UnternehmensgründungWarum der Arbeitsschutz wichtig ist
Als Unternehmerin oder Unternehmer sind Sie bereits ab dem ersten Angestellten dazu verpflichtet, die Vorgaben des Arbeitsschutzes zu erfüllen. Mit jedem weiteren Arbeitnehmer steigen die Anforderungen an den Arbeitsschutz. Bereits beim ersten Mitarbeiter müssen Sie zum Beispiel die Kontaktaufnahme zu einem Betriebsarzt sowie einer Fachkraft für Arbeitssicherheit ermöglichen. Ab zwei Mitarbeitern müssen Sie einen Ersthelfer ausbilden lassen oder benennen.
Gesetzliche Grundlagen des Arbeitsschutzes
Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass ihre Beschäftigten vor Gefahrstoffen, Krankheitserregern, Lärm, technischen Arbeitsmitteln und weiteren Gefahren, die sich aus ihrer Beschäftigung ergeben, geschützt sind. Zusätzlich muss der Arbeitgeber seine Beschäftigten entsprechend der durchgeführten Tätigkeiten schulen.
Das wichtigste Element des Arbeitsschutzes ist das im Dezember 1974 verabschiedete Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG). Dadurch sind Betriebe gesetzlich verpflichtet, Betriebsärzte einzustellen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit als Berater in die betriebliche Sicherheitsarbeit einzubeziehen. Seit 1985 wird der deutsche Arbeitsschutz auch noch europäisch geregelt. Im August 1996 trat das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) in Kraft. Es regelt die Aufgaben des Arbeitgebers und Arbeitnehmers im deutschen Arbeitsschutz und gilt auch für Gründer. Psychische Erkrankungen, die am Arbeitsplatz auftreten können, sind seit September 2013 ebenfalls im Arbeitsschutzgesetz verankert. In Deutschland hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am 16. April 2020 außerdem ergänzend den „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard“ veröffentlicht. Er sieht zusätzliche Maßnahmen zum bestehenden Arbeitsschutz vor.
Hintergrund für die gesetzlichen Regelungen zum Arbeitsschutz sind die Entwicklungen der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung brachte eine neue gesellschaftliche Klasse hervor: Die Lohnarbeiter, die in den Fabriken unter katastrophalen Bedingungen arbeiten mussten. Auf ihr Streben nach einer besseren Lebens- und Beschäftigungssituation geht der heutige Arbeits- und Gesundheitsschutz zurück.
Arbeitsschutz als lohnende Investition sehen
Der Arbeitsschutz kostet Zeit und Geld. Dem Ressourceneinsatz gegenüber steht allerdings, dass jährlich weltweit rund 374 Millionen arbeitsbedingte Verletzungen auftreten, die zu mehr als vier Tagen Abwesenheit von der Arbeit führen. Darin sind die Menschen, die täglich an den Folgen von Arbeitsunfällen oder arbeitsbedingten Krankheiten sterben, noch gar nicht enthalten. Es sind mehr als 2,78 Millionen Todesfälle pro Jahr. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt die wirtschaftliche Belastung dadurch auf 3,94 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts pro Jahr. Sehen Sie als Arbeitgeber den Arbeitsschutz daher nicht als lästige Pflicht, sondern als lohnende Investition.
Ein Managementsystem zum Arbeitsschutz
Gerade in der Gründungsphase haben Sie als Unternehmerin oder Unternehmer viel zu tun. Doch Sie müssen bei Gefährdungsbeurteilung, Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement nicht bei null anfangen. Es gibt bereits Standards und Managementsysteme, die Sie nutzen können, um das Thema von Anfang an strukturiert anzugehen.
Die Basis für Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsysteme bildet der Standard BS OHSAS 18001 Occupational health and safety management systems aus dem Jahr 2007, der 2018 durch die ISO 45001 abgelöst wurde. Diese DIN ISO 45001 führt den traditionellen Arbeitsschutz und das betriebliche Gesundheitsmanagement zusammen. Somit bietet die Norm all jenen Organisationen einen guten Einstieg, die diese Themen noch nicht systematisch umsetzen. Sie dient als Anleitung für die „gute Praxis“ und ergänzt die gesetzlichen Regelungen.
Oberstes Ziel sollte immer sein, den Arbeitsschutz in laufende Prozesse zu integrieren. Das gelingt mit einem Managementsystem, das den Rahmen zur Verfügung stellt, um Risiken und Chancen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA) zu behandeln und erforderliche Maßnahmen umzusetzen. Es sorgt für die notwendige Selbstverpflichtung des Unternehmens zur Erfüllung der geltenden Anforderungen und hilft bei der Definition und der Bewertung von SGA-Zielen.
Arbeitsschutz und unternehmerische Resilienz
Wer den Arbeitsschutz vernachlässigt, riskiert Bußgelder von Aufsichtsbehörden oder Berufsgenossenschaften, die vor allem Start-ups in der frühen Gründungsphase schwer verschmerzen können. Noch schwerwiegender wird es, wenn es zu Arbeitsunfällen kommt.
Ein entsprechendes Managementsystem dagegen macht die Leistungen im Bereich Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement eines Unternehmens messbar und schafft Vertrauen innerhalb einer Organisation, aber auch bei interessierten Parteien. Dieser Aspekt kann für Start-ups nicht unerheblich sein. Gerade bei der Suche nach Investoren ist ein positives Image essenziell.