertrackte Situation. Denn wenn Sie nun einfach Ihren Job erledigen und den Vortrag emotionslos herunterspulen, schalten die Zuhörer früher oder später ab. Geben Sie sich allerdings betont motiviert, bringt das auch nicht den gewünschten Erfolg – das Publikum merkt schnell, ob Sie tatsächlich mit Herzblut bei der Sache sind.
Doch auch wenn Sie von Ihrem Thema nicht restlos überzeugt sind, können Sie sich Rahmenbedingungen für einen glaubwürdigen Auftritt schaffen. Und zwar ohne dass Sie sich verbiegen oder gar Ihr Publikum hinters Licht führen. Die folgenden Ideen helfen, selbstbewusst und mit einem guten Gefühl vor die Zuschauer zu treten.
Trauen Sie sich, Dinge zu streichen
Eine Folie in der Produktpräsentation, die Ihnen nicht liegt. Oder thematische Feinheiten, die Ihnen den Schweiß auf die Stirn treiben. Um gut zu wirken, müssen wir nicht alles sagen. Wenn Sie mit bestimmten Inhalten hadern, prüfen Sie: Brauche ich den „zweifelhaften“ Input wirklich, um die Botschaft zu transportieren? Sobald Sie sich auf die Aspekte Ihres Themas konzentrieren, mit denen Sie sich wirklich wohlfühlen, werden Sie nicht nur sicherer wirken, sondern auch bei Ihren Zuhörern besser ankommen.
Nutzen Sie Ihre gestalterische Freiheit
Falls Sie sich nicht so richtig mit Ihrem Thema anfreunden können und Weglassen alleine nicht hilft, verändern Sie den Blickwinkel. Schließlich kann jedes Thema auf verschiedenste Art und Weise interpretiert werden. Statt sich zwanghaft mit unliebsamen Inhalten abzukämpfen, machen Sie es sich einfach passend. Bei den meisten Redeanlässen finden Sie Ansatzpunkte, um über Dinge zu sprechen, die Sie wirklich vertreten können und die Ihnen wichtig sind. Ein Beispiel:
Als ich noch bei einer Bank angestellt war, durfte ich ab und an bei Golfturnieren als Sponsoring-Partner ein paar warme Worte sprechen. Leider habe ich nicht besonders viel Ahnung vom Golfen. Hätte ich nun so getan, als ob ich mich auskenne, hätten die Gäste vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Deshalb habe ich mich entschieden, mit meiner „Wissenslücke“ zu kokettieren und über Parallelen zwischen dem Golfsport und der Geldanlage zu sprechen.
Suchen Sie sich einen Co-Redner
Auch beim Reden ist es erlaubt, gewisse Dinge auszulagern. Nämlich immer dann, wenn Ihnen Punkte Probleme bereiten, die ein anderer Kollege mit Begeisterung vortragen würde. Vielleicht haben Sie Sorge, sich bei den technischen Details des neuen Produkts zu verzetteln? Dann binden Sie doch den Spezialisten aus der Produktentwicklung in Ihren Auftritt ein.
Sie sollen über ein Projekt berichten, bei dem Sie selbst gar nicht mitgearbeitet haben? Hier kann ein Kollege aus dem Projektteam wertvolle Hintergrundinformationen liefern. Unabhängig davon, ob derjenige nun einen eigenen Part übernimmt oder Sie mit ihm ein Interview führen: Die Zuhörer werden es Ihnen danken. Abgesehen davon, dass sie sich nicht mit Halbwissen auseinandersetzen müssen, machen unterschiedliche Gesichter auf der Bühne den Auftritt abwechslungsreicher.
Verpacken Sie Ihre Inhalte neu
Gerade wenn Sie häufig zu einem bestimmten Thema sprechen, schleicht sich gerne eine gewisse Haltung ein nach dem Motto: „Das habe ich immer schon so gemacht.“ Das ist zwar praktisch, aber manchmal auch langweilig und damit wenig überzeugend. Oft hilft schon ein kleiner Facelift, um Ihre Augen wieder leuchten zu lassen. So können Sie zum Beispiel das Publikum gleich zum Einstieg mit einer persönlichen Anekdote zum Schmunzeln bringen oder mit einer Handhoch-Abstimmung direkt ins Geschehen einbinden. Vielleicht zeigen Sie aber auch einen Gegenstand, der zu Ihrem Vortragsthema passt oder Sie rütteln die Teilnehmer mit einer überraschenden Demonstration auf. Sobald sich die Präsentation für Sie neu und anders anfühlt, strahlen Sie das aus und Ihre Überzeugungskraft steigt.
Sinn stiften mit einem „höheren Ziel“
Überlegen Sie: Welche Vorteile bringt der Vortrag?
- Bietet er Ihnen die Chance, sich zu zeigen und damit Ihre Karriere anzukurbeln?
- Können andere von Ihrem Auftritt profitieren? Zuhörer zum Beispiel, weil Sie von Ihnen wertvolle Impulse bekommen oder ein Kollege, dem Sie damit unter die Arme gegriffen haben?
- Hilft Ihnen der unliebsame Vortrag, sich selbst weiterzuentwickeln, weil Sie Ihre Komfortzone verlassen und sich der Situation auf der Bühne stellen?
Sobald Sie wissen, wofür Sie etwas tun, ändert sich Ihre Einstellung. Und das merken auch Ihre Zuschauer.
Fazit
Egal für welche Variante Sie sich entscheiden: Ihre Überzeugungskraft hängt in erster Linie davon ab, wie Sie auf der Bühne wirken. Je besser Sie sich fühlen und je mehr Sie sich in den Vortrag einbringen, desto mehr Freude werden Sie an Ihrem Auftritt haben. Das ist die beste Voraussetzung, um das Publikum für sich zu gewinnen.