Wertschätzende KommunikationDas eigene Verhalten als Voraussetzung für wertschätzende Kommunikation

Das Verhalten resultiert aus der Persönlichkeit, aus dem Umwelteinfluss und der jeweiligen Situation. Daraus leitet sich ab, wie Menschen kommunizieren. Wer wertschätzend kommunizieren will, muss seine Verhaltensweise prüfen.

Verhalten resultiert aus Persönlichkeit und Umwelteinfluss

Die menschliche Unterschiedlichkeit bietet zugleich eine weitere Chance: Anpassungsfähigkeit. Die meisten Menschen haben zwei Stärken und entsprechend zwei Nicht-Stärken. Alles kann in der Kommunikation eingesetzt werden, „locker“ aufgrund von persönlichen Präferenzen, aber auch als willentliche Anpassung bei Nicht-Stärken, um Ziele zu erreichen. Ein guter Schauspieler hat gelernt, alle Rollen spielen zu können, begeisternd ist hauptsächlich Authentizität: natürliches Verhalten.

Gewohnheiten und entsprechende Verhaltensweisen zu ändern, ist eine der schwierigsten Aufgaben. Jede Änderung stellt eine große Herausforderung dar, bietet aber auch eine mindestens ebenso große Chance. Sie besteht darin, durch veränderte Verhaltensweisen sogar andere Menschen ändern zu können, was theoretisch weder möglich noch zulässig ist.

Lewin’sche Formel

Diese Erkenntnis hat als Lewin‘sche Formel Eingang in die Literatur und in die Praxis gefunden: V = ƒ (P, U)

Das Verhalten (V) eines Menschen ist eine Funktion (f)
seiner Persönlichkeit (P) und seiner Umwelt (U).

Wir wissen, dass uns bestimmte Verhaltensweisen unserer Partner anziehen, während wir uns von anderen vielleicht sogar abgestoßen fühlen. Menschliches Verhalten wird durch die Umwelt beeinflusst, so wie sie uns zu diesem bestimmten Zeitpunkt umgibt. Kurt Lewin vertrat die Ansicht, dass diejenigen Aspekte und Kräfte für das Verhalten relevant sind, die in einer konkreten Situation (unter Berücksichtigung der Gesamtsituation) auf eine Person einwirken.

Konsequenzen aus der Lewin’schen Formel

Interessante und wichtige Überlegungen ergeben sich in diesem Zusammenhang aus den Konsequenzen der Lewin’schen Formel:

  • Um das Verhalten von Menschen besser verstehen und gegebenenfalls ändern zu können, sind diejenigen Interaktionen zu betrachten und zu analysieren, die für das konkrete Verhalten in einer konkreten Situation besonders wichtig sind.
  • In unterschiedlichen Situationen – das heißt in jeweils anderer Umwelt – können wir durchaus sehr unterschiedlich agieren und reagieren. Dies gilt umso mehr als ein Mensch nicht nur über ein, sondern über mehrere – meist zwei, gegebenenfalls auch drei oder sogar vier – Stärken-Bündel verfügt.

Da jeder Mensch letztlich über alle Eigenschafts-Bündel – aber vorwiegend über Stärken aus zwei Quadranten besonders – verfügt, können wir durchaus glaubwürdig, also authentisch, unterschiedliche Rollen spielen. Denken Sie etwa an einen Schauspieler, der sogar bewusst gelernt hat, unterschiedliche Rollen zu spielen, denn das ist sein Beruf. Aber am besten – am überzeugendsten, weil authentisch – spielt auch ein gelernter oder genialer Schauspieler solche Rollen, in die er sich ganz eingeben kann, die ihm „auf den Leib geschnitten“ sind.

Das eigene Verhalten ist Umwelt für andere

Persönlichkeit und Umwelt beeinflussen sich wechselseitig, sie sind interdependent: Eine – vielleicht nur geringe – Verhaltensänderung meinerseits kann aufgrund dieser Interdependenz konkrete Reaktionen von Menschen in meinem Umfeld auslösen, die dann mein Verhalten und Handeln erneut und dann wiederum das Handeln anderer beeinflussen können und so fort:

Das Verhalten eines beteiligten Menschen wirkt – gemäß der Lewin-Formel – als Umwelt auf seine Mitmenschen:

Mein Tun beeinflusst (nahezu zwangsläufig) das Verhalten anderer Menschen!

Zugleich stellt das durch mein verändertes Verhalten gleichfalls veränderte Verhalten der anderen für mich eine neue Umwelt dar und beeinflusst so wiederum mein Verhalten – und so fort! In diesem Sinne gilt die Lebensweisheit (in Anlehnung an George Bernhard Shaw):

„Wer die Welt verändern will,
kann, muss und darf (nur) bei sich selbst beginnen!“

Praxis

Kennen Sie den Ausdruck: Aus der Rolle fallen?

Gemeint ist damit meist, sich danebenbenommen zu haben. Eigentlich geht es aber oft darum, dass ein Mensch ein Verhalten zeigt, welches wir nicht von ihm gewohnt sind. Es kann nun sein, dass er seine Stärken zu Schwächen übertrieben hat, es kann aber auch sein, dass er – im Gegensatz zum Gewohnten – in einer bestimmten Situation es für richtig hielt, eine andere Stärke einzusetzen. Hierzu sind Menschen in der Lage!

Denken Sie etwa an Ihr eigenes unterschiedliches Verhalten; zum Beispiel im Beruf, in Seminaren, in der Familie, beim Sport oder im Freundeskreis oder im Umgang mit vertrauten Partnern.

Das Verhalten von Menschen ist anpassungsfähig: Menschen können sich in unterschiedlichen Situationen zum Teil völlig ungewohnt verhalten. Überlegen Sie, welches Verhalten Sie vielleicht immer wieder in einer bestimmten Situation zeigen. Notieren Sie Ihre Selbstbeobachtungen in der folgenden Vorlage.

Dazu im Management-Handbuch

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