ArbeitsplatzgestaltungErgonomie richtig verstehen und anwenden

Fehler, die jeder Büroangestellte macht, wenn es darum geht, die gesundheitsförderliche Ausstattung am Arbeitsplatz auch richtig zu nutzen. Lesen Sie, wo die Schwachstellen liegen und was alle im Unternehmen dagegen tun können.

Rücken zwickt, Augen brennen, Konzentration lässt nach – der Alltag im Büro bringt täglich kleine Beschwerden mit sich. Die meisten ignorieren sie oder gewöhnen sich daran.

Dabei lässt sich mit wenig Aufwand viel verbessern. Der ergonomische Arbeitsplatz ist keine Wissenschaft für sich, sondern ein praktisches Konzept für mehr Gesundheit und Effizienz.

Zeit, typische Fehler zu erkennen und endlich richtig zu korrigieren.

Ergonomischer Arbeitsplatz: der Schlüssel zu nachhaltiger Gesundheit

Ein ergonomischer Arbeitsplatz ist die Basis für körperliches und psychisches Wohlbefinden im Büro. Doch selbst dort, wo die Grundausstattung stimmt, schleichen sich schnell Nutzungsfehler ein.

Viele Beschäftigte wissen nicht, wie sie Stuhl, Tisch und technische Hilfsmittel korrekt einstellen oder einsetzen sollen. Dadurch entstehen Fehlhaltungen und unnötige Belastungen, die langfristig zu ernsthaften Beschwerden führen können.

Häufige Ergonomie-Fehler im Büroalltag

Betrachtet man die Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz, zeigen sich oft diese „Anwendungsfehler“:

  • Falsche Sitzhöhe: Oft sitzen Mitarbeitende zu hoch oder zu niedrig, sodass die Beine nicht im rechten Winkel aufliegen oder die Sitzfläche falsch geneigt ist. Dies belastet nicht nur die Beine, sondern auch den unteren Rücken.
  • Falsche Bildschirmposition: Wenn der Monitor zu hoch oder zu niedrig eingestellt ist, kommt es häufig zu Nackenverspannungen. Ist der Bildschirm zu nah oder zu weit entfernt, ermüdet das die Augen unnötig schnell.
  • Falsche Platzierung von Tastatur und Maus: Liegen sie zu weit vom Körper entfernt oder sind sie nicht auf Ellenbogenhöhe, verspannen sich Schultern und Unterarme.
  • Fehlende Haltungswechsel und zu wenige Pausen führen zu Verspannungen und verringern die Konzentration.
  • Blendungen, Reflexionen, zu schwache oder flackernde Lampen beeinträchtigen nicht nur das Sehen, sondern auch die Produktivität.

Warum Ergonomie-Lösungen oft nicht richtig genutzt werden

Viele ergonomische Arbeitsplätze scheitern nicht an der Ausstattung, sondern an der Anwendung. Ein zentraler Grund dafür ist mangelndes Wissen. Ohne Einweisung wissen viele Angestellte nicht, wie sie ihren Arbeitsplatz an die eigenen Bedürfnisse anpassen sollen.

Hinzu kommt eine gewisse Bequemlichkeit: Solange keine akuten Beschwerden auftreten, wird selten etwas verändert.

Ein weiterer Punkt ist der Zeitdruck. Im hektischen Arbeitsalltag bleibt oft keine Zeit, um den Stuhl richtig einzustellen oder den Monitor neu zu positionieren.

Auch auf organisatorischer Ebene gibt es Hürden: Nicht alle Unternehmen bieten Schulungen oder Unterstützung an, und nicht jede Führungskraft misst dem Thema die nötige Bedeutung bei.

Was Büroangestellte selbst tun können

Wer Beschwerden vermeiden will, sollte seinen Arbeitsplatz aktiv und regelmäßig anpassen. Dazu gehört es, Stuhl, Tisch, Monitor, Tastatur und Maus aufeinander abzustimmen.

Zusätzlich helfen kleine Pausen und Bewegungsimpulse im Alltag. Bereits ein kurzer Gang zum Drucker, bewusstes Strecken oder die Abwechslung zwischen Sitzen und Stehen wirken Wunder.

Die sogenannte 20-20-20-Regel ist ein einfacher Tipp zur Entlastung der Augen: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf einen Punkt in etwa 20 Metern Entfernung schauen.

Schließlich tragen auch ein ausgeglichenes Trinkverhalten und ein angenehmes Raumklima zu mehr Wohlbefinden bei.

Tipps

Checkliste für Ergonomie am Schreibtisch

  • Stuhl individuell einstellen, Lendenstütze nutzen.
  • Tischhöhe passend zur Sitzhaltung wählen.
  • Monitor so platzieren, dass die obere Kante auf Augenhöhe liegt.
  • Abstand zwischen Bildschirm und Augen beachten: 50 bis 80 Zentimeter.
  • Tastatur und Maus sollten auf Höhe der Ellenbogen liegen und nahe am Körper positioniert sein.

Was Entscheider, HR und Sicherheitsbeauftragte tun können

Auf Unternehmensseite sollte Ergonomie als strategisches Thema verstanden werden, das sowohl wirtschaftliche als auch gesundheitliche Auswirkungen hat. Investitionen in ergonomisch durchdachte Arbeitsplätze zahlen sich langfristig aus. Die Folgen sind:

  • geringere Fehlzeiten
  • höhere Mitarbeitermotivation
  • gesteigerte Produktivität

Führungskräfte und HR-Verantwortliche spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie können durch gezielte Schulungen, Ergonomie-Checks sowie die Bereitstellung von modernem und anpassbarem Mobiliar wichtige Impulse setzen.

Besonders wirksam sind regelmäßige Arbeitsplatzanalysen durch externe Fachleute oder der Einsatz spezialisierter Software-Tools, die Schwachstellen systematisch identifizieren. Auch das Anpassen von Arbeitsprozessen und die Ergonomie-Berücksichtigung bei der Neuanschaffung von Arbeitsmitteln sollten zur Routine werden.

Überdies empfiehlt es sich, die Mitarbeitenden aktiv in ergonomische Initiativen einzubeziehen. Partizipation fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern bringt auch wertvolle Erfahrungswerte aus dem Arbeitsalltag ein.

Regelmäßige Feedbackrunden, Umfragen oder moderierte Workshops können helfen, praxisnahe und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Tipps für Berater und Trainer

Trainer im Bereich Gesundheit und Ergonomie profitieren von praxisnahen, leicht verständlichen Materialien. Workshops zur Arbeitsplatzanalyse, interaktive Übungen und visuelle Hilfsmittel wie Checklisten oder Fotobeispiele machen das Thema greifbar.

Auch kurze Selbsttests oder ergonomische Schnell-Checks lassen sich gut in Seminare integrieren. Ergänzend können Tipps für einen ergonomischen PC-Arbeitsplatz als Handout oder Online-Material genutzt werden.

Die Verbindung zu betrieblichen Gesundheitsprogrammen oder zum Arbeitsschutz bietet zudem eine Möglichkeit, Ergonomie langfristig in Unternehmen zu etablieren. Sie lässt sich gezielt in bestehende Strukturen einbetten, etwa über fest verankerte Module in Gesundheitsmaßnahmen oder verpflichtende Unterweisungen.

Wiederkehrende Schulungen und praktische Ergonomie-Checks sichern die Umsetzung im Alltag. Ergonomische Aspekte können auch in Gefährdungsbeurteilungen systematisch erfasst und bewertet werden.

So wird Ergonomie Teil der Unternehmenskultur und nicht zur einmaligen Aktion degradiert.

Fazit: Ergonomie beginnt im Kopf und braucht Praxis

Ein ergonomischer Arbeitsplatz bringt nur dann einen Vorteil, wenn er bewusst genutzt wird. Dafür braucht es Wissen, Aufmerksamkeit und Motivation. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch bei den Unternehmen.

Kleine Veränderungen im Verhalten und strukturelle Anpassungen können eine große Wirkung entfalten.

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