InnovationsmanagementDas Erfahrungskurvenkonzept verstehen

Das Erfahrungskurvenkonzept setzt Output und Stückkosten ins Verhältnis, um zu ermitteln, wie viel Erfahrung produzierende Unternehmen oder Dienstleister sammeln müssen, um die Stückkosten zu senken. Dieser Beitrag erklärt die Zusammenhänge präzise, auch anhand eines konkreten Beispiels.

Was ist eine Erfahrungskurve oder Lernkurve?

Das Konzept der Erfahrungskurve oder Lernkurve wird insbesondere in der Wirtschaft und Produktion angewendet. Die Idee der Erfahrungskurve ist, dass mit zunehmender Erfahrung oder wiederholter Produktion die Effizienz steigt und die Kosten pro Einheit (zum Beispiel die Stückkosten) sinken. Dies geschieht aus mehreren Gründen:

  1. Lerneffekte: Mit jedem weiteren Durchlauf oder jeder wiederholten Aufgabe lernen die Mitarbeitenden und das Management dazu und entwickeln bessere Fähigkeiten. Dadurch werden Prozesse schneller, Abläufe einfacher, Produktion oder Dienstleistungen effizienter.
  2. Skaleneffekte: Durch die Erhöhung der Produktion oder Dienstleistungserbringung können Fixkosten auf mehr Einheiten verteilt werden, was zu geringeren Stückkosten führt.
  3. Technologische Verbesserungen: Mit der Zeit können bessere Technologien und Methoden entwickelt und eingesetzt werden. Abläufe werden automatisiert oder beschleunigt, die Fehlerquoten sinken.

Die folgende Abbildung verdeutlicht, wie mit steigendem Output die Stückkosten sinken.

Erfahrungskurve: Die Stückkosten sinken mit der Zeit bei mehr Output.

Was unterscheidet die Erfahrungskurve von der Lernkurve?

Das Erfahrungskurvenkonzept ist eng mit der Lernkurve verknüpft. Die Begriffe werden deshalb häufig synonym verwendet.

Lernkurve

Die Lernkurve beschreibt den Zusammenhang zwischen der Menge an Erfahrung oder Wiederholungen bei der Durchführung einer bestimmten Aufgabe oder Tätigkeit und der Verbesserung der Leistung oder Effizienz bei dieser Aufgabe. Es konzentriert sich darauf, wie die Leistung oder Effizienz mit zunehmender Erfahrung steigt.

Beispiel für eine Lernkurve

Wenn ein neuer Mitarbeiter in einem Fertigungsprozess anfängt und anfangs 10 Stunden benötigt, um ein Produkt herzustellen, könnte die Lernkurve besagen, dass er nach 20 Wiederholungen nur noch 5 Stunden benötigt. Dies bedeutet, dass er durch das Üben und Lernen bei jeder Wiederholung effizienter wird.

Zum Beispiel durch Anpassungen beim Handling, durch Optimieren der Bewegungsabläufe, durch Herrichten der benötigten Materialien und durch Routine.

Erfahrungskurve

Die Erfahrungskurve ist ein breiteres Konzept. Es berücksichtigt nicht nur die Effekte der Lernkurve, sondern auch andere Aspekte, etwa Skaleneffekte und technologische Verbesserungen.

Insgesamt ist die Lernkurve ein Teil des weiter gefassten Konzepts der Erfahrungskurve.

Welche Rolle spielt die Erfahrungskurve für die BCG-Matrix?

In der BCG-Matrix wird dargestellt, wie Marktwachstum und Marktanteil den Lebenszyklusphase eines Produkts bestimmen. Mit der richtigen Strategie und steigenden Absatzzahlen nach der Produkteinführung kann ein Unternehmen seine Stückkosten senken und davon im Wettbewerb profitieren; sein Marktanteil steigt.

So lässt sich das Konzept der BCG-Matrix mit dem der Erfahrungskurve verbinden. Die Erfahrungskurve erklärt den Mechanismus für Kostensenkungen und höhere Gewinne mit wachsendem Markt und hohem Marktanteil. Es wird mehr produziert, der Lerneffekt setzt ein, Unternehmen sammeln Erfahrung, die Kosten sinken, die Marktanteile steigen.

Erfahrungskurvenkonzept anwenden

In dieser Vorlage ist das Konzept der Erfahrungskurve dargestellt. Sie setzen damit Stückzahlen für erstellte Produkte oder Dienstleistungen (Output eines Prozesses) mit den Stückkosten (Input) in Beziehung.

In der Tabelle halten Sie fest, welche Möglichkeiten sich für Ihr Unternehmen auf der Basis des Erfahrungskurvenkonzepts bieten.

Mit der folgenden Excel-Vorlage berechnen Sie den Verlauf Ihrer Erfahrungskurve und stellen diesen in einem Diagramm dar.

Erfahrungskurvenkonzept am Beispiel Automobilindustrie

Stellen Sie sich vor, ein Autohersteller führt ein neues Modell auf dem Markt ein. Zu Beginn sind die Herstellungskosten pro Fahrzeug hoch, da das Unternehmen sich in der Einführungsphase befindet und bisher nicht von den Skaleneffekten und den Erfahrungen aus der Produktion dieses speziellen Modells profitiert.

Wenn das Unternehmen kontinuierlich mehr Einheiten dieses Modells produziert, beginnt die Erfahrungskurve zu greifen:

  1. Die Arbeiter gewöhnen sich an die spezifischen Produktionsprozesse,
  2. Abläufe und Handling werden optimiert,
  3. Fehlerquoten sinken,
  4. die Effizienz steigt.

Gleichzeitig können durch den größeren Produktionsumfang Fixkosten für Forschung und Entwicklung sowie die Anlaufkosten auf eine größere Stückzahl verteilt werden. Außerdem können bei höheren Abnahmemengen die Preise für Zukaufteile reduziert werden. Dies führt zu einer deutlichen Reduzierung der Herstellungskosten pro Einheit.

Die anfänglich hohen Preise, die aufgrund der hohen Produktionskosten verlangt wurden, können nun gesenkt werden, um wettbewerbsfähiger zu sein. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, da das Produkt erschwinglicher wird.

Dieser Zyklus setzt sich fort und mit jeder Steigerung der produzierten Einheiten sinken die Herstellungskosten weiter. Das Unternehmen gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit und kann eine größere Gewinnspanne erzielen.

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