ArbeitsrechtWie Sie ein Sabbatical beantragen

Es gibt kein generelles Recht auf ein Sabbatical. Im Arbeitsrecht ist diese Form einer beruflichen Auszeit nicht vorgesehen. Eine Ausnahme besteht für Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst, bei denen die berufliche Auszeit gesetzlich für eine maximale Dauer von bis zu einem Jahr möglich ist.

In einigen Unternehmen gibt es einen besonderen Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung, in denen die Bedingungen und Möglichkeiten für ein Sabbatical geregelt sind. Auch im Arbeitsvertrag kann stehen, ob und in welcher Form ein Sabbatical in Anspruch genommen werden kann.

Für die meisten Unternehmen gilt: Wer ein Sabbatical einlegen will, muss mit seinem Arbeitgeber individuell aushandeln und vereinbaren, wann, wie lange und unter welchen Bedingungen diese Auszeit möglich ist.

1. Arbeitgeber frühzeitig formlos informieren

Informieren Sie Ihren Arbeitgeber so früh wie möglich über Ihren Wunsch nach einem Sabbatjahr, denn das Unternehmen muss die Zeit Ihrer Abwesenheit hinsichtlich der Personalplanung überbrücken.

Geben Sie dem Unternehmen viel Zeit, sich auf Ihre Auszeit vorzubereiten, steigen die Chancen, dass der Antrag bewilligt wird. Melden Sie Ihr Vorhaben daher mindestens ein halbes, besser ein oder zwei Jahre im Voraus an.

2. Gründe nachvollziehbar darlegen

Im Antrag auf eine berufliche Auszeit müssen Sie begründen, warum Sie ein Sabbatical wünschen. In manchen Unternehmen hängt das Genehmigen oder Ablehnen des Sabbaticals davon ab, ob die Gründe überzeugend sind. Hier einige Anregungen für Ihre eigene Begründung:

Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln.
Ein Sabbatical ermöglicht, neue Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die sich positiv auf Ihre berufliche Leistung auswirken. Dies trägt langfristig dazu bei, dass Sie wertvoller für das Unternehmen werden.

Ich möchte mich erholen.
Nachdem Sie ein langes und schwieriges Projekt geleitet und erfolgreich beendet haben, kann eine Erholung sinnvoll sein. Sie gewinnen Abstand vom Arbeitsstress und können zum Beispiel Burnout vorbeugen. Ein ausgeruhter Mitarbeiter ist in der Regel produktiver und kreativer – und nach dem Sabbatical bereit für die nächste Projektleitung.

Ich möchte neue Perspektiven kennenlernen.
Ein Sabbatical kann genutzt werden, um andere Kulturen zu erleben und neue Perspektiven zu gewinnen. Diese Erfahrungen tragen dazu bei, das interkulturelle Verständnis zu fördern, was in einer globalisierten Welt zunehmend wichtig ist. Auch davon profitiert Ihr Arbeitgeber, wenn Sie mit internationalen Kundinnen und Kunden kommunizieren –  zum Beispiel im Vertrieb, als Kundenberater oder im Marketing.

Ich benötige Zeit, um meinen familiären Pflichten nachzukommen.
Sabbaticals können auch aus familiären Gründen beantragt werden, etwa wegen der Betreuung eines erkrankten Angehörigen. Ihr Arbeitgeber hat hier den Vorteil, dass Sie sich während Ihrer Auszeit uneingeschränkt auf private Dinge kümmern können, um nach dem Sabbatical wieder fokussiert weiterzuarbeiten.

Ich möchte mich im privaten Rahmen weiterbilden und einen qualifizierten Abschluss erreichen.
Ihr Arbeitgeber profitiert davon vielerlei Hinsicht: Sie können das erlernte Wissen im Unternehmen selbst anwenden und das Wissen an Kolleginnen und Kollegen weitergeben. Vielleicht eröffnen sich neue Möglichkeiten in anderen Abteilungen oder Sie besetzen perspektivisch einen Platz als fachlicher Experte, Senior oder Führungskraft. Das Unternehmen muss dann keine externen Kandidaten in Betracht ziehen.

3. Antrag auf Sabbatical stellen

In Ihrem Sabbatical-Antrag halten Sie mindestens fest:

• persönliche Daten
• Beginn und Dauer des Sabbaticals
• Grund oder Gründe für das Sabbatical
• Planung und Umsetzung des Sabbaticals
• mögliche Vertretung
• Datum der geplanten Rückkehr an den Arbeitsplatz

Der Antrag wird bei kleinen Unternehmen direkt und formlos an die Führungskraft übergeben. In großen Unternehmen wird die Personalabteilung und eventuell eine weitere Führungsebene einbezogen.

Bevor Sie das Sabbatical beantragen, sollten Sie mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen, die Sie wahrscheinlich vertreten werden und mit denen Sie eng zusammenarbeiten. Sind alle einverstanden, steigt die Chance, dass der Antrag bewilligt wird.

Nutzen Sie das folgende Musterformular zur Beantragung Ihres Sabbaticals:

4. Sabbatical-Vertrag abschließen

In einem Vertrag werden für ein Sabbatjahr mindestens die folgenden Punkte geregelt und dokumentiert:

• Ab wann und für welche Dauer soll das Sabbatjahr gewährt werden?
• Auf welche Weise wird das Zeitkonto gefüllt? (Wenn eine Variante mit einem Zeitkonto vorgesehen ist.)
• Erfolgt eine finanzielle Unterstützung während des Sabbatjahrs?
• Unter welchen Bedingungen erfolgt die Rückkehr zum Arbeitsplatz?
• Wie gehen Sie mit Krankheitstagen während des Sabbatjahrs um? (Werden sie ausgeschlossen oder angerechnet?)
• Besteht ein Kündigungsschutz während der Abwesenheit vom Arbeitsplatz?
• Gibt es eine Absicherung des Zeitkontos für den Fall einer Insolvenz des Unternehmens während des Sabbatjahrs?

Meistens dauert die berufliche Auszeit mindestens einen Monat und maximal ein Jahr. Auch bei der Dauer des Sabbaticals gilt: Was Sie mit Ihrem Arbeitgeber (schriftlich) vereinbart haben, zählt für beide Seiten verbindlich. Eine gesetzliche Regelung dazu gibt es nicht.

Da es keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical gibt, kann der Arbeitgeber den Antrag ablehnen. Er muss die Ablehnung nicht begründen.

Es lohnt sich für Sie trotzdem, nach den Gründen für die Ablehnung zu fragen. Vielleicht können Sie die Bedenken Ihres Arbeitgebers entkräften oder zu einem späteren Zeitpunkt erneut einen Sabbatical-Antrag stellen; diesmal mit besseren Argumenten.

Während der beruflichen Auszeit ruht Ihr aktuelles Arbeitsverhältnis. Daher dürfen Sie ohne die ausdrückliche – und am besten schriftlich erteilte – Erlaubnis Ihres Arbeitgebers keine andere Arbeit aufnehmen.

Das heißt: Sie müssen derlei Pläne mit Ihrem Unternehmen besprechen. Eventuell wird Ihre Bitte um die Erlaubnis zur Arbeit während des Sabbaticals abgelehnt. Planen Sie diese Möglichkeit ein und verlassen Sie sich in diesem Punkt nicht auf die Kooperationsbereitschaft des Unternehmens.

Während des Sabbatjahres besteht kein besonderer Kündigungsschutz. Der reguläre, gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsschutz besteht jedoch uneingeschränkt.

Eine Kündigung kann der Arbeitgeber während des Sabbaticals aus den gleichen Gründen aussprechen, wie in anderen Fällen. Mögliche Kündigungsgründe sind:

• betriebsbedingt
• personenbedingt
• verhaltensbedingt
• aus außerordentlichen Gründen