Szenario-TechnikSzenario-Projektionen: Wie sich Schlüsselfaktoren in Zukunft entwickeln können

Mit Szenario-Projektionen beschreiben Sie mögliche Entwicklungen oder Zustände in der Zukunft. Grundlage dafür sind Indikatoren, Daten und Fakten zur Ihren Einflussbereichen und Schlüsselfaktoren, aber auch Fantasie für das Undenkbare, um alternative Entwicklungen, Umbrüche und radikale Veränderungen ins Kalkül zu ziehen.

3. Trendprojektionen

In den Phasen 1 und 2 der Szenario-Technik geht es um die Beschreibung des Ist-Zustands: die Welt heute. Beide Phasen der Szenario-Technik sind im vorigen Abschnitt dieses Handbuch-Kapitels erläutert. In Phase 3 geht es nun um Prognostik, den „Blick in die Zukunft“. Es werden mehrere mögliche Entwicklungspfade für die in Phase 2 identifizierten Schlüsselfaktoren beschrieben. Wie weit der Blick reichen soll, ergibt sich aus dem gewählten Zeithorizont der Szenarien. Diese Trendprojektion ist der entscheidende Schritt für die Szenario-Entwicklung. Die Vorgehensweise in Phase 3 ist:

  1. Für die in Phase 2 ermittelten Schlüsselfaktoren werden zunächst neutrale, beschreibende Indikatoren, Kennzahlen oder sogenannte Deskriptoren ermittelt und benannt.
  2. Für jeden Deskriptor wird dann formuliert, wie er sich in Zukunft entwickeln oder verändern kann; die sogenannten Projektionen. Diese Formulierungen sollten sich deutlich unterscheiden und verschiedene mögliche Entwicklungsverläufe oder sogar Umbrüche sichtbar machen. Meistens werden zwei bis fünf unterschiedliche Entwicklungen formuliert.

Hier kommt es auf die analytischen und die kreativen Fähigkeiten des Szenario-Projektteams an. Grundlage für die Projektionen der Deskriptoren und ihre Entwicklung in der Zukunft sind Zahlen, Daten und Fakten, Studien, Erfahrungen, Beispiele und das Wissen um Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen. All das wird zusammengetragen und bewertet. Dann werden daraus unterschiedliche Projektionen abgeleitet, bei denen die Kreativität des Projektteams ins Spiel kommt. Die Fragen sind:

  • Wie entwickeln sich diese Faktoren und Deskriptoren in der Zukunft?
  • Wie könnten sie sich auch entwickeln?
  • Was ganz anderes könnte passieren?

Beispiel Bevölkerungsentwicklung

Hier können zum einen Daten zu Geburtenraten oder Sterberaten herangezogen werden, um die Altersstruktur der Bevölkerung in 10 oder 20 Jahren zu beschreiben. Die Zahlen und Berechnungen sind meist fundiert und geben ein weitgehend verlässliches Bild für die Zukunft wieder.

Schwerer lassen sich Zahlen für Zuwanderung oder Abwanderung von Menschen in eine Region prognostizieren, die für die Bevölkerungsentwicklung ebenfalls eine große Rolle spielen. Hier muss geschätzt werden. Dabei kann und soll die Kreativität des Projektteams genutzt werden, um plausible, mögliche oder ganz andere Entwicklungen zu beschreiben. Hilfreich sind beispielsweise folgende Überlegungen:

  • Welche Wanderungen bei der Bevölkerung haben sich in den vergangenen Jahren gezeigt? Das wird auch in Zukunft in etwa so sein. (Entwicklungen fortschreiben)
  • Was wäre, wenn die Zuwanderung in den nächsten 10 Jahren um das Dreifache steigt? (Gedanklich Simulationen durchführen)
  • Nehmen wir mal ganz anders an, dass es überhaupt keine Zuwanderung mehr gibt. (Entwicklungen überzeichnen, beschleunigen oder gezielt brechen)

Die Projektionen sollten in eine knappe Aussage gebracht und durch Begründungen ergänzt werden.

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