Interkulturelle Teams führenMaßnahmen und Erfolgsfaktoren für die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams

Wenn Sie ein Team leiten, in dem Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenarbeiten (sollen): Wo lassen sich die Stärken eines solchen Teams am besten einsetzen? Welche Maßnahmen helfen, die Zusammenarbeit zu fördern? Wie werden Konflikte vermieden oder gelöst? Orientieren Sie sich an folgenden Beispielen und möglichen Maßnahmen bei interkultureller Teamarbeit.

Zielsetzung und Aufgaben für interkulturelle Teamarbeit

Nicht alle Ziele und Aufgaben sind für Teams geeignet, deren Mitglieder unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben. Multikulturelle Teams sind vor allem dann erfolgreich, wenn:

  • komplexe und vielfältige Aufgaben zu bewältigen sind,
  • Kreativität gefordert ist,
  • die Aufgaben wenig strukturiert sind.

Denn genau in der Kreativität und Flexibilität liegt die Stärke der interkulturellen Teamarbeit. Einen weiteren Vorteil, die Vielfalt der Perspektiven, können sie für komplexe Probleme und Aufgaben ausspielen.

Voraussetzung ist, dass die Führungskraft ein gemeinsames Ziel vorgibt oder mit dem Team zu Beginn entwickelt. Andernfalls bewegen sich die Lösungswege in verschiedene Richtungen.

Auswahl der Mitglieder für interkulturelle Teams

Je mehr Nationalitäten und Kulturen ein Team vereint und je unterschiedlicher sich die Teammitglieder wahrnehmen, desto besser arbeiten interkulturelle Teams zusammen. Eine ausgewogene Zusammensetzung verhindert die Dominanz einer Kultur und wirkt damit Gruppenbildungen zugunsten einer Kultur oder Nationalität entgegen.

Solche heterogenen Teams sind stärker egalitär strukturiert und sie arbeiten kreativer. Schon bei der Einstellung und Beförderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten Ungleichgewichte im Team vermieden werden.

Außerdem sollten die Teammitglieder eines interkulturellen Teams Werte wie Toleranz und Neugierde gegenüber Menschen mit einem anderem Kulturhintergrund vertreten. Sensibilität statt Vorurteile sowie Respekt statt Ablehnung sollte die Zusammenarbeit prägen.

Neben Fachkompetenz sollte die Führungskraft soziale und interkulturelle Kompetenzen bei der Auswahl neuer Teammitglieder berücksichtigen. Hilfreich ist zudem, das Auswahlgremium vielfältig zu besetzten.

Interkulturelle Kompetenz fördern

Seminare oder Workshops können die interkulturelle Kompetenz einzelner Teammitglieder fördern. Sie ist die Basis guter Zusammenarbeit in interkulturellen Teams. Dabei darf es nicht nur um wesentliche Kulturunterschiede oder Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation gehen. Interkultureller Trainings müssen vielmehr folgende Ziele verfolgen:

  • Selbstreflexion zur eigenen kulturellen Prägung
  • Sensibilisierung für fremde Kulturen
  • Toleranz gegenüber Menschen aus anderen Kulturen
  • Vermeidung von Missverständnissen
  • Vorbereitung auf konkrete Aufgabenbereiche oder Vorhaben

Bewusstsein für unterschiedliche Werte im Team schaffen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Teams haben unterschiedliche Erwartungen, Wahrnehmungen und Vorstellungen. Diese betreffen den Führungsstil, die Rolle der Führungskraft sowie den eigenen Denk- und Arbeitsstil.

Zu Beginn der interkulturellen Zusammenarbeit sollte daher eine Abfrage der Erwartungen stehen, zum Beispiel im Rahmen der Teamentwicklung. So kann ein Verständnis für die verschiedenen Sichtweisen der Teammitglieder entstehen. Vorurteile können abgebaut und eine Basis in Form von gemeinsamen Regeln für die Zusammenarbeit kann geschaffen werden.

Die Rolle der Führungskraft bei interkultureller Teamarbeit

Wer ein Team führt, muss kommunizieren, integrieren und motivieren können. Gerade in Gesprächen bekommen Führungskräfte eine Vorstellung von den Erwartungen und Einstellungen der Teammitglieder. Auf diese Art können sie ihr Gegenüber besser verstehen und Verständnis für das Anderssein entwickeln.

Mit Maßnahmen der interkulturellen Teamentwicklung verbessert die Führungskraft die Bedingungen der Zusammenarbeit. Das heißt, sie muss ihrem interkulturellen Team vor allem zu Beginn der Arbeit mehr Zeit zur Verfügung stellen als einem monokulturellen Team.

Dabei sollte Führungskräfte die kulturellen Unterschiede thematisieren, gemeinsam Konsequenzen daraus ableiten und sich über für das Team verbindliche Normen verständigen. Während der Teamarbeit muss sich die Führungskraft um ein Gleichgewicht zwischen den Teammitgliedern bemühen, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter integrieren und bei Problemen eingreifen.

Gemeinsamkeiten im Team herstellen

Durch Gemeinsamkeiten unter den Teammitgliedern erwächst gegenseitiges Vertrauen und Verständnis. Verbindende Erlebnisse, ein gemeinsamer Arbeitsplatz oder regelmäßige Treffen fördern ein für die Teamarbeit wichtiges Wir-Gefühl. Sie bauen Vorurteile ab, und eine gemeinsame Identität kann sich entwickeln.

Wie gehen Sie mit religiösen Gepflogenheiten um?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Kulturen halten Feiertage verschiedener Religionen ein. Das sollten Führungskräfte bei den Arbeitszeiten und der Aufgabenverteilung berücksichtigen und respektieren. Voraussetzung ist, diese Feiertage zu kennen und die gleichen Maßstäbe an christlich und nicht-christlich geprägte Teammitglieder anzulegen.

So können Führungskräfte zum Beispiel Zeit für das Beten oder für die Einhaltung religiöser Gebote zulassen. Das betrifft auch das Speiseangebot bei Besprechungen, das entsprechend der religiösen Gepflogenheiten berücksichtigt werden sollte.

Sprachförderung in interkulturellen Teams

In interkulturellen Teams sprechen nicht alle Teammitglieder die gleiche Arbeitssprache oder sie beherrschen sie nicht gleich gut. Probleme bereitet oft die wörtliche Übersetzung von Begriffen, die nicht deren Bedeutung transportiert.

Weil dadurch Emotionen nicht richtig ausgedrückt werden können, kann das Vertrauen untereinander gestört werden oder Missverständnisse tauchen auf. Diejenigen, deren Arbeitssprache gleichzeitig die Muttersprache ist, dominieren Gespräche. Dadurch erscheinen sie kompetenter als diejenigen, die die Sprache nicht so gut beherrschen. Die Vielfalt an Perspektiven im Team geht verloren.

Sprachförderung durch Kurse und Mentoren, bei denen Kollegen ähnlicher Kultur- und Sprachprägung die Mitarbeitenden unterstützen, können diesen Tendenzen entgegenwirken. Außerdem sollten Muttersprachler darauf achten, dass sie der Situation angemessen langsam und deutlich sprechen.

Interkulturelles Coaching oder interkulturelle Mediation

Intervenierende Maßnahmen wie interkulturelle Coachings bieten sich vorwiegend für Führungskräfte und bei Spannungen innerhalb des Teams an. Das Ziel ist, Lösungsszenarien aufzuzeigen, um die Zusammenarbeit im Team zu fördern oder Konflikte zu lösen. Außerdem kann ein Coach als Ansprechpartner für interkulturelle Fragen das Team langfristig begleiten und beratend zur Seite stehen.

Interkulturelle Mediationen dienen der Vermittlung zwischen mehreren Konfliktparteien, wenn Probleme bereits eskaliert sind. Ziel ist, die Betroffenen zusammenzubringen und Konflikte abschließend zu klären.

Die Gefahr dabei: Teammitglieder der einen Kultur könnten sich angegriffen fühlen. Allerdings ist die Mediation oft eine letzte und dann die einzige Möglichkeit, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Praxis

Erfolgskontrolle interkultureller Teamarbeit

Gehen Sie die einzelnen Faktoren und die möglichen Maßnahmen für gute interkulturelle Teamarbeit in der folgenden Vorlage durch:

  • Welche Erfolgsfaktoren erfüllt Ihr Team?
  • Welche Maßnahmen setzen Sie bereits um?
  • Was fehlt (noch)?
  • Wo muss nachgebessert werden?

Dazu im Management-Handbuch

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