Authentisch führenAls Führungskraft Emotionen zeigen

Wie zeigen Führungskräfte Emotionen im Beruf? Wann nehmen Mitarbeitende ihre Chefs als authentisch wahr? Und wie drücken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Gefühle aus? Die Autorin gibt Tipps und zeigt Beispiele für den angemessenen Umgang mit Emotionen.

Oft wollen Manager abgebrüht und emotionslos wirken. Vor allem in Besprechungen zeigen Krawattenträger gern eine Maske aus Indifferenz und Distanz: ihr Pokerface. Was beim Pokerspiel – und wohl auch in schlechten Unternehmenskulturen – lebensnotwendig ist, gilt nicht für den Mitarbeiterkontakt.

Die Beschäftigten wollen und müssen wissen, wie es dem Menschen geht, den sie als Führungskraft vor sich haben. Davon hängt ja auch ihr eigenes Schicksal ab. Emotionslosigkeit macht Menschen unnahbar – und unberechenbar. Da gewinnen Zweifel schnell die Oberhand. Wie Führungskräfte Emotionen zeigen und trotzdem ernst genommen werden.

Emotionen als Führungskraft formulieren – Beispiele

Manche Menschen malen sich selbst bei scheinbar nichtigen Anlässen das Schlimmste aus. Zum Beispiel:

„Sie hat zu meiner Arbeit nichts gesagt. Sicher fand sie sie schlecht. Wollte mich aber schonen, weil sie glaubt, dass ich überempfindlich bin. Oder sie will mich loswerden und zeigt sich deshalb so distanziert.“

Erlösen Sie als Führungskraft Ihre Beschäftigten aus solch belastenden Situationen, indem Sie Ihre Emotionen zeigen – und nicht mit einem Pokerface Ängste schüren.

Emotionen am Arbeitsplatz sind unprofessionell? Ganz im Gegenteil! Gefühle zeigen ist wie Blinker setzen, damit jeder weiß, in welche Richtung es geht. Es geht dabei nicht darum, seinen Beschäftigten private Dinge zu erzählen oder sie zu Vertrauten eigener Probleme zu machen. Es geht auch nicht um das Ausleben von schlechter Laune und Wutattacken.

Enttäuschung hingegen darf man sich anmerken lassen. Das sagen Sie zum Beispiel so:

„Schade, dass Sie so denken.“

Oder so:

„Das hat mich in der Sache enttäuscht.“

Aber bitte nie so:

„Sie haben mich enttäuscht.“ Letzteres wirkt persönlich verletzend, was Sie unbedingt vermeiden sollten.

Sichtbare Gefühle schaffen Authentizität im Beruf

Gefühle zu zeigen macht uns verwundbar, es macht aber auch frei. Erst der bewusste Umgang mit den eigenen Gefühlen sorgt für Authentizität. Und dies ist die Voraussetzung für Souveränität und Charisma. Wer den Mut hat, seine Emotionen zu zeigen, der schafft es auch, andere zu bewegen und zu überzeugen. Denn er weckt Sympathie.

Wenn wir jemanden mögen, sind wir eher bereit, ihm entgegenzugehen. Mit kalten Zahlen und nackten Fakten andere motivieren zu wollen, das ist nicht nur schwierig, es ist nahezu unmöglich. Kommen Sie also raus aus der Blackbox Ihrer emotionalen Neutralität und erlauben Sie sich, auch im Business Mensch zu sein.

Sie erreichen andere am besten, wenn Sie von sich selbst etwas preisgeben. Und wir mögen die Menschen, die zeigen, dass sie uns mögen. Vor allem positive Momente wie Freude und Stolz gilt es zu teilen. Denn jede Form erlebter „gefahrloser“ zwischenmenschlicher Resonanz ist ein wahrer Segen für ein gutes Miteinander.

Warum authentische Führung wichtig ist

Emotionen haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen? Dieser Mythos stammt aus der Zeit, als man begann, industrielle Fertigungsprozesse mit Zeiterfassungsmethoden zu messen. Damals war sogar das Reden während der Arbeitszeit in den Fabrikhallen verboten. Dabei sah man nur die Zeit, die ein Plausch während der Arbeitszeit (vermeintlich) kostet, nicht aber den Auftrieb, den so etwas bringt.

Längst hat die Neurowissenschaft gezeigt: Emotionen sind nicht nur bei allen Entscheidungen vorhanden, sie sind sogar deren treibende Kraft. Ohne Gefühle ist kein vernünftiges Handeln möglich. Jede Erfahrung wird mit Emotionen verknüpft und entsprechend markiert. Positive Marker sagen uns, was wir weiterhin tun, und negative Marker, was wir besser lassen sollten.

Emotionen haben im Gehirn in der Regel die Vorfahrt. Dabei wird Negatives priorisiert, weil daraus Gefahr für Leib und Leben erwachsen kann. Positive Gefühle übertragen sich stärker von Mensch zu Mensch. Menschen erinnern außerdem eher das Positive und vergessen Negatives. Deshalb ist in der Wahrnehmung der Menschen die Vergangenheit vermeintlich besser als sie tatsächlich war.

Wie Führungskräfte Emotionen deuten

Wer sich vor seinen Emotionen verschließt, kann auch die Gefühle anderer nicht lesen. Wie sich beides trainieren lässt? Dies erfolgt in zwei Schritten: Beobachten Sie sich zunächst selbst. Dann beobachten Sie die anderen. Nur, was Sie in sich selbst erkennen, können Sie auch in anderen Menschen sehen. Das geht so:

Wenn sich bei Ihnen ein vages Gefühl einstellt:

  • Lassen Sie es zu und lokalisieren Sie es.
  • Geben Sie dem Gefühl einen Namen.
  • Skalieren Sie es in seiner Stärke, etwa von eins bis zehn.
  • Schauen Sie, was es mit Ihren Gesichtszügen macht.
  • Schauen Sie, was es mit Ihrer Körperhaltung macht.
  • Versuchen Sie, es in eine gewünschte Richtung zu ändern.
  • Würdigen Sie das Resultat.
  • Seien Sie bei all dem ehrlich mit sich selbst.

Wenn Sie bei anderen ein Gefühl wahrnehmen:

  • Schauen Sie die Gefühlsregungen an und spüren Sie dem Gefühl in sich nach.
  • Geben Sie dem Gefühl einen Namen.
  • Skalieren Sie es in seiner Stärke, etwa von eins bis zehn.
  • Schauen Sie, was es mit den Gesichtszügen Ihres Gegenübers macht.
  • Schauen Sie, was es mit dessen Körperhaltung macht.
  • Versuchen Sie, es durch eine passende Aktion zu verändern.
  • Würdigen Sie das Resultat.
  • Seien Sie sich bei all dem bewusst: Sie spekulieren nur.

Inzwischen gibt es digitale Programme, mit denen Sie das Erspüren und Lesen von Gefühlen trainieren können.

Mit den Gefühlen der Mitarbeitenden umgehen

Das Üben des ersten Schritts schärft die Sensibilität. Im zweiten Schritt geht es darum, mit den Gefühlen der anderen angemessen umzugehen. Zum Beispiel so:

  • „Nun regen Sie sich mal nicht so auf!“
  • „Jetzt werden Sie hier nicht gleich hysterisch!“
  • „Machen Sie doch keinen solchen Aufstand!“

Diese Art der Kommunikation verletzt. Über Gefühle lässt sich nicht diskutieren, sie sind einfach da.

Nutzen Sie stattdessen Formulierungen, wie:

„Ich sehe, dass das Thema Sie sehr bewegt.“

Oder:

„Ich freue mich, dass Sie sich für diese Sache so engagieren.“

Wird im Team nicht über Gefühle gesprochen, dann verlagern sich etwaige Konflikte schnell auf die Sachebene. Energieblockaden, Ineffizienz und Zeitverluste sind die Folge. Zeigen Führungskräfte hingegen Emotionen und Menschlichkeit, wird sich das im Team verbreiten. So erreicht man den Kopf und das Herz seiner Beschäftigten.

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