Was ist eine Nachkalkulation?

Die Nachkalkulation spielt hauptsächlich im Projektcontrolling eine wichtige Rolle. Die Projektnachkalkulation wird für das Gesamtprojekt oder für einzelne Teilaufgaben durchgeführt. Sie bezieht sich meist auf die Kosten. Die Nachkalkulation soll zeigen:

  • Wurden das ursprüngliche Projektbudget und die geplanten Kosten eingehalten?
  • Oder hat alles mehr (oder weniger) gekostet als geplant?

Wenn mit der Projektdurchführung ein Umsatz oder Erlös erzielt wird, kann mit der Nachkalkulation auch dafür ermittelt werden, ob am Ende der Ist-Umsatz dem geplanten Umsatz entspricht.

Außerdem wird die Nachkalkulation durchgeführt, um nach der Durchführung eines Kundenauftrags oder nach dem Verkauf von Produkten zu ermitteln:

  • Hat sich der Abschluss eines Kundenprojekts, die Produktion und der Verkauf eines Produkts oder die Durchführung einer Dienstleistung für unser Unternehmen gelohnt?
  • Wurden die Kosten und folglich der Preis realistisch kalkuliert?
  • Haben wir einen (ausreichend hohen) Gewinn erwirtschaftet?

Im Bereich Produktion und Verkauf wird mit der Vorkalkulation vor Annahme eines Auftrags und vor Projektstart ermittelt, wie hoch der Preis sein muss. Das Ziel: Eigene Kosten decken und einen Gewinn erzielen. Mit der Nachkalkulation wird im Nachhinein geprüft, ob korrekt kalkuliert wurde.

Wann wird eine Projektnachkalkulation durchgeführt?

Die Projektnachkalkulation erfolgt nach dem Abschluss eines Projekts, weil frühestens dann alle erforderlichen Zahlen vorliegen. Sie ist der letzte Soll-Ist-Vergleich in Bezug auf das jeweilige Projekt und Teil der Projektergebnisrechnung. Sie dient:

  • der Erfahrungssicherung mittels Kennzahlen und
  • als Basis für die Abweichungsanalyse.

Bei größeren Abweichungen kann ein Projektanalysebericht erstellt werden, um mögliche Fehler und Versäumnisse näher zu betrachten und Maßnahmen für zukünftige Projekte abzuleiten.

Welche Informationen sind wichtig für die Projektnachkalkulation?

Die Ist-Kosten werden auf der Ebene von Arbeitspaketen erfasst. Pro Arbeitspaket sind mindestens die folgenden Informationen wichtig:

  • Budget (laut Kostenplan)
  • Mehrleistung und Minderleistung
  • revidiertes Budget
  • Ist-Kosten
  • eventuelle Abweichungen
  • im Einzelfall: Begründung für Kosten und die Abweichungen

Wozu dienen die Ergebnisse aus der Nachkalkulation?

Mit der Nachkalkulation werden das Soll- und Ist-Ergebnis einander gegenübergestellt und miteinander verglichen. Die Nachkalkulation ist Teil des Projektabschlusses und hilft dabei, zu klären:

  • War die Durchführung des Projekts aus wirtschaftlicher Sicht ein Erfolg?
  • Haben wir unsere Ziele im Hinblick auf die Kosten erreicht?
  • Wurde vor Projektbeginn realistisch kalkuliert?
  • Oder wurde zu viel ausgegeben?
  • Was sind die Ursachen für eine Überschreitung des Budgets?
  • Wie können wir zukünftig Kosten sparen?

Außerdem lassen sich aus den Kennzahlen der Nachkalkulation Begründungen für Nachforderungen an den Auftraggeber ableiten. Dem Auftraggeber kann dargelegt werden, wie, wann und wofür die Mittel eingesetzt wurden – und wann und wodurch mehr Kosten entstanden sind.

Die Ergebnisse der Nachkalkulation gehen in den Abschlussbericht zum Projekt ein. Dort wird mit der Nachkalkulation der wirtschaftliche Erfolg bewertet und dokumentiert. Die Projektleitung kann mit der schriftlichen Nachkalkulation die Projektergebnisse belegen, diese intern sowie extern nachvollziehbar darstellen und Schlüsse für zukünftige Projektplanungen ziehen.

Für einen größeren Lerneffekt ist es notwendig, dass sämtliche Leistungen und Ressourcen sowohl vollständig als auch nachvollziehbar und verursachungsgerecht erfasst werden.

Welche Kosten und Einnahmen werden in der Projektnachkalkulation berücksichtigt?

Auf der Kostenseite werden unterschieden:

  • Eigenleistungen
  • Fremdleistungen

Sie stehen den Projekteinnahmen gegenüber.

Zu den Eigenleistungen zählen alle tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden. Wichtig: Hierzu gehören auch Arbeitsstunden, die zum Beispiel zur Behebung von (internen) Fehlern geleistet wurden und daher nicht mit dem Kunden abgerechnet werden können.

Zu den Fremdleistungen gehören je nach Branche und Projekt Arbeitsstunden externer Expertinnen und Experten, zugekaufte Dienstleistungen sowie Materialien und Kosten etwa für gemietete Räume, Technologien oder Maschinen.

Reisekosten stehen ebenfalls auf der Kostenseite. Dazu gehören unter anderen Übernachtungskosten, Kosten für die Verpflegung, Spritkosten, Kosten für Mietwägen und Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Zu den Projekteinnahmen zählen alle Umsatz- und Verkaufserlöse. Die tatsächlichen Einnahmen werden je Projektart und Projektumfang auf unterschiedliche Weise ermittelt: Manche Positionen werden im Vorfeld exakt festgelegt und zum Projektabschluss vollständig ausgezahlt.

Andere Einnahmen gehen erst lange nach der eigentlichen Fertigstellung des Projekts ein. Das kommt etwa bei großen Entwicklungs- oder Bauprojekten vor. In solchen Fällen müssen Unternehmen mit der Projektnachkalkulation warten oder sie begnügen sich mit den laufend erfassten Kennzahlen aus dem Soll-Ist-Vergleich.

Praxis

Kostentrendanalyse durchführen

Üblicherweise überwachen Sie die Projektkosten laufend. Mit der sogenannten Kostentrendanalyse lässt sich auf einen Blick feststellen:

  • Wie entwickeln sich die Kosten für ein Projekt?
  • Welche Arbeitspakete liegen im Plan, welche weichen ab?

Mit der folgenden Vorlage lässt sich die Gegenüberstellung der Ist-Kosten und der Plan-Kosten visualisieren. Im automatisch generierten Diagramm werden Abweichungen auf einen Blick sichtbar, indem Sie:

  • die geplanten Kosten pro Arbeitspaket in die erste Tabellenspalte eintragen und
  • zu jedem Berichtszeitpunkt aktualisierte Plan-Kosten oder Ist-Kosten eintragen.

Mithilfe des Diagramms sehen Sie nicht nur, wie sich Plan- und Ist-Kosten über die Zeit verändern, sondern Sie erkennen auch, wie sich Plan- und Ist-Kosten bis zum Projektende entwickelt haben. Das abschließende Ergebnis kann dann direkt für die Nachkalkulation übernommen werden.

Soll-Ist-Vergleich duchführen

Mit dieser Excel-Vorlage führen Sie einen Soll-Ist-Vergleich durch, um die Sollkosten und die Ist-Kosten miteinander zu vergleichen:

  1. Sie erfassen für die Kosten oder die Erlöse im Projekt den Sollwert sowie den Istwert.
  2. Mit der Vorlage berechnen Sie automatisch die Abweichung und
  3. visualisieren gleichzeitig die Kennzahlen in einem Diagramm.

Mit der folgenden Excel-Vorlage führen Sie einen Plan-Ist-Vergleich für Ihre Projektkosten durch. Sie vergleichen die Kosten:

  • für einzelne Arbeitspakete oder Aufgaben im Projekt,
  • für unterschiedliche Kostenarten und
  • erkennen Abweichungen zwischen Plan und Ist,
  • die Sie je nach (prozentualer) Höhe der Abweichungen farblich (rot, gelb, grün) hervorheben können.

Mit diesem Excel-Tool erstellen Sie eine ausführliche und detaillierte Vor-, mitlaufende und Nachkalkulation für Ihr Projekt.

Mit dieser Vorlage können Sie:

  • einen flexiblen, ausführlichen Aufgaben- und Arbeitsplan (Projektstrukturplan) anlegen,
  • eine Liste der benötigten Ressourcen erstellen (Personal, Maschinen, Geräte, Fahrzeuge, Dienstleistungen, Reisen etc.),
  • für jede Ressource und jeden Monat einen Kostensatz erfassen und
  • die Menge des Verbrauchs für jede Ressource pro Monat erfassen (Ist-Aufwand).

In der Vorlage finden Sie dann Reports (Berichte), die pro Jahr oder pro Monat zeigen:

  • Wie hoch die Kosten für einzelne Projektaufgaben,
  • für einzelne Ressourcen,
  • für unterschiedliche Kostenarten waren.

Damit führen Sie am Projektende eine differenzierte Nachkalkulation durch.

Dazu im Management-Handbuch

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