TeamarbeitWas ist die optimale Teamgröße?

Welche Teamgröße sichert langfristig eine gute Zusammenarbeit? Und warum sind Teams häufig eher zu groß als zu klein? Welche Nachteile zu große Teams mit sich bringen und worauf Sie bei der Teamzusammenstellung achten sollten.

Warum die richtige Teamgröße wichtig ist

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie wichtig die Größe eines Teams für dessen Erfolg ist, stellen Sie sich bitte folgende Situation vor:

An einem Fahrscheinautomaten verliert eine ältere Dame Geld, gerade als sie dabei ist, Münzen in den Automaten zu werfen. Nun betrachten Sie diese Situationen unter zwei unterschiedlichen Bedingungen: einmal in einem überfüllten und einmal in einem nahezu menschenleeren Bahnhof. Wann fühlen Sie sich wohl eher geneigt zu helfen?

Die Antwort: Die meisten werden bereitwillig beispringen, wenn wenige Passanten in der Nähe sind. Dann also, wenn niemand anders Hilfe leisten kann. Es entsteht eine Art Verpflichtungssog. Stehen hingegen ausreichend viele Menschen um uns herum, denken wir uns zumeist eher unbewusst: Es sind genügend andere Menschen anwesend, die helfen können. Jemand wird das übernehmen.

Diese Erkenntnis lässt sich auf die Frage nach der optimalen Teamgröße übertragen: Ist das Team zu groß, kann sich das negativ auf die Arbeit einzelner oder das ganze Team auswirken.

Warum in (zu) großen Teams Einzelne weniger leisten

Die Anzahl der Menschen und damit auch die Teamgröße haben einen Einfluss darauf, wie hilfs- und leistungsbereit wir sind. Mit zunehmender Teamgröße steigt unsere Neigung, weniger zu leisten. Dahinter verbirgt sich zunächst einmal keine böse Absicht. Wir verstecken uns einfach gerne in der Menge.

Nicht jeder sucht die Arbeit aktiv und handelt, bevor er gefragt wird. Das Hervorstechen aus der Masse und Übereifer wird gerne vermieden. Wer dennoch fragt, verliert – indem er das, wonach er fragt, als Arbeit aufgebürdet bekommt. Natürlich gibt es Ausnahmen.

In großen Teams werden Einzelne übersehen

Es spricht aber noch mehr gegen große Teams in Unternehmen. Zunächst einmal kommen mit steigender Teamgröße einzelne Teammitglieder immer seltener zu Wort. Gerade introvertierten Menschen fällt es schwer, sich Gehör zu verschaffen.

Die Möglichkeit, dass alle mit allen kommunizieren, um gemeinsam zu Lösungen zu gelangen, ist ab einer gewissen Teamgröße nur eingeschränkt möglich – wegen Zeitmangel. Es treffen zu viele Meinungen aufeinander; Teambesprechungen dehnen sich aus.

Effizientes Abstimmen in großen Team schlechter möglich

Mit der Anzahl potenzieller Kommunikationspartner nimmt die Anzahl der Kommunikationsmöglichkeiten rasant zu. Demnach existieren bei nur zehn Gruppenmitgliedern bereits 45 Kommunikationsmöglichkeiten.

Wenn jeder mit jedem an einem Arbeitstag nur zehn Minuten spricht, vergehen dabei siebeneinhalb Stunden. Aus Sicht des einzelnen Teammitglieds sind dies immer noch eineinhalb Stunden, knapp ein Fünftel eines regulären Arbeitstages.

Davon abgesehen: Was lässt sich schon in zehn Minuten auf die Beine stellen? Obwohl in großen Teams sehr viel Zeit für Gespräche verloren geht, fehlt paradoxerweise Zeit, um sich effizient abzustimmen und gemeinsam Probleme zu lösen.

Das optimale Team: maximal acht Teammitglieder

Damit Teammitglieder eng und häufig zusammenarbeiten können, das Team ein starkes Wir-Gefühl entwickelt und sich innerhalb des Teams keine Grüppchen bilden, die einander misstrauen oder gar bekämpfen, sollte die Teamgröße auf drei bis fünf, maximal acht Mitglieder begrenzt werden.

Nur dann hat jeder Einzelne noch das zufriedenstellende Gefühl, dass sein Beitrag wirklich zählt und er zugleich Teil einer Gemeinschaft ist, in der sich alle Mitglieder gegenseitig verpflichtet fühlen und füreinander einsetzen.

Teamrollen nach Belbin: Teamzusammenstellung wichtiger als Teamgröße

Der britische Wissenschaftler und Unternehmensberater Meredith Belbin hat ein sogenanntes gruppendynamisches Modell entwickelt. Dieses Model besagt, dass es in jedem gut funktionierenden Team neun Rollen geben muss:

  • handlungsorientierte Rollen: Macher, Umsetzer, Perfektionist
  • kommunikationsorientierte Rollen: Koordinator, Teamplayer, Netzwerker
  • wissensorientierte Rollen: Erfinder, Beobachter, Spezialist

Diese Aufzählung vereinfacht das Rollenmodell nach Belbin stark. Die Kernaussage ist: In einem Team sollte es sowohl handlungsorientierte als auch kommunikationsstarke Personen sowie Personen mit einer Menge Fachwissen geben. Jedem dieser Bereiche werden drei Rollen zugeordnet, die jeweils andere Stärken ins Team einbringen.

Heißt das, dass die optimale Teamgröße gleich neun ist? Nein, denn ein Teammitglied kann mehr als nur eine Rolle übernehmen – wenn die entsprechenden Stärken und Neigungen vorhanden sind. Wichtig hierbei: Die Einzelnen sollten miteinander harmonieren, weil sie sich ergänzen – und nicht, weil sie sich ähnlich sind. Das gilt gerade bei kleinen Teams mit weniger als acht Teammitgliedern.

Checkliste

So überprüfen Sie die richtige Teamgröße

Beantworten Sie drei oder mehr Fragen mit „nein“ oder „weiß nicht“, sollten Sie überlegen, Ihr Team zu verkleinern.

  • Mit dem Team können Sie Ihre Aufgaben besser erfüllen als ohne.
  • Das Team trifft sich regelmäßig und ohne zu großen Koordinationsaufwand.
  • Der Informationsaustausch im Team findet schnell und reibungslos statt.
  • Ihnen ist die Rollen- und Aufgabenverteilung im Team bekannt.
  • Sie und andere Teammitglieder kommen im Team ausreichend zu Wort.
  • Kleinere Gesprächszirkel, die sich vom Rest des Teams absondern, sind bei Teambesprechungen die Ausnahme.
  • In Teamsitzungen werden die wirklich wesentlichen Pro- und Contra-Argumente ausgetauscht.
  • Sie werden mit Ihren Erfahrungen und Vorstellungen gebraucht und Ihre Einwände werden ernst genommen.
  • Sie sind über die Entwicklungen des Teams und die aktuellen Beschlussfassungen stets umfassend informiert.

Quelle: Georg Vogel Supervision

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