FührungMikromanagement vermeiden – Tipps für neue Führungskräfte

Sind Sie womöglich zu detailverliebt? Oder haben Sie im beruflichen Kontext einen regelrechten Kontrollzwang? Dann betreiben Sie vielleicht Mikromanagement. Erfahren Sie, wie Führungskräfte Mikromanagement vermeiden und gleichzeitig mehr Vertrauen zum Team aufbauen.

Was ist Mikromanagement?

Mikromanagement bezeichnet ein Führungsverhalten, das durch Kontrolle und Misstrauen geprägt ist. Betreibt die Chefin oder der Chef Mikromanagement, werden Mitarbeitende dazu angehalten, Ihre Vorgesetzten über jedes Detail zu informieren.

Gefordert werden etwa genaue Informationen zum Stand einer aktuellen Aufgabe, zu Arbeitsbeginn und Arbeitsende (bei freien Arbeitszeiten) oder zur Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, Kunden oder anderen Vorgesetzten.

Mikromanagement – auch Micromanagement – wird von vielen Arbeitnehmern als übergriffig empfunden. Wer ständig kontrolliert wird, entwickelt im Gegenzug Vorgesetzten gegenüber kein Vertrauen. Die Betroffenen sind demotiviert und frustriert. Das wünschen Sie sich für Ihr Team sicherlich nicht.

Beispiele für Mikromanagement

Wenn Sie Mikromanagement betreiben, formulieren Sie zum Beispiel Aussagen und Fragen wie die folgenden:

  • „Kannst du mir die E-Mail zeigen, bevor sie verschickt wird? Ich möchte Sie gegenlesen.“
  • „Setze mich bitte immer in cc, wenn du an Person X schreibst – für den Fall, dass ich etwas ergänzen muss.“
  • „Wie weit bist du mit der Aufgabe Y?“
  • „Ich möchte mit dir regelmäßig über den Zwischenstand von Projekt Z sprechen. Bitte stelle dafür jeden Tag eine Übersicht zusammen, damit ich immer sehe, woran du gerade arbeitest.“

Diese und ähnliche Aussagen deuten darauf hin, dass die Führungskraft eine möglichst umfassende Kontrolle wünscht.

Sind Sie ein Mikromanager?

Beobachten Sie eine oder mehrere der fünf folgenden Verhaltensweisen bei sich, sind dies Signale für Mikromanagement.

1. Sie fordern mehr Berichte und Rücksprachen als andere Vorgesetzte

Sollen Mitarbeitende aus Ihrem Team über Zwischenstände innerhalb eines Projekts, Fortschritte bei wichtigen Aufgaben und erreichte Ziele regelmäßig Bericht erstatten?

Das ist prinzipiell nichts Schlechtes, aber achten Sie auf folgende Punkte, wenn Sie Berichte anfordern:

  • Berichte werden nicht kommentarlos eingereicht und danach von Ihnen bewertet, sondern Sie analysieren die Zahlen gemeinsam mit den Mitarbeitenden – auf Augenhöhe. So können Unklarheiten aus der Welt geschafft und Zusammenhänge geklärt werden.
  • Berichte werden nur nach Rücksprache oder vorheriger Ankündigung mit Dritten besprochen. Halten Sie sich nicht daran, verspielen Sie das Vertrauen Ihrer Mitarbeitenden.
  • Fordern Sie Berichte nur, wenn der Grund dafür nachvollziehbar ist. Achten Sie darauf, nicht zu häufig Berichte zu fordern, sondern wählen Sie möglichst lange Intervalle.

2. Sie vermeiden es, zu delegieren

Haben Sie manchmal den Eindruck, alles selbst erledigen zu müssen, weil die Aufgaben sonst nicht korrekt, vollständig oder rechtzeitig erledigt werden? Vielleicht täuschen Sie sich und betreiben in Wirklichkeit Mikromanagement, welches Ihr Team hemmt und die Stimmung verschlechtert.

Wenn Sie bisher regelmäßig die Aufgaben Ihrer Mitarbeitenden erledigen, sollten Sie ab jetzt häufiger delegieren. Verlassen Sie sich darauf, dass Ihr Team die Aufgaben genauso gut lösen kann, wie Sie selbst.

Beschäftigen Sie sich auch mit der Ursache des Problems: Ändern Sie die Zuständigkeiten, bilden Sie Mitarbeitende fort, verteilen Sie die Aufgaben anders und kommunizieren Sie die Ziele sowie Anforderungen präziser.

3. Sie weisen Mitarbeitende häufig auf kleinere Fehler hin

Wenn Ihnen unbedeutende Fehler auffallen, weisen Sie Mitarbeitende sofort darauf hin – in der Hoffnung, dass irgendwann alle Aufgaben genauso erledigt werden, wie Sie sich das vorstellen. Durch dieses Verhalten können sich Mitarbeitende bevormundet fühlen und deshalb befangen agieren. Dann bleibt kaum Raum für Innovationen und individuelle Weiterentwicklung, denn die Angst vor Tadel wirkt lähmend.

4. Sie empfinden Mitarbeiter-Feedback als wenig hilfreich

Das Feedback von Mitarbeitenden wird in den meisten Unternehmen regelmäßig eingeholt, um Verbesserungsvorschläge und Kritik zeitnah gegenseitig zu kommunizieren und dadurch Missverständnisse zu vermeiden. Mitarbeiterideen bringen Unternehmen häufig weiter, weil Innovationen daraus erwachsen können.

Wenn Sie Mitarbeitenden das Gefühl geben, dass auf deren Meinung kein Wert gelegt wird, können Sie das Potenzial nicht nutzen, weil ehrliches Feedback ausbleibt.

5. Ihre Projekte werden häufig nicht rechtzeitig fertiggestellt

Wenn Sie ständig Entscheidungen für Ihre Mitarbeitenden treffen, verschwenden Sie Zeit für Aufgaben, die nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Konzentrieren Sie sich stattdessen wieder auf Ihre Aufgaben als Führungskraft, wie:

  • Ziele setzen
  • Mitarbeitende bei der Zielerreichung unterstützen
  • Entscheidungen treffen
  • Kommunikation zwischen verschiedenen hierarchischen Ebenen ermöglichen
  • Menschen entwickeln und fördern

Die Aufgabe „Kontrolle“ gehört nur in geringem Maße zu Ihrem Repertoire als verantwortungsvolle Führungskraft und bezieht sich in erster Linie auf die Ergebnisse und weniger auf die Ausführung von Aufgaben.

Analysieren Sie Ihr Verhalten als Führungskraft

Mit der folgenden Vorlage reflektieren Sie Ihr Führungsverhalten, indem Sie Fragen schriftlich beantworten. Anhand der Antworten erkennen Sie:

  • Welche Problemfelder halten Sie für relevant?
  • Wo erkennen Sie selbstkritisch Ihre Schwächen?
  • Was haben Sie gut gelöst?

Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, hilft auch dabei, Mikromanagement in Zukunft zu vermeiden.

Tipp

Kommunizieren Sie das „Was“ und nicht das „Wie“

Sagen Sie Ihren Mitarbeitenden so konkret wie möglich, welches Ziel sie erreichen oder welche Probleme sie lösen sollen. Formulieren Sie nicht, wie die Aufgabe erledigt werden soll. Ergänzen Sie bei Bedarf, was Ihnen bei dieser Aufgabe wichtig ist und was die Mitarbeitenden beachten sollten. Mehr nicht.

So fördern Sie die Motivation und Eigeninitiative Ihres Teams, das genau weiß: Man verlässt sich auf meine Fähigkeit und mich. Mein Chef traut mir Dinge zu.

Warum kann Mikromanagement schädlich sein?

Negative Auswirkungen auf Mitarbeitende

Ein ausgeprägtes Kontrollverhalten seitens der Chefin oder des Chefs kann sich negativ auf die Motivation auswirken. Muss jeder Schritt erst mit der Führungskraft abgestimmt werden, dauert es länger, bis Aufgaben abgeschlossen werden können. Das frustriert und nervt viele Mitarbeitende.

Wenn Sie laufend in Mitarbeiter-Aufgaben eingreifen, um vermeintliche Fehler auszumerzen, hemmt das den Arbeitsfluss. Mitarbeitende warten nur darauf, dass sie getadelt und korrigiert werden, was zu Stress führt. Das dauerhaft hohe Stresslevel kann sich negativ auf die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken. Die Folge: Sie sind häufiger krank und weniger belastbar.

Wer keine Fehler begehen darf, um daraus zu lernen, der entwickelt sich nicht weiter. Mitarbeitende werden unsicher, hinterfragen eigene Handlungen, die früher selbstverständlich ausgeführt wurden, und trauen sich allgemein weniger zu. Die Karriereleiter zu erklimmen, erscheint unmöglich. Die Motivation wird im Keim erstickt.

Wenn Mitarbeitende sehr unzufrieden sind und laufend mit dem Gedanken spielen, das Unternehmen zu verlassen, nennt man das „innere Kündigung“. Leidenschaft und Engagement nehmen ab; insgeheim sind Mitarbeitende nicht mehr am Erfolg des Unternehmens interessiert.

Negative Auswirkungen auf Unternehmen

Wenn Mitarbeitende demotiviert sind oder häufig krankheitsbedingt ausfallen, verschlechtert sich das Arbeitsergebnis, die Effizienz und in letzter Konsequenz die Performance des Unternehmens.

Neue Ideen werden nicht mehr eingebracht, weil Mitarbeitende mit negativen Konsequenzen, Kritik und Misstrauen rechnen. Darunter leidet die Innovation.

Negative Auswirkungen auf Führungskräfte

Sogar auf Sie selbst wirkt sich Mikromanagement negativ aus: Sammeln Sie laufend Überstunden und haben trotzdem das Gefühl, nicht genug zu leisten? Das kann daran liegen, dass Sie (ungefragt) die Aufgaben Ihrer Mitarbeitenden übernehmen.

Verschiedene Menschen gehen typischerweise unterschiedlich an Probleme und Arbeitsweisen heran. Das sollten Sie akzeptieren lernen. Ihre Mitarbeitenden werden Aufgaben selten auf die exakt gleiche Weise oder genau im gleichen Tempo wie Sie selbst erledigen. Und das ist vollkommen in Ordnung.

Mikromanagement vermeiden: Maßnahmen und Lösungsansätze

Die folgenden Denk- und Handlungsansätze können Ihnen dabei helfen, zukünftig mehr Vertrauen zu zeigen und weniger Mikromanagement zu betreiben:

  • Verinnerlichen Sie: Selbst-organisierte Teams sind leistungsfähiger.
  • Denken Sie daran: Sie haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt oder ins Team integriert, weil sie persönlich und fachlich geeignet sind. Das ist eine optimale Basis, damit Ihre Mitarbeitenden die gestellten Aufgaben selbstbestimmt erledigen können.
  • Planen Sie feste Meeting-Termine ein, bei denen Mitarbeitende Ihnen von Erfolgen, Misserfolgen, Fortschritten und eventuell auftretenden Problemen berichten.
  • Bieten Sie explizit Hilfe an, wenn größere Probleme auftreten.
  • Erkennen Sie erreichte (Zwischen-)Ziele an, statt sie als selbstverständlich hinzunehmen. Geben Sie positives Feedback, wenn es angebracht ist.
  • Sprechen Sie Mitarbeitende direkt an, wenn Sie mit deren Arbeitsweise oder den Arbeitsergebnissen unzufrieden sind. Das nützt auf Dauer mehr, als engmaschig zu kontrollieren und eigenmächtig zu korrigieren. Außerdem sparen Sie Zeit.
  • Setzen Sie Ihrem Team herausfordernde, aber erreichbare Ziele. Erreichen die Teammitglieder Ziele selbstständig, sollte es Ihnen zukünftig leichter fallen, Ihren Mitarbeitenden zu vertrauen und weniger Mikromanagement zu betreiben.

Dazu im Management-Handbuch

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