ProzessvisualisierungMit dem Spaghetti-Diagramm Prozesse analysieren

Mit dem Spaghetti-Diagramm werden Bewegungen innerhalb von Prozessen skizzenhaft dargestellt. Anhand der Skizzierung prüfen Sie, ob sich die räumliche Verteilung von Materialien, Personen, Maschinen oder anderen Gegenständen verbessern lässt. Was Sie dazu wissen und beachten sollten, erläutert dieser Beitrag.

Was zeigt das Spaghetti-Diagramm?

Mit dem Spaghetti-Diagramm werden Bewegungen und Flüsse innerhalb eines Prozesses visuell dargestellt. Die Methode wird verwendet, um die räumliche Verteilung von Personen, Materialien oder Informationen zu erfassen und mögliche Verbesserungen in der Prozessorganisation aufzuzeigen.

Der Name „Spaghetti-Diagramm“ kommt daher, dass Bewegungen, Abläufe oder Zusammenhänge durch geschlängelte Linien repräsentiert werden, die wie Spaghetti aussehen.

Im Diagramm werden dargestellt:

  • Materialfluss: Ein Spaghetti-Diagramm kann zeigen, wie sich Materialien oder Produkte durch einen Raum oder einen Prozess bewegen. Dies ist besonders nützlich, um Engpässe, ineffiziente Wege oder Überlappungen zu identifizieren.
  • Personenbewegungen: In Arbeitsumgebungen visualisiert ein Spaghetti-Diagramm, wie Mitarbeitende sich im Raum bewegen. Dies kann dazu beitragen, ineffiziente Wege zu identifizieren und die räumliche Anordnung für eine bessere Produktivität zu optimieren.
  • Informationsfluss: Das Diagramm kann auch den Fluss von Informationen in einem System zeigen. Dies ist insbesondere in Büro- oder Organisationsumgebungen sinnvoll, um Engpässe oder Verzögerungen bei der Informationsübertragung zu erkennen.

Welche Ziele verfolgt man mit dem Diagramm?

Durch die Analyse des Spaghetti-Diagramms können Optimierungen vorgenommen werden, um den Fluss zu verbessern und Engpässe zu beseitigen. Die Prozesse gehen flüssiger vonstatten, indem man zum Beispiel Wartezeiten und doppelte Wege vermeidet oder die Wege verkürzt. Außerdem stehen die folgenden Ziele im Fokus:

Identifikation von Engpässen

Durch die Betrachtung der (Verbindungs-)Linien im Diagramm können Engpässe oder Flaschenhälse in einem Prozess leicht erkannt werden. So werden zuverlässig jene Bereiche identifiziert, in denen Verbesserungen zur Einsparung von Zeit und Kosten notwendig sind.

Reduzierung von Verschwendung

Das Spaghetti-Diagramm hilft dabei, unnötige Bewegungen, Wege oder Wartezeiten zu identifizieren, die als Verschwendung gelten.

Raumgestaltung optimieren

In Arbeitsumgebungen kann das Diagramm zeigen, wie Menschen oder Materialien durch den Raum bewegt werden. Dies ermöglicht eine Optimierung der Raumgestaltung, um den Arbeitsfluss zu verbessern und Wege zu verkürzen.

Kontinuierlichen Verbesserung fördern

Die Methode fördert einen kontinuierlichen Verbesserungsansatz, indem sie dazu beiträgt, Schwachstellen auf einen Blick zu erkennen und diese Dritten verständlich und nachvollziehbar zu präsentieren.

Abläufe besser verstehen

Durch die Visualisierung der Abläufe erhalten Teammitglieder und Stakeholder ein besseres Verständnis für die Prozesse. Dies fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.

Wo wird das Spaghetti-Diagramm eingesetzt?

Das Spaghetti-Diagramm wird dort eingesetzt, wo eine Visualisierung von Prozessbewegungen erforderlich ist, um Engpässe zu identifizieren und Verbesserungen vorzunehmen. Das ist vorwiegend in den folgenden Bereichen wichtig:

  • Industrie: innerhalb der Fertigungs- und Produktionsprozesse
  • Logistik und Lagermanagement: Organisation von Lagerräumen
  • Gesundheitswesen: Bewegungen von Personal, Patienten und Material in Krankenhäusern
  • Verwaltung: zur Verbesserung des Informationsflusses
  • Einzelhandel: Kundenfluss im Geschäft analysieren, um zum Beispiel Kassen und Regale besser anzuordnen
  • Dienstleistungssektor: Bewegungen von Informationen und Anfragen zwischen Teams aufzeigen

Wie Sie ein Spaghetti-Diagramm erstellen

Sie können das Diagramm ohne spezielle Tools erstellen – entweder mit Stift und Papier oder digital. Gehen Sie dabei Schritt für Schritt vor:

  1. Definieren Sie den Prozess: Klären Sie, welche Prozesse visualisiert werden sollen. Identifizieren Sie die wichtigsten Bewegungen oder Flüsse, die Sie darstellen möchten.
  2. Sammeln Sie Daten: Beobachten Sie den Prozess und notieren Sie die Bewegungen oder Wege. Messen Sie die Entfernungen zwischen den Punkten, die Sie verfolgen wollen.
  3. Skizzieren Sie den Grundriss: Zeichnen Sie einen Grundriss des Bereichs, den Sie visualisieren möchten. Dies kann ein Produktionsbereich, ein Lager, ein Büro oder ein anderer Raum sein.
  4. Markieren Sie die Bewegungen: Verwenden Sie Pfeile, Linien oder farbige Schnüre, um die Bewegungen oder Flüsse zwischen den relevanten Punkten auf Ihrem Grundriss zu kennzeichnen. Jede Linie repräsentiert eine Bewegung.
  5. Kennzeichnen Sie Start- und Endpunkte: Markieren Sie deutlich die Start- und Endpunkte jeder Bewegung. Das kann etwa der Ort sein, an dem Materialien entnommen werden, und der Ort, an dem sie platziert werden.
  6. Fügen Sie Details hinzu: Fügen Sie weitere Details hinzu, etwa die Namen der beteiligten Bereiche, Abteilungen oder Prozessschritte oder die Mengen, die jeweils bewegt werden.
  7. Dokumentieren Sie den Prozess: Machen Sie Notizen zu den beobachteten Bewegungen, Entfernungen oder anderen relevanten Informationen. Erstellen Sie daraus das fertige Spaghetti-Diagramm (siehe Beispiel unten).
  8. Präsentieren Sie das Diagramm: Teilen Sie das Spaghetti-Diagramm mit Ihrem Team oder anderen Stakeholdern. Dies kann auf Papier, mithilfe eines Whiteboards oder mittels einer Präsentationssoftware erfolgen.

Spaghetti-Diagramm auswerten

Das Diagramm kann entweder hinsichtlich der Qualität oder der Quantität ausgewertet werden.

Quantitative Analyse
Sie vermessen die Längen jeder einzelnen Linie und berechnen die Gesamtwegstrecke. Durch die Quantifizierung der Bewegungen lassen sich konkrete Daten gewinnen und spezifische Bereiche identifizieren, in denen Verbesserungen vorgenommen werden können.

Diese quantitative Herangehensweise bietet eine Grundlage für datenbasierte Entscheidungen und die Priorisierung von Maßnahmen zur Prozessoptimierung.

Qualitative Analyse
Eine qualitative Bewertung des Spaghetti-Diagramms erfordert einen einzigen Blick. Ein sehr unübersichtliches Diagramm lässt zum Beispiel auf ein beträchtliches Potenzial zur Verbesserung schließen.

Indikatoren sind lange Weglinien, häufige Überschneidungen und dichte Ansammlungen von Linien. Sie deuten darauf hin, dass Bereiche mit hoher Prozesskomplexität oder ineffizienten Bewegungsmustern genauer untersucht werden sollten.

Beispiel: Spaghetti-Diagramm in einem Logistikzentrum

In einem Logistikzentrum, das elektronische Produkte herstellt, werden mithilfe des Spaghetti-Diagramms Bewegungen von Komponenten durch den Fertigungsprozess visualisiert. Die Erstellung und Analyse des Diagramms zielen darauf ab, Engpässe zu identifizieren und den Materialfluss zu optimieren.

Das Diagramm beginnt mit dem Eingangsbereich, wo Rohmaterialien und Komponenten angeliefert werden. Linien zeigen den Weg der Materialien von der Anlieferung bis zum ersten Lagerbereich.

Die Linien verzweigen sich, um die Bewegungen durch verschiedene Lagerbereiche und Zwischenstationen darzustellen. Man sieht, wie Materialien sortiert, gelagert und für den nächsten Fertigungsschritt vorbereitet werden.

Sichtbar sind außerdem Linien, welche die Fertigungsstationen mit den Montagestationen verbinden. Hier werden die Komponenten zu Produkten montiert. Lange Weglinien könnten auf Engpässe oder ineffiziente Prozesse hinweisen, während kurze, direkte Linien einen reibungslosen Ablauf anzeigen.

Bewegungen durch den Bereich der Qualitätskontrolle sind rot markiert. Das Diagramm zeigt, wie Produkte überprüft und gegebenenfalls zurück zu vorherigen Stationen geschickt werden, wenn Qualitätsprobleme festgestellt werden.

Der letzte (untere) Abschnitt des Diagramms repräsentiert die Endmontage und Verpackung. Hier werden die fertigen Komponenten zu Produkten zusammengesetzt und für den Versand vorbereitet. Die Linien führen schließlich zum Versandbereich, wo die Produkte für den Versand vorbereitet werden.

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Beispiel: Spaghetti-Diagramm

Erläuterung zum Beispielbild

Obige Abbildung zeigt das Spaghetti-Diagramm passend zum Beispiel. Die Weglinien sind im Bereich rund um die Qualitätskontrolle rot, weil dies die kritische Stelle im Prozess darstellt.

Der Prozess fließt an dieser Stelle nicht optimal, da manche Komponenten erst zur Endmontage und danach zur Qualitätsprüfung transportiert werden; andere wandern direkt von der Montage zur Qualitätssicherung, anschließend zur Endmontage und danach als zusammengefügtes Produkt wieder zur Qualitätskontrolle. Dadurch entstehen Chaos, Stau und Wartezeiten.

Mögliche Lösung: Es wird eine zweite Station zur Qualitätssicherung eingerichtet. Eine Station prüft Komponenten vor der Endmontage, die andere prüft fertig montierte Produkte.

Vorteile und Nachteile des Spaghetti-Diagramms

Vorteile

  • Zu den besonderen Stärken des Spaghetti-Diagramms gehört, dass die Methode leicht erlernbar und schnell durchführbar ist.
  • Man benötigt keine besonderen Hilfsmittel oder tiefergehende Kenntnisse zur Erstellung.
  • Das Lesen und die korrekte Interpretation des Spaghetti-Diagramms gelingt in der Regel auf Anhieb, da die Darstellung intuitiv verständlich ist.
  • Vorteilhaft ist auch, dass es die Kommunikation erleichtert; sowohl zwischen Fachpersonen und fachlichen Laien als auch innerhalb von Expertenteams.

Nachteile

  • Zu den Schwächen gehört, dass die Darstellung statisch ist. Veränderungen können nicht erfasst werden, sondern das ganze Diagramm muss bei Bedarf neu erstellt werden.
  • Bei komplexen Prozessen wird das Diagramm unübersichtlich.
  • Zahlen und Ergebnisse können im Diagramm falsch oder zumindest verzerrt dargestellt werden, weil sie auf den Annahmen der Personen beruhen, die das Diagramm erstellen.
  • Das Spaghetti-Diagramm muss mit anderen Methoden aus dem Lean Management kombiniert werden, wenn relevante Prozesse detaillierter erfasst werden sollen.

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