StrategieWie Sie ein skalierbares Geschäftsmodell entwickeln
Der Traum vom skalierbaren Online-Business klingt für viele Selbstständige verlockend: mehr Unabhängigkeit, zeitliche Flexibilität und höhere Umsätze.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele steigen zu früh in komplexe Geschäftsmodelle ein. Die Folge: Frust statt Freiheit.
Wenn Sie Ihre Kunden direkt betreuen (1:1) oder nah an Ihrer Zielgruppe dran sind, weil Sie beispielsweise regelmäßig für Vorträge eingeladen werden, dann haben Sie einen großen Vorteil: Sie haben Zugang zu Ihrer Zielgruppe und kennen ihre Bedürfnisse und Stolpersteine.
Dieses Wissen ist die Grundlage für jedes skalierbare Geschäftsmodell.
Was bedeutet: skalierbares Geschäftsmodell?
Ein skalierbares Geschäftsmodell oder Angebot ist ein Produkt oder eine Dienstleistung, die Sie unabhängig von Ihrer Zeit immer wieder verkaufen können – ohne für jeden Kauf mehr arbeiten zu müssen. Typische Beispiele sind Online-Kurse, Gruppenprogramme oder Memberships.
Der große Unterschied zum klassischen 1:1-Angebot liegt in der Hebelwirkung:
- Bei 1:1-Angeboten tauschen Sie Zeit gegen Geld. Ihr Umsatz ist direkt an Ihre verfügbare Arbeitszeit gekoppelt.
- Bei skalierbaren Angeboten können Sie mit denselben Inhalten und mit einem einmaligen Zeitaufwand viele Menschen gleichzeitig erreichen und ihnen weiterhelfen.
Skalierbare Angebote sind also der logische Schritt, wenn Sie Ihr Business wachsen lassen wollen, ohne mehr zu arbeiten. Diese Geschäftsmodelle machen Sie unabhängiger, erlauben Ihnen, Umsätze zu stabilisieren und Prozesse zu automatisieren.
Voraussetzungen für skalierbare Geschäftsmodelle
Ein skalierbares Angebot braucht eine klare Transformation. Die Kundinnen und Kunden müssen genau wissen, welches Problem Sie lösen und welches Ergebnis sie mit Ihrer Unterstützung erreichen können.
Deshalb sind Erfahrung, eine klare Positionierung und ein präzises Zielgruppenverständnis absolute Voraussetzung.
Wenn das Angebot für alle passt, passt es für niemanden. Nur wer sein Angebot sehr genau formulieren und kommunizieren kann, wird es auch erfolgreich skalieren können.
Beispiele für skalierbare Geschäftsmodelle
B2C-Beispiele
- Online-Kurs für Mütter zum Thema Stressbewältigung im Alltag:
Transformation: Mehr Gelassenheit im Familienalltag durch gezielte Achtsamkeits- und Zeitmanagement-Techniken.
Positioniert für berufstätige Mütter mit Kindern unter 10 Jahren. - Ernährungsprogramm für Vielbeschäftigte:
Transformation: Gesünder essen ohne Aufwand.
Zielgruppe: Menschen mit Vollzeitjob, die keine Zeit zum Kochen haben. - Online-Kurs für Hundehalter:
Transformation: Entspannter Alltag mit dem Hund durch gewaltfreies, bedürfnisorientiertes Training.
Zielgruppe: Berufstätige Hundehalter, die Alltagsprobleme wie Leinenziehen oder Alleinbleiben lösen wollen.
B2B-Beispiele
- Sales-Training für Tech-Start-ups:
Transformation: Umsatzsteigerung durch einen strukturierten Vertriebsprozess.
Positionierung: Gründer technischer Start-ups ohne Vertriebshintergrund. - Workshop-Reihe für Agenturinhaber:
Transformation: Weg vom Zeit-gegen-Geld-Modell hin zur Produktisierung.
Zielgruppe: Agenturen mit 3 bis 10 Mitarbeitenden. - HR-Onboarding-System für wachsende Teams:
Transformation: Schnellere Einarbeitung neuer Mitarbeitender durch ein digitales Onboarding-Template.
Zielgruppe: wachsende Mittelständler mit mehr als 20 Beschäftigten.
Um solche Geschäftsmodelle zu entwickeln, braucht es einen guten Fahrplan. Er besteht aus den folgenden Phasen.
Phase 0: Marktforschung statt Schnellstart
Geeignet für: Einsteiger ohne bestehendes digitales Angebot
Wenn Sie online loslegen, wollen Sie meist direkt etwas verkaufen. Doch das ist in den meisten Fällen der falsche erste Schritt.
Bevor Sie Angebote entwickeln oder Ihre Website bauen, brauchen Sie Klarheit:
- Wer sind Ihre idealen Kunden?
- Was brauchen sie wirklich?
Das finden Sie nur heraus, wenn Sie mit Ihren Kunden sprechen und ihnen tiefgehende Fragen stellen. In dieser Phase führen Sie Kundeninterviews, sammeln Erkenntnisse und validieren Ideen.
Die Technik bleibt minimal: ein Handy, ein Zoom-Account – mehr braucht es nicht.
Diese Phase darf nicht übersprungen werden. Sie kostet Zeit, zahlt sich aber aus: Sie verstehen die Sprache Ihrer Zielgruppe und entwickeln Angebote, die wirklich gebraucht und gekauft werden.
Ziel: Klarheit über Problem, Zielgruppe und Nutzenversprechen
Phase 1: Beta-Angebot – Lernen statt Verdienen
Geeignet für: Frühphase mit ersten Kontakten
Jetzt wird es konkret: Mit dem Wissen und den Ergebnissen aus der Recherche entwickeln Sie ein erstes skalierbares Angebot als Beta-Version.
Es ist noch nicht perfekt und auch noch nicht aufgezeichnet. Das ist auch gut so. Als Beta-Version darf es sich noch verändern.
Wichtig ist: Sie arbeiten mit echten Menschen, sammeln Feedback und entwickeln Ihre Methode weiter. Sie holen sich außerdem echte Testimonials, die für skalierbare Online-Produkte das A und O sind.
Ein Beta-Angebot verkaufen Sie meist über persönliche Kontakte oder Social Media. Sie können ein Beta-Angebot im 1:1 oder in der Gruppe anbieten. Der Preis ist niedrig, der Erkenntnisgewinn extrem hoch.
Ziel: Angebotsvalidierung
Umsatzpotenzial: Gering; hier geht es nicht um Umsatz
Phase 2: Gruppenprogramme – Der erste Hebel
Geeignet für: Etablierte Anbieter mit erprobter Methode
Sie haben mehr Anfragen, als Sie bedienen können? Sie wollen mehr Menschen gleichzeitig helfen?
Dann entwickeln Sie Ihr erstes Live-Gruppenprogramm. Das ist anspruchsvoll, weil Sie mehrere Personen gleichzeitig betreuen – mit gleichen Problemen und Startzeitpunkten. Sie brauchen dafür ein funktionierendes Konzept, eine klare Zielgruppe und vor allem: Reichweite.
In vielen Fällen bietet es sich an, das Beta-Angebot weiterzuentwickeln und in ein skalierbares Gruppenprogramm zu verwandeln. Ein Gruppenprogramm lässt sich gut über Launches und Webinare verkaufen – vorausgesetzt, Sie haben bereits Vertrauen aufgebaut.
Ziel: Umsatz skalieren
Umsatzpotenzial: 6-stellig
Phase 3: Online-Kurse – Ihr Wissen skaliert
Geeignet für: Fortgeschrittene mit hoher Conversion und Community
Erst hier wird es digital: Ihr Wissen landet in Videos, PDFs und Checklisten. Ein Online-Kurs ist mehr als ein hübscher Mitgliederbereich. Er braucht Struktur, Klarheit und didaktisches Feingefühl.
Das Wissen, das Sie in Videos verpacken, sollte erprobt und auf einem exzellenten Level sein.
Ihr Kurs hilft dabei, eine spezifische Transformation zu erreichen. Stellen Sie sicher, dass Sie Inhalte bereits in einem Live-Format erfolgreich getestet haben und die versprochene Transformation auch wirklich erreicht werden kann.
Tipp: Starten Sie mit einem kleinen Kurs und lernen Sie, wie man Menschen auch ohne 1:1-Kontakt Ergebnisse ermöglicht. In Zeiten von KI ist Wissen kein Luxusgut mehr. Gute Online-Kurse helfen dabei, konkrete Probleme zu lösen.
Damit Sie mit einem Online-Selbstlernkurs genug Geld verdienen, braucht es neben Reichweite eine klare und überzeugende Marketing- und Verkaufsstrategie und starke Testimonials. Ihr Online-Kurs wird kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt.
Ziel: Umsatz und Impact erhöhen
Umsatzpotenzial: 6- bis 7-stellig
Phase 4: Begleitete-Online-Programme – hoher Preis mit Substanz
Jetzt geht es um echte Transformation: Sie verkaufen ein umfassendes Angebot mit echtem Tiefgang. Dafür brauchen Sie Erfahrung, klare Ergebnisse und eine Community, die Ihnen vertraut.
Ihr Premium-Programm ist nichts für den Schnellstart, sondern das Resultat jahrelanger Erfahrung und Weiterentwicklung und kann Ihr Business grundlegend verändern.
Ziel: Umsatz und Impact weiter erhöhen
Umsatzpotenzial: 6- bis 7-stellig
Phase 5: Memberships – die Königsdisziplin
Geeignet für: Anbieter mit aktiver, loyaler Community
Viele träumen davon, wenige setzen sie erfolgreich und profitabel um: Memberships.
Monatliche Beiträge für den laufenden Zugang klingen gut – sind aber anspruchsvoll. Memberships haben einen hohen Marketing-, Support- und Verwaltungsaufwand, geringe Einzelpreise und erfordern ständig neuen Content.
Sie brauchen viel Reichweite, regelmäßige Inhalte, eine treue Community und ein klares Leistungsversprechen. Erst, wenn Sie das alles haben, lohnt sich dieses Modell.
Umsatzpotenzial: 6- bis 7-stellig
Fazit: Bauen statt Springen
Ein digitales Business wächst nicht von allein. Es braucht Fokus, Geduld und einen klaren Plan.
Wer die einzelnen Phasen versteht und sein Geschäftsmodell gezielt daran anpasst, spart Zeit, Geld und Nerven. Wichtig ist: Nicht überspringen, sondern aufbauen.
So entsteht ein solides Fundament für langfristiges, skalierbares Wachstum. Fragen Sie sich also nicht nur, was Sie verkaufen wollen. Fragen Sie: Wo stehe ich gerade? Und welches Geschäftsmodell passt wirklich zu meinem aktuellen Stand?