SolopreneurshipWie wird man Solopreneur?

Wie starten Sie als Solopreneur erfolgreich in die Selbstständigkeit? Wie steigern Sie Ihre Effizienz durch Automatisierung? Und wann gilt ein Geschäftskonzept als „smart“? Lernen Sie, wie man sich Schritt für Schritt ein eigenes Business aufbaut.

Was unterscheidet den Solopreneur vom Unternehmer?

Solopreneurship kombiniert Merkmale des Unternehmertums und der Selbstständigkeit. Es soll dem Gründer in erster Linie mehr Freiheit und Unabhängigkeit möglich machen. Im Gegensatz zum Unternehmer bleibt der Solopreneur allein und hat weder ein festes Team noch Mitarbeiter. Im Vergleich zum Selbstständigen verkauft der Solopreneur nicht seine Arbeitszeit an andere, sondern skalierbare Produkte und Lösungen.

Der Solopreneur muss sich wie alle Gründer um Gewerbeanmeldung, Markenrechte, Businessplan, Finanzierung und Geschäftskonten kümmern. Ferner gibt es bei der Entwicklung und Umsetzung eines skalierbaren Geschäftsmodells als Solopreneur einige besondere Schritte und Aufgaben, die im Folgenden erläutert werden.

Schritt 1: Sich die Ziele als Gründer und Solopreneur klarmachen

Der Start eines Solopreneurships sollte gut überlegt sein, weil es sich um eine Unternehmensgründung handelt. Anders als Freelancer arbeiten Sie als Solopreneur nicht an Projekten anderer mit, bei denen Strukturen vorgegeben sind, sondern an Ihrem eigenen Projekt. Zudem liegt der Fokus nicht darauf, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern auf der Art und Weise, wie das Geld verdient wird. Am Anfang sollten Sie deshalb grundlegende Fragen zu den eigenen Vorstellungen und Zielen stellen. Das sind:

  • Warum denke ich, dass Solopreneurship die ideale Arbeitsweise für mich ist, und welche Ziele hoffe ich dadurch zu erreichen?
  • Auf welchen Erfahrungen beruht die Annahme, dass ich allein besser arbeite als im Team?
  • Wie viel Unabhängigkeit strebe ich als Solopreneur an und was stelle ich mir unter Unabhängigkeit vor?
  • Wie viel Zeit und Geld bin ich bereit zu investieren, bis das Geschäft nach meinen Vorstellungen läuft?

Schritt 2: Sich für ein smartes Geschäftskonzept entscheiden

Wer bislang als Angestellter gearbeitet hat, sollte prüfen, ob der alte Beruf in ein Solopreneurship umgewandelt werden kann oder ob ein neues Geschäftskonzept erforderlich wird. Wer schon selbstständig ist, muss dagegen die aktuelle Tätigkeit so umwandeln, dass Zeit und Geld möglichst voneinander getrennt werden.

Das Ehepaar Conta Gromberg ist Vorreiter in Sachen Solopreneurship. Nach ihren Erfahrungen können alle infrage kommenden Tätigkeiten einem von fünf Geschäftsmodellen zugeordnet werden:

  • Produzent: Sie vertreiben ein skalierbares physisches Produkt.
  • Händler: Sie vertreiben ein skalierbares Sortiment an verschiedenen Produkten.
  • Experte: Sie vertreiben skalierbare Wissens- und Informationsprodukte.
  • Vermittler: Sie führen Käufer und Verkäufer durch automatisierte Services zusammen.
  • Creator: Sie vertreiben skalierbare Erlebnisprodukte (zum Beispiel E-Books, Hörbücher, Reisen oder Events).

Die Skalierbarkeit ist immer dann gegeben, wenn das Produkt oder der Service ohne Ihr Zutun oder Ihre Zeit in hoher Stückzahl hergestellt und verkauft werden kann (Reproduzierbarkeit).

Schritt 3: Prozessketten beschreiben und prüfen

Damit das Geschäftskonzept zur gewünschten Freiheit und Unabhängigkeit führt, muss es vorher modelliert und der Grad der Automatisierung festgestellt werden. Visualisieren Sie dazu die gesamte zukünftige Prozesskette von der Kundenakquise bis zur Zahlungsabwicklung. Finden Sie dann heraus:

  • Welche Prozesse erfordern Ihre physische Anwesenheit?
  • Welche Prozesse können aktuell nur von Ihnen durchgeführt werden?

Ziel ist es, jene Arbeitsschritte zu extrahieren, die Sie selbst tun würden, obwohl Sie wissen, dass Sie darin nicht besonders gut sind (etwa Design oder Texte schreiben). Außerdem müssen die Arbeitsschritte identifiziert werden, die viel Zeit brauchen und nicht zum Kerngeschäft gehören (unter anderem Steuererklärung oder Buchhaltung).

Je weniger Sie selbst in der gesamten Prozesskette involviert sind und je mehr Sie aus der Hand geben können, desto größer die Unabhängigkeit.

Schritt 4: Eliminieren, Automatisieren und Delegieren

Im vierten Schritt gilt es, Lösungen für die vermeidbaren Prozesse zu finden. Nach dem Ansatz von Tim Ferris können drei Stufen unterteilt werden: Eliminieren, Automatisieren und Delegieren. Eliminieren bedeutet, etwas gar nicht erst zu tun oder einfach wegzulassen.

Automatisieren bedeutet, ein System aufzusetzen, das die eigene Arbeit ersetzt. Delegieren bedeutet, eine Aufgabe an eine andere Person abzugeben, die diese besser oder schneller erledigen kann als man selbst.

Nutzen Sie folgende Leitsätze von Tim Ferris, um die drei Stufen in Ihr Geschäftskonzept einzubinden.

  1. Nur wenn etwas klar definiert und wichtig ist, sollte es überhaupt getan werden. Eliminieren Sie, bevor Sie delegieren.
  2. Automatisieren Sie nie etwas, was eliminiert werden kann.
  3. Delegieren Sie nie etwas, was automatisiert werden kann.

Beispiele: Wie Solopreneure mit Online-Business effizienter arbeiten

Physisches Produkt

Wer keinen eigenen Online-Shop hat, dem bietet Amazon.de einen Fulfillment Service (Amazon FBA) an. Dieser enthält Lagerung, Versand, Retoure und Zahlungsabwicklung. Produkte können über Alibaba.com in großen Mengen bestellt, mit dem eigenen Logo versehen und direkt in die Lager von Amazon geschickt werden.

Wird ein eigener Online-Shop aufgesetzt, gibt es auch hier für jeden Prozessschritt externe Anbieter, die diese Prozesse abwickeln. Einen Fulfillment Service für bedruckte Textilprodukte bietet beispielsweise Spreadshirt.de an.

Sortimente

Die Automatisierung der Prozessschritte erfolgt wie bei den physischen Produkten. Der Unterschied ist, dass durch Spezialisierung auf eine Nische verschiedene Produkte zu einem Thema angeboten werden können. Diverse Marken und Produkte werden auf einer Internetseite gebündelt.

Wissens- und Informationsprodukte

Die Herstellung erfolgt einmalig, weil das Wissen oder die Information nur einmal aufbereitet werden muss. Ein E-Book oder ein Videokurs kann ohne Ihr Zutun oder Ihre Zeit unbegrenzt gegen Bezahlung von Ihrer Website heruntergeladen werden. Ohne eigene Website können digitale Produkte über Amazon.de oder Digistore24.com vertrieben werden.

Services

Auf Ihrer Website bringen Sie Käufer und Verkäufer zusammen. Beispiel: Was früher der Service des Reisebüros war, passiert heute vollautomatisch auf Vergleichsportalen wie Booking.com. Eine weitere Möglichkeit ist das Affiliate-Marketing.

Bauen Sie beispielsweise eine Themenwebsite auf, können Sie nützliche Produkte für den User auf der Seite integrieren oder verlinken und erhalten bei jedem Kauf eine Provision. Das Erstellen von Texten kann ausgelagert werden; beispielsweise über Content.de oder Textbroker.de.

Erlebnisprodukte

Auf Ihrer Website bringen Sie Menschen und Erlebnisse zusammen. Handelt es sich um digitale Erlebnisprodukte wie E-Books oder Hörbücher, erfolgt die Automatisierung wie bei den Wissens- und Informationsprodukten. Für physische Bücher bietet sowohl Amazon.de mit Print-on-Demand, als auch Epubli.de einen Fulfillment Service an.

Handelt es sich um besuchbare Erlebnisprodukte wie Reisen oder Events, erfolgt die Automatisierung wie bei den Services. Auf Ihrer Website sorgen Sie dafür, dass Kunden Ihre eigenen Ideen oder die Ideen anderer buchen können.

Schritt 5: Schlank Starten

Nach dem Vorbild des Lean Start-ups ist es nicht das Ziel, möglichst schnell zu wachsen, sondern möglichst schnell herauszufinden, was funktioniert. Dazu wird ein Zyklus durchlaufen:

  1. Produkt 1.0 auf den Markt bringen
  2. Feedback einholen
  3. Produkt verbessern
  4. Produkt 2.0 auf den Markt bringen
  5. Feedback einholen
  6. Produkt verbessern und so weiter

Oft wird dazu eine Landingpage erstellt, auf der die erste Version der Idee oder des Produkts gekauft, getestet oder heruntergeladen werden kann. Wichtig ist, dass der Nutzer sein Feedback hinterlässt. Eine übliche Methode dafür ist, dass der Nutzer vor dem Kauf, Test oder Download seine E-Mail-Adresse angeben muss.

Das birgt gleich zwei Vorteile: Erstens kann später automatisiert eine E-Mail mit einem Feedback-Fragebogen an den Nutzer gesendet werden. Zweitens erhält der Websitebetreiber seine ersten Leads und kann diese über neue Produktversionen in Zukunft informieren. Bestimmungen des Datenschutzes müssen dabei beachtet werden.

Um genug Nutzer auf die Landingpage zu bekommen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Werbung zu schalten. Am bekanntesten sind:

  • Google Ads
  • Facebook-Werbeanzeigen
  • Advertising on Instagram

Bevor Sie sich für eine Möglichkeit entscheiden, sollten Sie wissen, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält.

Dazu im Management-Handbuch

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