BetreibermodellBeispiele und Vorteile von Betreibermodellen

Beim Betreibermodell zahlt der Kunde für die Nutzung des Produkts. Er kauft nicht das Produkt, sondern die damit erzeugte Leistung. Public Private Partnership (PPP) ist eine besondere Form des Betreibermodells, bei dem privatwirtschaftliche Unternehmen staatliche Leistungen erbringen.

Wie funktioniert ein Betreibermodell?

In produzierenden Unternehmen werden Geschäftsmodelle dann als Betreibermodell bezeichnet, wenn sie nicht auf dem Verkauf eines Produkts, sondern eines Nutzens basieren. Der Kunde kauft nicht das Produkt, um es selbst anzuwenden. Er kauft nur die mit dem Produkt erzeugte Leistung und den Nutzen.

Betreibermodelle können auch solche Geschäftsmodelle sein, bei denen ein Unternehmen Aufgaben des Staates übernimmt. Sie werden als Public Private Partnership (PPP) bezeichnet. Beim PPP überträgt eine öffentliche Einrichtung (Public Partner) Aufgaben an ein privatwirtschaftliches Unternehmen (Private Partner), die üblicherweise von der öffentlichen Hand erbracht werden.

Beim Betreibermodell wird ein Hersteller, ein Händler, ein Vermieter, ein Bauunternehmen, eine Projektgesellschaft oder eine Leasinggesellschaft zum Dienstleister. Der Betreiber erstellt Investitionsgüter, Anlagen, die Infrastruktur oder Immobilien und liefert dem Kunden oder dem Staat und seinen Bürgern eine Leistung. Der Betreiber sorgt dafür, dass das Produkt einsatzfähig ist und der Kunde genau die Leistung erhält, die er braucht. Die zur Verfügung gestellte Leistung wird nutzungsabhängig abgerechnet.

Was ist ein Betreibermodell?

Beim Betreibermodell kauft ein Unternehmen nicht eine Maschine oder Anlage, um damit seine Produkte herzustellen, sondern die benötigte Leistung bei einem Dienstleister. Der Dienstleister betreibt die Maschine oder Anlage und liefert dem Unternehmen als Kunden nur den Output der Maschine oder Anlage.

Betreiben Privatunternehmen Einrichtungen der Infrastruktur, um staatliche Aufgaben zu erbringen, wird dies als Public Private Partnership (PPP) oder Öffentlich-Private-Partnerschaften (ÖPP) bezeichnet.

Im Bereich der Energiewirtschaft werden Betreibermodelle auch als Contracting bezeichnet. Zwischen einem Energiedienstleister und seinem Kunden wird ein Vertrag (Contract) zur Lieferung einer Leistung (zum Beispiel Wärme) statt eines Produkts (Gas) geschlossen.

Wodurch unterscheiden sich Betreibermodelle und Produktverkauf?

Die folgende Abbildung zeigt den Unterschied zwischen dem klassischen Produktverkauf und dem Betreibermodell. Beim klassischen Produktverkauf produziert ein Hersteller ein Produkt (Investitionsgut) und verkauft es an seinen Kunden. Der gewerbliche Kunde wird das Investitionsgut in das Anlagevermögen seiner Bilanz übernehmen, aktivieren, nutzen und abschreiben.

Beim Betreibermodell verbleibt das Produkt im Eigentum des spezialisierten Dienstleisters. Er definiert Leistung oder Nutzen, also den Output als Stückzahl, Stundenzahl oder Kilometerzahl und rechnet diese mit dem Kunden ab. Der Kunde bezahlt diese Leistung als nutzungsabhängigen Aufwand im Rahmen seiner Gewinn-und-Verlust-Rechnung.

Beim Produktverkauf entsteht der Umsatz aus dem Produkt und dem Produktpreis. Beim Betreibermodell aus der Anzahl der erbrachten Leistungseinheiten und dem Preis für eine Leistungseinheit. Je nachdem, welche Kosten mit Herstellung und Vertrieb eines Produkts oder mit der Erbringung einer Leistungseinheit verbunden sind, ergibt sich daraus der Gewinn für den Betreiber.

Unterschied zwischen Produktverkauf und Betreibermodell

Was ist Public Private Partnership (PPP)?

Beim Public Private Partnership (PPP) überträgt der Staat oder eine staatliche Einrichtung eine Aufgabe, die bisher von der öffentlichen Hand ausgeführt wurde, an ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Aufgaben können beispielsweise der Bau und Betrieb von Straßen oder öffentlichen Gebäuden sein oder Aufgaben der Abfallwirtschaft. Möglich ist:

  • Der privatwirtschaftliche Partner wird vom Staat beauftragt, das Produkt zu erstellen und dann zu betreiben.
  • Das Produkt oder die Aufgabe wurde bislang vom Staat betrieben und erfüllt; nun werden sie an ein privatwirtschaftliches Unternehmen übertragen, das in Zukunft das Produkt betreiben oder die Aufgabe erfüllen soll.

In der Praxis gibt es unterschiedliche Varianten von Public Private Partnership – je nachdem, wer welche Aufgaben zu Bau, Betrieb und Finanzierung übernimmt und wer am Ende der eigentliche Eigentümer ist.

Public Private Partnership als Betreibermodell

Welche Vorteile haben Betreibermodelle für Unternehmen?

Es lassen sich viele neue Geschäftsmodelle entwickeln, die auf Dienstleistungen basieren und nicht auf dem Verkauf von Produkten. Sowohl Dienstleister als auch Kunden sollen Vorteile davon haben.

Folgende Vorteile ergeben sich aus Betreibermodellen:

  • Der Kunde überträgt eine Aufgabe an einen externen Dienstleister, weil der das als Spezialist kostengünstiger anbieten kann; der Kunde spart Geld.
  • Der Kunde kann seine Kosten besser kalkulieren und seine Bilanz entlasten, indem er die Anlagen nicht aktivieren muss. Durch die nutzungsabhängige Bezahlung führt das Investitionsgut nur zu variablen, aber nicht zu Fixkosten.
  • Oft bekommt der Kunde dafür sogar eine bessere und für seine Anforderungen maßgeschneiderte Leistung.
  • Der Dienstleister kann Bedarfe mehrerer Kunden bündeln, sein besonderes Know-how nutzen und Leistungen zu einem geringeren Preis und mit höherer Rendite anbieten.

Mit dem Betreibermodell entstehen für den Dienstleister als Betreiber und für den Kunden als Nutzer neue Entscheidungskalküle: Der Dienstleister kann die Produkte so optimieren, dass die Betriebskosten möglichst gering sind, denn er muss diese selbst tragen. Er sorgt also für eine lange Lebensdauer, geringen Energieverbrauch und hohe Auslastung. Der Kunde ist bestrebt, nur die Leistung zu kaufen, die er wirklich braucht. Dazu müssen beide festlegen, wie der Leistungsverbrauch gemessen wird.

Welche Vorteile hat das Public Private Partnership (PPP)?

Bei einem Public Private Partnership soll der Staat von Aufgaben entlastet werden und der Bürger eine bessere Leistung erhalten. Das Unternehmen als Dienstleister wird dabei vom Bürger direkt für die Nutzung bezahlt oder es erhält vom Staat einen pauschalen oder nutzungsabhängigen Betrag.

Bei Public Private Partnership als Betreibermodell ergeben sich folgende Vorteile:

Vorteile für den Staat

Er kann seinen Haushalt entlasten, weil für den Bau und Betrieb einer Infrastruktureinrichtung keine Investitionen und Kosten anfallen. Diese übernimmt der privatwirtschaftliche Betreiber und Dienstleister. Das ist insbesondere für Kommunen ein wichtiger Vorteil.

Vorteile für das Unternehmen

Es kann neue Umsatzquellen erschließen und damit Wachstum erzeugen. Zudem kann es die Infrastruktur und die Aufgaben meist ohne Wettbewerb betreiben; die Umsätze sind damit für einen langen Zeitraum weitgehend abgesichert.

Der Staat garantiert durch seine Konzession oder sein Entgelt den Umsatz. Außerdem handelt es sich oft um Aufgaben, die vom Bürger in Anspruch genommen werden müssen, sodass auch daraus in der Regel Umsätze gesichert sind. Wenn sich das Unternehmen spezialisiert und effizient wirtschaftet, kann es die Kosten für Bau und Betrieb senken und damit zusätzliche Gewinne erzielen.

Vorteile für die Bürger

Infrastrukturen und Einrichtungen, die von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen betrieben werden, sind oft (nicht immer) besser organisiert, schneller, kundenfreundlicher und weniger bürokratisch.

Beispiel Maschinenbetrieb

Ein Maschinenbauunternehmen bietet seinem Kunden an, Betrieb und Wartung der eigenen Maschinen komplett zu übernehmen. Es sagt zu, dass die Maschine im Durchschnitt 99 Prozent der Zeit einsatzfähig ist und damit eine bestimmte Stückzahl pro Monat hergestellt werden kann. Dafür erhält der Hersteller als Betreiber monatlich einen Fixbetrag und einen variablen Betrag, der von der Zahl der tatsächlich hergestellten Teile (Unit) abhängt.

Wenn die Maschine gewartet werden muss oder wenn sie defekt ist, muss das Maschinenbauunternehmen Instandhaltung und Instandsetzung selbst übernehmen. Es muss dafür sorgen, dass die zugesagte Leistungsbereitschaft sichergestellt ist.

Beispiel Röntgenbild

Die Arztpraxis kauft kein teures Röntgengerät, sondern lässt sich das Gerät vom Hersteller in die Praxis stellen und dort betreiben. Abgerechnet wird das einzelne Röntgenbild, das der Arzt mit dem Gerät erstellen lässt.

Dabei kalkuliert der Hersteller mit einem Durchschnittswert für die Zahl der erzeugten Röntgenbilder pro Jahr. Wird mehr geröntgt, erhöht sich sein Gewinn. Wird weniger geröntgt, spart der Arzt im Vergleich zum Kauf des Geräts Geld.

Beispiel Flottenmanagement

Ein Großteil der zugelassenen Fahrzeuge ist geleast. Die Leasingraten sind jeden Monat gleich hoch – unabhängig davon, wie oft das Fahrzeug genutzt wird. Beim Flottenmanagement als Betreibermodell können Speditionen, Kurierdienste, Handwerker, Kundendienstfahrzeuge und Geschäftswagen nach dem Modell „Pay per Kilometer“ auf den Cent genau abgerechnet werden.

Als Nutzer und Kunde lassen sich die Kosten pro Kilometer sogar einem einzelnen Vorgang zuordnen und berechnen (zum Beispiel für Anfahrt und Abfahrt).

Beispiel Mähdrescher

Ein Landmaschinenhersteller verkauft seine Mähdrescher nicht, sondern stellt sie dem Agrarbetrieb zur Verfügung. Entscheidend ist für den Kunden, dass an Erntetagen immer ausreichend Mähdrescher einsatzbereit sind. Die Nutzung des Mähdreschers wird pro Stunde abgerechnet (Operating Hours). Der Landmaschinenhersteller garantiert seinen Kunden während der Vertragslaufzeit, dass der Kunde jederzeit und rund um die Uhr die vereinbarte Anzahl an Mähdreschern nutzen kann. Dafür betreibt er einen Fahrzeug-Pool und er sorgt für Wartung und schnelle Instandsetzung.

Beispiel Energiewirtschaft

Der Energieversorger schließt mit dem Gewerbebetrieb einen Vertrag, nach dem er dessen Gebäude mit einer definierten Temperatur beheizt und mit Licht versorgt. Abgerechnet wird nach Quadratmeterzahl. Es werden also keine Kilowattstunden verkauft, sondern Wärme und Licht.

Der Energieversorger ist dann bestrebt, möglichst energieeffiziente Heizungen und Lampen zu verwenden. Der Kunde kann seine Energiekosten einfach kalkulieren.

Beispiel Kläranlage

Eine Gemeinde muss die Kläranlage modernisieren, doch der Gemeinde fehlt das Geld. Ein Bauunternehmen gründet deshalb eine Projektgesellschaft, die die Kläranlage kauft und weiterbetreibt. Die Projektgesellschaft verpflichtet sich, die Kläranlage zu modernisieren. Dafür erhält sie von der Gemeinde das Recht, die Kläranlage 25 Jahre lang zu betreiben. Mit der Gemeinde wird vertraglich geregelt, welchen Betrag der Abwassergebühren die Projektgesellschaft dafür erhält. Durch den privatwirtschaftlichen Betrieb kann die Kläranlage effizienter betrieben werden und die Abwassergebühr fällt für Bürgerinnen und Bürger geringer aus.

Beispiel Autobahn

Das für den Autobahnbau zuständige Bundesministerium erteilt einem privatwirtschaftlichen Konsortium den Auftrag, einen Abschnitt einer Bundesautobahn auszubauen und anschließend 30 Jahre lang zu betreiben. Das Konsortium trägt damit die Verantwortung für sämtliche Bau-, Planungs-, Betriebs-, Erhaltungs- und Finanzierungsleistungen. Im Gegenzug erhält es die Einnahmen aus der LKW-Maut auf dem entsprechenden Streckenabschnitt.

Dazu im Management-Handbuch

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