SparringspartnerWie Sparring bei Managern und Unternehmern funktioniert

Sparringspartner finden gemeinsam mit ihren Klienten eine Lösung für konkrete Aufgaben. Sie hinterfragen vorhandene Ideen zur Lösung und entwickeln sie weiter. Was unterscheidet sie von Coachs und Beratern?
Von Tanja Laube

Sparring als Form des Trainings kennt man aus dem Boxen. Das Training mit dem Sparringspartner kommt dem richtigen Wettkampf nahe. Anders als beim richtigen Kampf wird aber weder die Gesundheit noch die Karriere des Sportlers gefährdet. Das Sparring dient allein dazu, die Fähigkeiten der Trainierenden zu verbessern.

Sparring gibt es auch für Manager und Unternehmer. Dabei können sie sich an Sparringspartnern testen, dürfen eigene Ideen ausprobieren, Ratschläge des Sparringspartners beherzigen und sie gemeinsam mit ihm weiterentwickeln.

Beim Sparring verbessern Führungskräfte die eigenen Fähigkeiten. Das ist besser als in realen Situationen Lehrgeld zu zahlen, der eigenen Karriere zu schaden und den Unternehmenserfolg zu gefährden.

Stichwort

Sparringspartner in der Wirtschaft

Sparringspartner sind meist externe Personen, die mit dem Klienten zielorientiert an Herausforderungen arbeiten, um einen Soll-Zustand zu erreichen. Dabei handelt es sich meist um die Befähigung, einen besseren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. Sparring leitet sich vom englischen Ausdruck „to spar with someone“ ab, was so viel bedeutet wie „sich mit jemandem auseinandersetzen“.

Aufgaben des Sparringspartners

Wie beim Boxen trainiert der Manager mit dem Sparringspartner seine Fähigkeiten. Der Sparringspartner simuliert die Situationen, Prozesse und Entscheidungen, denen der Manager gegenübersteht. Die Herausforderungen werden besprochen und gemeinsam reflektiert. Unterschiedliche Handlungsoptionen werden gesucht und geprüft.

Der Sparringspartner übernimmt die Rolle des Gegenspielers. Der Sparringspartner vertritt zum Beispiel eine kritische Haltung zu einem Lösungsansatz, dem der Klient zuneigt. Hat der Klient eine Handlungmöglichkeit bereits ausgeschlossen, kann sich der Sparringspartner für diese Möglichkeit einsetzten und die Vorteile betonen. Oder der Sparringspartner spielt den „Advocatus Diaboli“ und fordert das Konzept des Managers heraus.

Konkrete Optionen werden dann gemeinsam durchdacht. Anregungen, Feedback und Ideen vom Sparringspartner sind dabei explizit erwünscht.

Sparringspartner, Coach, Berater: Wo liegen die Unterschiede?

Der Sparringspartner vereint das Fach- und Methodenwissen eines Beraters mit den Techniken eines Coachs. Die Unterschiede zwischen Sparring, Coaching und Beratung verdeutlicht das folgende Beispiel:

Beispiel: Ausgangslage

Die Führungskraft A. Müller soll mit ihrer Strategieabteilung einen Kulturwandel hin zu mehr Unternehmergeist im Unternehmen gestalten. Hierfür möchte sie sich externe Hilfe holen. Müller fragt einen Berater, einen Coach und einen Sparringspartner, was sie jeweils tun können. Das sind die Antworten in Stichpunkten.

Coach

  • Begleitet für die gesamte Dauer des Projektes mit gezielten Fragetechniken und Methoden.
  • Hört aktiv zu, gibt Denkanstöße und Impulse und regt an, auch andere Perspektiven zu durchdenken. Geht die Herausforderung neutral an und bewertet nichts.
  • Gibt keine Handlungsvorschläge und kein Ergebnisversprechen, sondern setzt seine Methodenerfahrungen ein, um das Beste im Klient zu wecken.
  • Der Klient soll seine Fähigkeiten und Ressourcen entdecken und durch das Entwickeln und Durchspielen vieler Lösungsalternativen den für ihn passenden Weg finden.
  • Die als problematisch empfundene Situation wird sich klären und der Klient wird sich dabei persönlich weiterentwickeln.
  • Das Coaching findet ein Mal pro Woche für ein bis zwei Stunden statt.

Berater

  • Analysiert die Herausforderung in allen Details nach einem ausführlichen Briefing des Klienten.
  • Darf mit weiteren Teammitgliedern und Stakeholdern sprechen.
  • Rundet seine Analyse durch DeskResearch und gegebenenfalls Workshops ab.
  • Entwickelt danach einen konkreten Lösungsvorschlag für die Herausforderung. Plant auch die nächsten Schritte und erfasst Key Performance Indikatoren, die das Erreichen der (Teil-)Ziele messen.
  • Intensive und tägliche Arbeit an der Herausforderung innerhalb von 6 Wochen.
  • Klient und Mitarbeiter setzen die Planung um. Der Berater begleitet optional.
  • Das Projekt erweitert den Wissens- und Erfahrungshorizont des Klienten.

Sparringspartner

  • Findet mit dem Klienten gemeinsam eine Lösung für die Herausforderung.
  • Hinterfragt dabei die vorhandenen Ideen und Erfahrungen zur Lösung, entwickelt diese weiter oder festigt sie.
  • Schaut sich die zur Verfügung stehenden Ressourcen (Fähigkeiten, Erfahrungen, Mitarbeiter, Kollegen etc.) des Klienten an, ordnet und entwickelt sie.
  • Nutzt Methoden und Fragen aus dem klassischen Coaching und bringt gleichzeitig seine Erfahrungen, sein Fachwissen, Ratschläge und auch Lösungsvorschläge ein.
  • Untersucht Lösungsmöglichkeiten auf die Tauglichkeit für den Klienten und das Unternehmen.
  • Begleitet bei der Umsetzung des Projekts.
  • Bespricht schwierige Situationen während der Umsetzung der Lösung täglich per Telefon und spielt die Situationen gegebenenfalls durch.

Lösung zum Beispiel

Für A. Müller heißt das: Der Berater wird für mich Lösungen formulieren, für die mir bisher das Wissen und die Erfahrungen fehlen. Der Coach wird mir eine Reflexionsfläche zur Entwicklung eigener Lösungen bieten. Beim Sparringspartner ergibt sich eine Lösung aus der Interaktion mit mir. Wer die Lösung formuliert, ist im Sparring letztlich gleichgültig.

Wie läuft die Arbeit mit einem Sparringspartner ab?

Die Führungskraft A. Müller entscheidet sich für den Sparringspartner als „coachenden Berater“. In einem ersten persönlichen Gespräch klärt die Führungskraft mit dem Sparringspartner das Thema „Change Management“ und die unternehmerischen Stärken und Defizite im Unternehmen.

Müller gibt dem Sparringspartner dabei wichtige Hintergrundinformationen, die dieser benötigt, um sich fachlich ein genaues Bild machen zu können und sich in die Herausforderung hineinzudenken.

Für die weitere Entwicklung und Konkretisierung des Themas sowie die Klärung der einzelnen Bestandteile ergänzt der Sparringspartner die Methode des aktiven Zuhörens (aus dem Coaching) durch gezieltes Feedback, Wissen und Handlungsalternativen (aus der Beratung). Wie ein Coach nutzt der Sparringspartner vor allem zirkuläre und offene Fragen, gegebenenfalls Rollenspiele sowie konfrontatives Feedback.

Der facherfahrene Sparringspartner wird – ganz wie ein Berater – auch konkrete Ratschläge geben, die A. Müller reflektiert, um sich diese eventuell in abgewandelter Form zu eigen zu machen.

In der Umsetzungsphase wird A. Müller den Sparringspartner nutzen, um entwickelte Vorgehensweisen zu besprechen, den Tag zu strukturieren, auf Konfliktsituationen vorbereitet zu werden, Verhalten zu reflektieren oder auf konkrete Fragen Antworten zu erhalten. In dieser Umsetzungsphase nutzt der Sparringspartner sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Methodenkompetenz, um die Handlungskompetenz und -sicherheit des Klienten zu erhöhen.

Die Vorteile eines Sparringspartners auf einen Blick

Ein Sparringspartner ermöglicht es, Herausforderungen mit größerer Sicherheit anzugehen. Manager und Unternehmer entwickeln dabei ihre Herangehensweisen und Fähigkeiten im sicheren Sparring. Dabei entwerfen und verfestigen sie nicht nur ihre Strategie und Taktik, sondern holen sich auch im laufenden Projekt Übungseinheiten und Ratschläge vom Sparringspartner.

Die Sparringsarbeit ist so in den Arbeitsrhythmus integriert, dass eine hohe Prozessgeschwindigkeit gewährleistet ist. Ein Vorteil, der Führungskräften mit ihren zeitlichen Beschränkungen sehr entgegenkommt.

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