InterkulturWas die schwedische Unternehmenskultur auszeichnet

Bei der Zusammenarbeit unterschiedlicher Kulturen kommt es im Business-Alltag nicht selten zu Missverständnissen. Um andere Verhaltensweisen und Unternehmenskulturen besser zu verstehen, hilft ein Blick auf die Eigenarten verschiedener Länder. Hier das Beispiel Schweden.

Ausgewogenheit hat festen Platz in der schwedischen Unternehmenskultur

Die Schweden legen in jeder Beziehung sehr großen Wert auf Ausgewogenheit. Nichts soll zu viel, aber auch nicht zu wenig sein – eben „lagom“, wie sie es nennen. Alles Übertriebene löst bei Schweden eher Argwohn als Bewunderung aus. Angeberei wird auch im Business nicht gern gesehen. Genauso wenig glauben sie, dass Arbeit sehr hart sein muss, um zu Erfolg zu führen.

Mit ihrer Kultur legen nordische Gemüter großen Wert auf eine ausgewogene Bilanz von Arbeit und Freizeit. In aller Regel können sie diese gesunde Work-Life-Balance auch wirklich leben. Gleichberechtigung ist kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Praxis, womit Schweden für Mütter und Väter beste Arbeitsvoraussetzungen bietet. Kinder sind immer willkommen und für deren gute Betreuung während der Arbeitszeit ist umfassend gesorgt.

Offene Mentalität ist typisch schwedisch

Die Offenheit von Schwedens Landschaft korrespondiert mit der Mentalität seiner Bewohner. In Schweden gilt das „Öffentlichkeitsprinzip“, das es jedem Bürger möglich macht, ohne Angabe von Gründen Akteneinsicht in Behördenvorgänge zu bekommen. Das soll Korruption verhindern und das Vertrauen stärken.

Ähnlich unproblematisch ist auch der Zugang zu personenbezogenen Daten (wie zu Alter, Interessen, Einkommen) aus öffentlichen Datenbanken. Für Deutschland undenkbar – aber ein klarer Vertriebsvorteil für jedes Unternehmen in Schweden, das Direktwerbung macht und Kunden möglichst gezielt ansprechen will.

Innovationskraft beflügelt schwedische Wirtschaft

Aufgeschlossen, unkonventionell, kreativ und technikaffin – so werden Schweden häufig charakterisiert. Davon zeugen auch ihre Firmen und Erfindungen. Nicht zuletzt sind sie sehr konsumfreudig und haben die entsprechenden finanziellen Mittel dafür. Kein Wunder also, dass Schweden auch für deutsche Handelsfirmen ein immer attraktiver werdendes Zielgebiet darstellt. Zudem ist das Land hoch digitalisiert, eine gute Basis für Erfolg im E-Commerce.

Wenn keine Pandemie dazwischenkommt, läuft die schwedische Wirtschaft in der Regel rund. IKEA, H&M, Vattenfall, Volvo, Electrolux, Spotify, Skype … Wer kennt sie nicht? Die Investitionen der Regierung sind auf die Kernbereiche Medizin, Biowissenschaft, Technologie und Klima konzentriert. Diese Strategie zahlt sich aus: Schwedens Forschung verbucht besonders in den Bereichen Lebenswissenschaften und Technik große Erfolge. Dass das Land insgesamt so innovationsstark und wettbewerbsfähig ist, liegt auch an der schwedischen Mentalität.

Tipp

Als Führungskraft immer sachlich bleiben

Der Hang der Schweden zur Ausgewogenheit zeigt sich besonders in ihrer Diskussions- und Meeting-Kultur. Alle werden einbezogen und die Gruppe strebt Übereinstimmung und Einigkeit an. Für wichtige Entscheidungen nehmen sich Führungskräfte in Schweden ausreichend Zeit, um weitestgehenden Konsens zu ermöglichen. Deshalb sind erste Meetings auch nicht dazu da, Entscheidungen zu bringen, sondern um erst mal alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen.

Dabei wird fokussiert geredet, man schweift nicht ab und verschwendet auch selten Zeit mit Smalltalk. Viele legen großer Wert auf Details. Wer in Schweden einen Vortrag hält, gewinnt durch gute Vorbereitung und aussagekräftiges Datenmaterial. Eine Überbetonung oder Anführung von Superlativen ist dagegen eher kontraproduktiv, auch im Verkauf.

Typischer Führungsstil in Schweden

Viele mittelgroße und große Unternehmen in Schweden agieren regional oder global. Daher ist es wichtig, Konsistenz zu schaffen und eine starke Unternehmenskultur zu etablieren. Der schwedische Führungsstil ist konsensorientiert, teamorientiert und nicht-hierarchisch. Schwedische Führung wird oft als „the lagom way“ (nicht zu viel, nicht zu wenig) beschrieben.

Seit Langem ist Tradition, Mitarbeitende in Entscheidungen einzubeziehen und sie zu ermutigen, sich zu engagieren, Innovation und Wandel voranzutreiben. Während der letzten Jahre haben Führungskräfte mehr und mehr entdeckt, wie wirksam das Zusammenspiel ist: fürsorglich und empathisch zu sein und gleichzeitig nachdrücklich auf die Einhaltung vereinbarter Prozesse und Systeme zu bestehen.

Als wichtiger Erfolgsfaktor gilt, ein effektiver Kommunikator zu sein, der seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren und inspirieren kann. Dafür brauchen Führungskräfte in Schweden vier entscheidende Fähigkeiten:

  • Führungskräfte müssen in der Lage sein, schnelle Entscheidungen zu treffen.
  • Sie müssen sowohl die Herzen als auch die Köpfe ihrer Mitarbeitenden erreichen.
  • Sie brauchen die Fähigkeit, sich flexibel an neue Situationen anzupassen.
  • Letztendlich müssen Führungskräfte Ergebnisse vorweisen können.

Als Mitarbeiter in schwedischen Unternehmen richtig verhalten

  • Unbedingt pünktlich sein. Unpünktlichkeit ist absolutes No-Go und gilt als sehr unhöflich.
  • Schweden neigen zur Distanziertheit. Seien Sie anfänglich zurückhaltend und geben Sie schwedischen Kollegen genug Zeit, bis sie auf Sie zukommen.
  • Auf Hierarchien wird nicht sehr großer Wert gelegt, aber auf Vertrauen. Ist es einmal angeknackst, lässt sich das kaum noch reparieren.
  • Also immer ehrlich sein – das gesprochene Wort ist von großer Bedeutung.
  • Respektieren Sie, dass man in Schweden in der Regel keine kontroversen Diskussionen mag,
  • Fallen Sie anderen nie ins Wort.

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