Kapitel 121: TeamentwicklungWie wir im Team besser miteinander umgehen

Damit Teamarbeit funktioniert, müssen Teammitglieder einander vertrauen können. Regeln für das Feedback geben, für das Verhalten in Konflikten und Teamgeist helfen dabei.

Warum Teamentwicklung wichtig ist

Die Arbeit des Teamentwicklers hat sich gelohnt, wenn das Team nicht müde wird,

  • den persönlichen Umgang miteinander zu pflegen und zu verbessern,
  • sich abzustimmen und gegenseitig zu helfen,
  • die maßgeblichen Ziele zu erreichen,
  • Leistung zu erbringen und
  • gleichzeitig jedem den Freiraum zu gewähren, eigene Bedürfnisse zu befriedigen.

Wie der Trainer einer Spitzenmannschaft steht der Teamentwickler am Spielfeldrand und beobachtet, wie sein Team zur Höchstform aufläuft und ein unvergessliches Spiel abliefert. Das harte Training hat sich gelohnt. Welche Elemente sind dabei besonders wichtig?

Respektvoll Feedback geben

Kritik zur falschen Zeit, im falschen Ton und vor allen anderen – das kann Beziehungen für immer zerstören. Der Teamentwickler sorgt mit der richtigen Feedback-Methode dafür, dass solche Fehler nicht passieren. Er zeigt dem Team, wie man den Kolleginnen und Kollegen seine Kritik oder Verbesserungsmöglichkeiten vermittelt – und auch, wie man richtig lobt. Das ist für die Zusammenarbeit essenziell. Zum Beispiel:

Loben heißt

„Ich schätze an dir …“

Das kann für alle Teammitglieder sichtbar sein. Denn vor den Augen der anderen wird jeder gerne gelobt.

Kritik äußern heißt

„Mein Tipp an dich …“

Das geschieht unter vier Augen und sollte immer sachlich und auf einen Anlass bezogen sein. Der Betroffene kann selbst entscheiden, ob er diese Kritik annimmt.

Typische Teamkonflikte und ihre Ursachen

Konflikte gehören zum Alltag eines jeden Unternehmens. Sie sind keine besondere Folge von Teamarbeit. Insofern helfen auch bei Teamkonflikten die allgemeinen Methoden und Ratschläge für Konfliktlösungen. Beispiele für typische Teamkonflikte sind:

  • Im Team leistet eine Person nicht das, was die anderen von ihr erwarten. Die anderen müssen häufig die Arbeit für diese Person mitmachen.
  • Mitglieder eines Teams verstehen sich nicht gut, sie sind sich unsympathisch.
  • Es gibt ein starkes Konkurrenzdenken – jeder will der Beste sein.
  • Die Teammitglieder spekulieren darauf, in der Hierarchie auf Kosten der anderen aufzusteigen.
  • Das Team leidet insgesamt unter einer hohen Arbeitsbelastung – viele sind gestresst, und schon bei kleinen Störungen im Arbeitsablauf kommt es zu Reibereien.

Konflikte entstehen dann, wenn zwei Parteien gleichzeitig so planen oder handeln, dass sich die jeweils andere Partei dadurch behindert, blockiert, bedroht oder verletzt fühlt. Konflikte können offen oder versteckt zum Ausdruck kommen. Sie können eine objektive und eine subjektive Seite haben.

Bei objektiven Konflikten geht es um:

  • Zielvereinbarungen
  • Aufgabenverteilung
  • Nutzung von Ressourcen
  • Arbeitsabläufe

Subjektive Konflikte sind:

  • Streit zwischen Teammitgliedern
  • Konkurrenz und Eifersucht
  • Cliquenwirtschaft
  • Teamleitung wird nicht anerkannt
  • Teamleitung ist nicht in der Lage, das Team zu führen
  • einzelne Teammitglieder schießen quer oder ziehen nicht mit
  • persönliche Antipathien
  • Demotivation

Wenn es zu Konflikten kommt, wird auch deutlich, dass sich die Teammitglieder einbringen, Meinungen entwickeln, Haltungen einnehmen, sich engagieren und durchsetzen wollen. Sie identifizieren sich also mit der Gruppe; ansonsten würden sie den Konflikt meiden und innerlich kündigen.

Werte und Regeln können Orientierung geben und dabei helfen, Konflikte zu vermeiden oder zu lösen.

Wie Sie Teamkonflikte lösen und einen respektvollen Umgang fördern

Die oder der Vorgesetzte des Teams ist bei Konflikten ganz besonders gefordert. Sie müssen die Konflikte erkennen und Lösungen entwickeln. Sie müssen aktiv werden. Langes Warten verschlimmert Konflikte in den meisten Fällen noch. Wie sich Lösungen finden lassen – das ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich.

Wichtige Regeln und Werkzeuge werden im Rahmen des Konfliktmanagements beschrieben. Folgende Grundregeln als Teil der Teamarbeit können helfen:

  • Alle haben die Pflicht, Konflikte anzusprechen. Sie können entscheiden, ob sie dies im Team, gegenüber der Teamleitung oder dem Vorgesetzten tun.
  • Vorgesetzte haben die Pflicht, aktiv zu werden. Sie können das Problem im Team besprechen, in Einzelgesprächen oder nur mit den Betroffenen.

Dazu müssen Vorgesetzte schnell entscheiden, wie die Lösung des Konflikts gefunden werden könnte. Sie sind in diesem Prozess oft Moderator und sorgen dafür, dass alle ihre Gefühle und Meinungen zum Ausdruck bringen, dass Lösungen gemeinsam gesucht werden und am Ende nichts „im Raum stehen bleibt“.

Besonders wichtig dabei ist, dass es bei der Konfliktlösung nicht darum geht, Schuldige zu finden, sondern Lösungen zu entwickeln, die von allen akzeptiert werden können. Vieles lässt sich im direkten Gespräch mit dem oder den Betroffenen klären, wenn Vorgesetzte eine neutrale Position einnehmen.

Andere Konflikte werden durch das Team gemeinsam gelöst, wenn die Ursachen sichtbar werden und der Wille zur Lösung vorhanden ist. In jedem Fall sollte die Lösung des Konflikts schriftlich festgehalten werden; so können alle Beteiligten die Lösung mit nach Hause nehmen.

Wenig hilfreich ist, wenn bei der Konfliktlösung mit Floskeln gearbeitet wird: „Wir sind doch ein Team!“ – „Wir verstehen uns doch so gut!“ – „Wir sind doch erwachsene Menschen!“ Das bringt niemanden weiter.

Zu viel Harmonie im Team kann schaden

Maßnahmen zur Teamentwicklung zielen häufig auf die Bewältigung von Konflikten ab. Doch nicht nur Konflikte können der Teamarbeit schaden, auch zu viel Harmonie kann die Zusammenarbeit hemmen.

Galt ein gutes Arbeitsklima seit den Hawthorne-Experimenten in den 1920er-Jahren als erfolgversprechend, weisen Team- und Konflikttrainer auf Risiken der Harmoniekultur hin. Die Berufswelt ist heute auf Harmonie aus: nett sein, einstimmige Entscheidungen treffen und Meinungsverschiedenheiten schnell beilegen.

Beispiele

Wann zu viel Harmonie im Team schadet

Sinkende Leistungsfähigkeit durch sozialen Druck:

Zum Beispiel arbeitet ein Kollege lieber an einem neuen Konzept, statt am Feierabend-Umtrunk mit seinen Kollegen teilzunehmen. Dies kann zu Ausgrenzung und am Ende sogar zu Mobbing führen.

Schlechte Entscheidungen, weil Meinungsverschiedenheiten nicht akzeptiert sind:

Wenn abweichende Meinungen sanktioniert werden, bleibt die inhaltliche Diskussion aus. Widerspruch wird nicht mehr geäußert und Alternativen bleiben ungeprüft.

Unehrlichkeit und nicht angesprochene Probleme:

Unterdrückte Themen werden auf dem Flur besprochen, während sie beim Meeting nur abgenickt werden. Probleme werden so unter den Tisch gekehrt, statt offen im Meeting darauf einzugehen.

Der Grat zwischen wünschenswerter Harmonie und Harmoniezwang ist schmal. Weil Führungskräfte Teil des Teams sind, erkennen sie schwer, wann die Grenze zur Harmoniefalle überschritten wird.

Warnsignale helfen zu erkennen, wann zu viel Harmonie unproduktiv ist. Zum Beispiel, wenn Teammitglieder in Meetings nicht diskutieren, sondern lange Monologe halten oder alle mit einem Lächeln, aber ohne Ergebnis aus dem Meeting gehen. Dann ist es höchste Zeit, an einer aufrichtigen Kommunikation zu arbeiten.

Eine Möglichkeit ist, das Diskussionsverhalten in die Mitarbeiterbeurteilung aufzunehmen, damit eine konstruktive Streitkultur entstehen kann. Die Regeln der Konfliktbewältigung sollten beachtet und die Streitkultur dauerhaft in einer gemeinsamen Kultur der Zusammenarbeit im Team etablieren werden.

Wie Teamgeist entsteht

Die Teamleitung kann ihre anspruchsvolle Rolle und Aufgaben nur erfüllen, wenn ihr Team sie dabei unterstützt. Ansonsten zerreibt sich die Teamleitung zwischen den Teammitgliedern und ihren Vorgesetzten. Das kann nachhaltig negative Wirkungen nicht nur für die betroffene Person (Stress, Krankheit) haben, sondern auch für das Prinzip Teamarbeit und das gesamte Unternehmen.

Deshalb ist es wichtig, dass sich in den Teams ein eigenes Werteverständnis und eine Teamkultur entwickeln, die wesentliche Grundlage für die Zusammenarbeit sind. Dazu gehört insbesondere, dass sich ein positiver Teamgeist bildet.

Die Teamkultur wird insbesondere in persönlichen Gesprächen und bei den gemeinsamen Besprechungen gepflegt. Hier sollte die Teamleitung, aber auch die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf achten, dass die Werte der Teamkultur von allen beachtet und auch gelebt werden.

Teamgeist entsteht, wenn sich folgendes Selbstverständnis zeigt:

  • Teamarbeit bedeutet Geben und Nehmen.
  • Ich bin bereit, mit den anderen gut auszukommen.
  • Ich will mich selbst dafür engagieren.
  • Wir respektieren einander und gehen höflich miteinander um.
  • Jeder weiß, was der andere macht und dass er für den Erfolg des Teams einen wichtigen Beitrag leistet.
  • Wir wollen gemeinsam die vorgegebenen Ziele erreichen.
  • Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen alle notwendigen Informationen aus.
  • Kritik, Probleme und Meinungsverschiedenheiten werden nicht unter den Teppich gekehrt.
  • Wir sprechen Konflikte offen an und suchen sachlich nach Lösungen.
  • In schwierigen Situationen raufen wir uns zusammen.
  • Wir sorgen für eine gute Stimmung und wollen auch Spaß bei der Teamarbeit haben.
Praxis

Wie Sie im Team Feedback geben, eine Harmonielähmung aufbrechen, eine Teamkultur etablieren und Teamgeist entwickeln.

Feedback geben

Notieren Sie in Stichworten:

  • Wie geben Sie sich in Ihrem Team gegenseitig Feedback?
  • Was funktioniert dabei?
  • Wo richtet es Schaden an?

Zu viel Harmonie aufbrechen

Erörtern Sie mit ihrem Team, welche Bedeutung das Harmoniebedürfnis hat:

  • Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
  • Wie zufrieden sind die Teammitglieder mit Entscheidungen?
  • Wie gut werden Entscheidungen nach Meinung der Teammitglieder eingehalten?
  • Welches Image hat das Team im Unternehmen?
  • Wie reagieren Teammitglieder, wenn sie nicht einer Meinung sind?

Das Team steckt in der Harmoniefalle, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Antworten das gute Verhältnis zu den Kollegen betonen oder die Außenwahrnehmung der Wahrnehmung der Teammitglieder widerspricht.

Teamkultur etablieren

Wie beurteilen Sie das Klima in Ihrem Team:

  • Gibt es viele Konflikte, die alle irgendwie lähmen?
  • Oder gibt es zu viel Harmoniebestreben?

Vergleichen Sie Ihre Einschätzung mit den Grundregeln der Teamarbeit:

  • Werden in Ihrem Team Konflikte angesprochen?
  • Was tragen Sie als Teamleitung zur Konfliktlösung bei?

Die folgende Vorlage gibt Ihnen Tipps zur Konfliktbewältigung.

Reflektieren Sie den Teamgeist

Erörtern Sie mit ihrem Team und halten Sie schriftlich fest:

  • Was denken die einzelnen Teammitglieder über Teamarbeit?
  • Wie sehen sie ihre eigene Rolle?
  • Welche Erwartungen haben sie an die anderen und an die Teamleitung?
  • Was denken sie über die Teamleitung?
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