Führen ohne VorgesetztenfunktionMitarbeiter in Ihrem Team und deren Persönlichkeit einschätzen lernen

Welche Persönlichkeitsmerkmale weisen verschiedene Mitarbeitertypen auf? Woran erkennen Sie zum Beispiel rationale Persönlichkeitstypen? Inwiefern unterscheiden sich introvertierte und extrovertierte Mitarbeitende? Und wie gehen Sie am besten mit welchen Mitarbeitenden um? Außerdem: Lernen Sie das TMS-Modell der Persönlichkeitstypen kennen.

Was Kollegen in die Teamarbeit einbringen (sollten)

Ideal ist, wenn Sie für Ihr Projekt ein Team haben, das gut zusammenarbeitet: Alle können sich aufeinander verlassen, alle arbeiten selbstständig, bringen das nötige Know-how mit und halten alle Termine und Budgetvorgaben ein. Doch selten lässt sich dieses Ideal in der Praxis erreichen. Meist gibt es Kolleginnen und Kollegen, die Sie bei Ihrem Projekt mehr, manche weniger unterstützen. Das hängt von drei Faktoren ab:

  • Können: Die Kollegen brauchen die notwendige Fach- und Methodenkompetenz, um bei der Aufgabenlösung relevante Beiträge zu liefern.
  • Wollen: Sie müssen motiviert sein, um sich in die Teamarbeit einzubringen und ihre Aufgaben zu erfüllen.
  • Dürfen: Sie brauchen die Erlaubnis ihres Vorgesetzten und die notwendigen Ressourcen (insbesondere Zeit), um effektiv im Projekt mitwirken zu können.

Mitarbeiter zu Beginn des Projekts kennenlernen

Gerade wenn Sie ein Team führen, ohne alle Teammitglieder, ihre Kompetenzen, Vorlieben, Einstellungen und Hintergründe zu kennen, müssen Sie das mit Beginn des Projekts prüfen. Sie müssen die Teammitglieder in ihrer jeweiligen Persönlichkeit verstehen, akzeptieren und entsprechend in Ihr Projekt einbinden.

Dabei ist wichtig, wie sich die Teammitglieder untereinander sehen. Und: Wer andere Personen einschätzt, muss sich auch selbst gut kennen. Genauso, wie Sie die anderen Teammitglieder beobachten und beurteilen, sollten Sie Ihr eigenes Verhalten beobachten und beurteilen – und gegebenenfalls andere fragen, wie diese Sie sehen. Dadurch sollen Sie erkennen und akzeptieren, dass im Team Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen und Interessen zusammenarbeiten müssen.

Persönlichkeitstyp erkennen

Nicht immer lässt sich für jeden „Teamcharakter“, also die jeweiligen Persönlichkeiten der Kolleginnen und Kollegen, die passende Rolle und Aufgabe finden. Hier wird es manches Mal zu Reibungen kommen. Umso wichtiger ist es, dass Sie das im Vorfeld erkennen und einschätzen können.

Denn dann lassen sich Maßnahmen ergreifen, um die Probleme und Konflikte zu bewältigen. Je nachdem, wie Sie Ihre Teammitglieder einschätzen, können Sie diese in Ihrem Projekt behandeln oder ihnen entsprechende Aufgaben und Rollen zuordnen.

Einfaches Modell der Persönlichkeitstypen

Wie sich ein Mitarbeiter in die Teamarbeit einbringt, hängt in großem Maß von seinem Persönlichkeitstyp ab. Das ist eine Beschreibung von Werten, Einstellungen, Vorlieben, Präferenzen oder Motivationsfaktoren.

Psychologen haben Testverfahren entwickelt, mit denen sich Persönlichkeitstypen ermitteln und beschreiben lassen. Eine einfache Unterteilung kann beispielsweise danach erfolgen, ob jemand eher rational oder emotional, eher introvertiert oder extravertiert ist. Folgende Kombinationen können unterschieden werden:

rational und introvertiert
Der Persönlichkeitstyp rational und introvertiert will sein Fachwissen einbringen, sich weiterentwickeln, mit Zahlen, Daten, Fakten umgehen und legt Wert auf gute Arbeitsmittel, sachliche Argumente, Details und Genauigkeit.

rational und extravertiert
Der Persönlichkeitstyp rational und extravertiert will Verantwortung und anspruchsvolle Aufgaben übernehmen, einen Nutzen für sich erkennen und keine Routineaufgaben haben.

emotional und introvertiert
Der Persönlichkeitstyp emotional und introvertiert legt Wert auf ein stabiles Umfeld, Harmonie, vertraute Aufgaben, Unterstützung, Verlässlichkeit und klare Aufgaben.

emotional und extravertiert
Der Persönlichkeitstyp emotional und extravertiert will sich selbst darstellen, Spaß haben, kreativ sein, persönlichen Bezug zu anderen haben, gelobt werden und netzwerken.

TMS-Modell der Persönlichkeitstypen

Ein differenzierteres Modell der Persönlichkeitstypen bildet das Team Management System (TMS). Es unterscheidet die folgenden Typen:

  • Informierte Berater
  • Kreative Innovatoren
  • Entdeckende Promoter
  • Auswählende Entwickler
  • Zielstrebige Organisatoren
  • Systematische Umsetzer
  • Kontrollierende Überwacher
  • Unterstützende Stabilisatoren

Eine ausführliche Beschreibung dieser Typen finden Sie in der Vorlage im Praxisteil.

Wenn Sie Ihren eigenen Persönlichkeitstyp und den Ihrer Teammitglieder besser einschätzen und bestimmen können, wird deutlich, worauf Sie besonders achten müssen. Sie wissen, welche Aufgaben und Rollen Sie an wen und wie am besten verteilen, sodass sie zur Persönlichkeit des jeweiligen Menschen passen.

Sie tun sich dann in der Führung dieser Menschen sehr viel leichter. Insbesondere wird sichtbar: Was können Sie Ihren Mitarbeitern geben? Ein zentraler Schlüssel dafür ist die gegenseitige Wertschätzung. Leben Sie diese in Ihrem Team vor.

Praxis

Teammitglieder verstehen

Schätzen Sie die Mitarbeiter in Ihrem Team so gut es geht ein. Stellen Sie sich dazu zu jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter folgende Fragen und notieren Sie Ihre Einschätzung in die Tabelle der folgenden Vorlage. Ziehen Sie Ihre Rückschlüsse (Vorteile und Risiken) daraus:

  • Welche fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen bringt die Person mit?
  • Was ist der Person beruflich und privat wichtig?
  • Woran hat die Person Spaß und worauf legt sie Wert bei der Arbeit?

Reflektieren Sie anschließend die Rollenverteilung und Rollenbesetzung in Ihrem Team anhand der Beschreibungen zu den unterschiedlichen Persönlichkeitstypen:

  • Anhand der Kombinationen rational/emotional und introvertiert/extravertiert.
  • Anhand der Persönlichkeitstypen nach dem Team Management System (TMS).

Eine ausführliche Beschreibung dieser Typen finden Sie in den folgenden Vorlagen.

Wenn Sie Ihr Team, die Kolleginnen und Kollegen, besser kennen, wissen Sie auch, was zu deren Motivation ausmacht und wodurch sie motiviert sind. Gerade dann, wenn Sie keine formale Macht haben, ist es wichtig, dass Sie diese Motivationsfaktoren ansprechen. Erfahren Sie im folgenden Abschnitt, wie Sie dabei vorgehen.

Dazu im Management-Handbuch

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