Wann und warum wird eine Unternehmensberatung benötigt?

Sie sollten als potenzieller Auftraggeber zuerst prüfen, ob die Unterstützung und Hilfe durch externe Unternehmensberatung sinnvoll oder gar zwingend ist. Mögliche Gründe und Anlässe für eine externe Beratung können sein:

  • Vertrauliche Gesprächspartner innerhalb des eigenen Unternehmens sind für Führungskräfte rar, insbesondere wenn es um die eigene Arbeit geht. Verständnis und Kritikfähigkeit sowie eine Einschätzung von außen werden gebraucht.
  • Eine kritische Bestandsaufnahme im Unternehmen wird benötigt, doch die Befangenheit des eigenen Managements ist groß. Ein Blick von außen wird gesucht.
  • Die Führungskräfte ahnen, dass Veränderungen ins Haus stehen. Sie wissen aber nicht, wie man das Thema strukturieren soll.
  • Traditionen und Routinen sind zu einem Hemmschuh geworden, aber sie zu verabschieden, fällt schwer. Ein Anstoß wird gebraucht.
  • Wichtige Entscheidungen haben zu persönlichen Verletzungen geführt, das Betriebsklima ist gestört. Es wird ein Mediator benötigt.
  • Ein Generationskonflikt lähmt das Familienunternehmen. Ein Ausweg wird gesucht.
  • Strategiewechsel oder Fusion, Personalveränderungen oder Organisationswandel brauchen wieder eine akzeptierte Firmenphilosophie.
  • Der Umsatz ist eingebrochen; niemand im Unternehmen kann verlässliche Gründe dafür nennen. Es braucht eine alternative Strategie.
  • Bisherige Methoden (zum Beispiel für Besprechungsmoderation, Leistungsbeurteilung oder Personalgespräche) reichen nicht mehr aus. Aber welche gibt es und wie wählt man die passenden aus?
  • Innovationen werden gebraucht, aber gesucht wird nur im engen Wettbewerbsumfeld. Es braucht neue Geschäftsmodelle und Businesspläne. Grenzüberschreitungen tun Not.
  • Manche (unliebsamen) Entscheidungen sollten besser von Externen vertreten werden. Sie erscheinen so neutraler und lassen sich auch einfacher kritisieren.
  • Weitere Erfolge und Wachstum lassen auf sich warten. Neue Aufgaben müssen systematisch in Angriff genommen werden und dafür braucht es zusätzliche Ressourcen oder finanzielle Mittel.
  • Spezielle Aufgaben im Unternehmen erfordern neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit besonderen Qualifikationen. Nur eine externe Beratung kann beurteilen, inwieweit Kandidaten diese mitbringen.

In diesen und anderen Fällen kann es sinnvoll sein, eine externe Unternehmensberatung zu engagieren. Den Leistungen und der Hilfe, die diese bieten kann, müssen dann die Kosten, das Beratungshonorar, gegenübergestellt werden.

Wenn der Nutzen für das Unternehmen die Kosten übersteigt oder wenn die Aufgabe zwingend gelöst werden muss und die Ressourcen dafür intern nicht verfügbar sind, dann beginnt die Suche nach dem geeigneten Berater-Partner.

Welche Unternehmensberatung ist die richtige?

Sie haben geprüft: Es gibt Aufgaben in Ihrem Unternehmen und Gründe, warum diese Aufgaben nur durch einen externen Partner zu bearbeiten sind. Und Sie kommen zu dem Schluss: Eine Unternehmensberatung muss ins Unternehmen!

Dann kommt die wichtige Frage, wie man die richtige findet. Alle Beraterinnen und Berater neigen dazu, sich in jedem Fall für kompetent für Sie zu erklären. Worauf sollten Sie selbst achten?

Empfehlungen durch andere

Die Empfehlung, die Sie „am Stammtisch“ oder von befreundeten Unternehmen erhalten, fußt vielleicht auf einer wirklich guten Erfahrung, die andere gemacht haben. Die Frage aber ist: Lässt sich der vorige Erfolg bei Ihnen wiederholen?

Empfehlungen von Verbänden und Kammern

Unternehmens- oder Branchenverbände arbeiten häufig mit einem Kreis von Beratungen zusammen, doch der wird immer beschränkt sein und eine präzise und verlässliche Auskunft kann man nicht erwarten.

Kammern dürfen aufgrund des Neutralitätsgebots allenfalls eine Liste mit Unternehmensberatungen übergeben. In größeren Städten oder in Regionen gibt es Einrichtungen zur Wirtschaftsförderung; diese führen oft ebenfalls Listen mit Beraterinnen und Beratern in der jeweiligen Region.

Am besten geeignet sind große oder spezialisierte Beratungsvereinigungen oder Beratungsverbände, die ausgefeilte Anforderungskataloge herausgeben und aus einer Vielzahl von qualifizierten Mitgliedern Empfehlungen aussprechen können.

In Deutschland ist dies der „Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen“ (BDU), in der Schweiz das „Consulting Network Switzerland“ und „EXPERTsuisse“ und in Österreich der „Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT“ (UBIT) der Wirtschaftskammer.

Referenzen

Natürlich müssen Sie sich auf die Selbstaussagen des Beraters oder der Beraterin verlassen. Schön, wenn sie Referenzen vorweisen können, aber viele beratene Unternehmen möchten nicht erwähnt werden und schon gar nicht die Telefonnummer der Geschäftsführung für Nachfragen herausgegeben sehen.

Deshalb bleibt es dabei: Sie selbst müssen entscheiden. Dazu finden Sie im Praxisteil (unten) eine Hilfestellung. Die Checkliste ist kurz gehalten, weil Sie sich ja nicht auf Dauer mit einem Berater oder einer Beraterin verbinden wollen.

In Teilschritten die Qualität der Unternehmensberatung prüfen

Natürlich werden viele der Fragen aus der Liste der Prüfkriterien am Ende der Beratung besser als am Anfang zu beantworten sein. Es gibt aber eine sinnvolle Alternative: Vereinbaren Sie Teilschritte für Ihr Projekt.

Sie erleben, wie die Beratung Ihr Problem aufnimmt, es strukturiert und einen Plan zur Lösungserarbeitung entwirft. Wenn Sie in entscheidenden Punkten unzufrieden sind, können Sie darüber sprechen und gegebenenfalls die Reißleine ziehen. Die bisherige Arbeit kann dann die Grundlage für Ihren nächsten Versuch bilden.

Alternativen zur klassischen Unternehmensberatung

Die Beratungsmöglichkeiten sind mit den selbstständigen und klassischen Beraterinnen und Beratern nicht ausgeschöpft. Es gibt zahlreiche Verbände und Netzwerke, die insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, Vereine oder gemeinnützige und Nonprofit-Organisationen mit Beratungsleistungen unterstützen.

Beispiele dafür sind:

  • das „Business Angels Deutschland“, das Unternehmensgründer und Start-ups unterstützt;
  • der „Senior Experten Service“, der vor allem im Ausland aktiv ist;
  • der RKW Bundesverein und seine Landesorganisationen, die kleine und mittelständische Betriebe bei Organisationsthemen beraten;
  • der „Steinbeis-Verbund“ und seine Transferzentren, die beim Transfer und bei der Vermarktung von innovativen Technologien unterstützen.

Viele Hochschulen haben studentische Beratungsunternehmen. Die mangelnde praktische Erfahrung wird hier oft durch hohes Engagement und neuestes theoretisches Wissen kompensiert. Und wenn Sie mit Ihrem studentischen Praktikanten oder Werkstudierenden zufrieden waren, ist ein Beratungsvertrag im Anschluss ebenfalls möglich.

Praxis

Bevor Sie auf die Suche nach einer passenden Unternehmensberatung gehen, überlegen Sie:

  • Brauche ich wirklich eine externen Beratung?
  • Kann ich das Problem unter bestimmten Bedingungen selbst lösen oder gibt es Menschen in meinem Unternehmen, die dies könnten?
  • Was brauche ich wirklich?
  • Welchen Erfolg soll die Arbeit der Beratung bringen?
  • Auf welche Aspekte der Tätigkeit muss ich größtes Augenmerk legen?
  • Welche Merkmale des Beratungsprofils sind unverzichtbar, welche wünschenswert?
  • Benötige ich eine Beratung, der mir eine Lösung unterbreitet, oder eher einen Coach, der mich selbst zur Lösungserarbeitung befähigt?

Hilfreich für die Beantwortung dieser Fragen ist die Entscheidungskaskade, wie sie in der folgenden Vorlage dargestellt ist. Damit können Sie klären, ob Sie wirklich eine externe Beratung ins Unternehmen holen müssen.

Wenn Sie es ganz exakt machen wollen, steht Ihnen mit der folgenden Vorlage „Projektziele“ ein Verfahren zur Verfügung, wie es im Projektmanagement weitverbreitet ist.

Nun liegen Ihnen gleich mehrere Interessenbekundungen oder Angebote von Unternehmensberatungen vor und Sie müssen diese prüfen.

Hierzu sind in den folgenden Vorlagen Prüfkriterien zusammengestellt, mit deren Hilfe Sie entscheiden, ob der Anwärter Ihrer Meinung nach die Kriterien erfüllt oder nicht erfüllt oder ob Sie weitere Informationen benötigen.

Haben Sie sich für eine Unternehmensberatung und ihr Angebot entschieden, müssen Sie die Details besprechen und verhandeln. Diese werden dann im Beratungsvertrag festgehalten.

Dazu im Management-Handbuch

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