Impact-UnternehmerMitarbeitende für nachhaltige Veränderung begeistern
Nachhaltigkeit ist „in“. Befeuert durch Klimakrise und Corona-Pandemie hat ein massives Umdenken eingesetzt. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer fragen sich: „Was mache ich hier eigentlich?“ – und möchten nun nachhaltiger agieren, um ihrem Schaffen einen Sinn und Zweck zu verleihen und etwas Gutes zu bewirken.
Doch oft bleiben dort die Mitarbeitenden auf der Strecke, weil ihnen der Purpose unklar ist. Deshalb sollten Unternehmer sich zunächst selbst klarmachen, wofür ihr Unternehmen steht – und dann alle anderen dafür begeistern.
Dem Unternehmen einen nachhaltigen Sinn geben
Viele Unternehmen wollen mit ihrem Wirtschaften eine positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt erzielen. Es entsteht eine neue Generation von „Impact-Unternehmern“, die Wirtschaft mit starken Visionen neu gestalten und dabei nachhaltig erfolgreich sein wollen.
Dabei geht es neben der ökologischen Dimension oft auch um gesellschaftliche Verbesserungen oder um die Gestaltung der neuen Arbeitswelt. Gerade mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer wollen diesen Weg einschlagen. Doch häufig versteht das Team den Antrieb dahinter nicht, oder es hadert mit den neuen Strukturen, die mit dem Wandel einhergehen. Wie schaffen Führungskräfte es also, ihr Team dafür zu begeistern?
Am Anfang steht das Selbstverständnis der Unternehmer
Impact-Unternehmer sind immer Visionäre, die Trends frühzeitig erkennen. Sie handeln aus einer inneren Klarheit und Struktur heraus und können dadurch ihr Umfeld mitreißen. Dennoch sollten Firmenchefs erst einmal ein paar Eckpfeiler erarbeiten, bevor sie ihr Team einbinden.
Folgende vier Schritte sind wichtig, bevor Sie Ihre Vision Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorstellen.
- Purpose definieren
- Vision und Ziele entwickeln
- Rahmenbedingungen definieren
- Strategie festlegen
Klarheit schaffen und Purpose definieren
Als Firmenleitung sollten Sie klar in einigen wenigen Sätzen benennen können, wofür Sie selbst und Ihr Unternehmen stehen. Impact-Unternehmer verfolgen immer einen starken Purpose. In Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnte dieser beispielsweise sein, ein neues, nachhaltiges Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen und entfalten können. Um ihren Purpose zu begreifen, fragen Sie sich deshalb:
- Kann man Sie und Ihr gesamtes Führungsteam nachts um drei Uhr aufwecken, und Sie würden alle das Gleiche sagen?
- Ist Ihr Purpose nach außen hin erkennbar, sprich: Spiegelt er sich in Ihren Marketingbotschaften, in Ihrer Corporate Identity, aber auch in Ihrer Kommunikation nach innen wider? Erkennen Kunden und Mitarbeitende den Purpose auf einen Blick?
Mit Ihrem Purpose benennen Sie, warum Sie und Ihr Unternehmen sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Sie benennen: „Why I Care.“
Den Purpose zu einer Vision und zu Zielvorgaben entwickeln
Durch die Medien geistert derzeit der Begriff vom „Purpose Washing“. Dieser bezeichnet Unternehmen, die zwar aufwendig einen Purpose und Leitlinien erarbeitet haben, diese aber im Alltag nicht oder nur mangelhaft umsetzen. Ein Purpose wird aber erst dann glaubwürdig, wenn Unternehmer und Führungscrew sämtliche Handlungen und unternehmerische Entscheidungen daran ausrichten.
Impact-Unternehmer machen ihre Botschaft „Why I Care“ zum Handlungsmaßstab, in dem sie es zu einer Vision und zu konkreten Zielvorgaben entwickeln. Auf das vorangegangene Beispiel bezogen: Man schafft neue Kommunikationsstrukturen, zum Beispiel regelmäßige Town Halls oder Kreativ-Workshops, bei denen jeder einzelne seine Ideen und Gedanken einbringen kann. Auch kann man das physische Arbeitsumfeld dahingehend ändern, etwa Shared Desks oder Homeoffice. So gehen die Unternehmer auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden ein. Überprüfen Sie deshalb:
- Haben Sie Ihren Purpose in Zielvorgaben übersetzt?
- Wie messbar sind diese Zielvorgaben?
Sind die Ziele eher Absichtserklärungen nach dem Muster „Wir wollen internationalisieren“ oder haben Sie sie weiter konkretisiert? Eine messbare Zielvorgabe lautet beispielsweise: „Bis Ende 2024 wollen wir 5 Millionen Nutzer aus drei skandinavischen Ländern auf unsere Plattform bringen und sie für neue und nachhaltige Arbeitskonzepte begeistern.“
Rahmenbedingungen setzen – das „How I Care“ definieren
Im nächsten Schritt setzen Sie den Rahmen, mit dem Sie Ihre Zielvorgaben erreichen wollen. Stellen Sie hierfür Fragen wie zum Beispiel:
- Auf welche Art und Weise wollen Sie vorgehen?
- Mit welchen Werten oder Leitlinien machen Sie sich auf den Weg?
- Wie wollen Sie zusammenarbeiten, um diese Ziele zu erreichen?
- Wie treten Sie gegenüber Kunden auf?
- Welche Partner binden Sie ein, und wie kooperieren Sie künftig?
Strategie festlegen
Zu guter Letzt benennen Sie konkrete Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen Sie die Zielvorgaben erreichen wollen. Grenzen Sie Ihre Ziele zeitlich ein und planen Sie Aktivitäten für kurz-, mittel- und langfristige Zeiträume. Das Ergebnis ist ein erster grober Umsetzungsplan, der bestimmt, mit welchem Tempo und Ressourceneinsatz Sie voranschreiten wollen.
Eine mögliche Strategie für die Ausrichtung zum nachhaltigen Arbeitsumfeld wäre beispielsweise, dass Sie als Unternehmer Ihren Mitarbeitern den Raum geben, selbst Strategien und Ziele zu entwickeln. Dabei geben Sie eine Richtung vor; zum Beispiel: Wie würden Sie fünf Prozent des Jahresumsatzes nachhaltig investieren?
Jetzt das Team einbinden
Erst wenn Sie diese vier Schritte gemacht haben, sollten Sie das Team einbinden. Die Klarheit, die Sie gewonnen haben, hilft Ihnen, das Team mitzureißen – der sprichwörtliche Funke kann überspringen. Herausragende Impact-Unternehmer erzeugen immer ein Wir-Gefühl: Sie vermitteln den Glauben daran, Teil einer größeren Sache zu sein, indem Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Ihren neu definierten Eckpfeilern von ihren Visionen überzeugen und mit ins Boot holen.
Mit Transparenz zum Wir-Gefühl
Oft sprechen wir auch heute noch davon, „Mitarbeiter mitzunehmen“. Das ist aber ein Begriff aus der alten Welt. Es geht vielmehr darum, Sehnsüchte in den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu wecken und Räume aufzumachen, in denen sie sich entfalten und eigene Kreativität entwickeln können.
Stellen Sie deshalb Ihre erarbeiteten Eckpfeiler dem Team vor – und zwar völlig transparent. Machen Sie deutlich, welche nachhaltigen Ziele der Wertschöpfung Sie verfolgen möchten und was für Sie dabei nicht verhandelbar ist, aber lassen Sie alles andere durch die Teammitglieder ergänzen, verändern, ausarbeiten.
Bedenken Sie aber auch: Jeder Kurswechsel im bestehenden Unternehmen ruft immer auch Zweifler auf den Plan. Viele werden Ihren neuen Weg skeptisch beäugen. Anstatt deshalb gleich mit der gesamten Belegschaft zu beginnen, sollten Sie in der ersten Runde auf Leistungsträger setzen. In jeder Firma gibt es immer einige sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die begeisterungsfähig sind und gerne ihre Ideen einbringen.
Es ergibt Sinn, sie daher in einem ersten „Speerspitzen-Team“ zusammenzufassen und mit ihnen erste Experimente in die neue Richtung zu starten. Zum Beispiel die Einführung von neuen Produkten in einem Testmarkt. Ganz wichtig: Sie sollten immer wieder an den Rest der Belegschaft kommunizieren, was gerade passiert. Wenn die Freiwilligen aus dem ersten Team gute Ergebnisse erzielen, wollen die bis dato Zögerlichen irgendwann auch dabei sein.
So gelingt der Wandel
Die aufgeführten Punkte zeigen, dass es auf dem Weg zu nachhaltigem Impact keine Pauschalrezepte gibt. Entscheidend ist aber, dass zwei Punkte erfüllt sind:
Begeistern und Mitreißen
Impact-Unternehmer und Unternehmerinnen begeistern mit ihrer Botschaft. Sie erzeugen das Gefühl beim Team, den Weg mit ihnen mitgehen zu wollen. Die erarbeiteten Eckpfeiler geben ihnen dabei die nötige Überzeugungskraft, um das Team mitzureißen.
Beteiligen und Freiräume schaffen
Sie wecken die Bereitschaft bei Mitarbeitenden, ihr Engagement in die Waagschale zu werfen. Sie schaffen das, weil sie ihrem Team das Gefühl vermitteln, dass ihre Anregungen und Ideen gehört werden. Mehr denn je gilt heute: Wer mit ausgestalten kann, ist auch mit Herzblut dabei.
Impact-Unternehmen sind deshalb nachhaltig erfolgreich, weil sie auf der Überzeugung fußen: „Wir bieten wirklich einen Mehrwert. Wir verändern ein Stück die Welt“ – und zwar gemeinsam getragen von Unternehmensleitung und Mitarbeitenden.